Puerto Rico: Ursache für den Einsturz des Arecibo-Radioteleskops geklärt

Eine aktuelle Analyse(öffnet im neuen Fenster) hat die Ursachen des Einsturzes des Arecibo-Radioteleskops in Puerto Rico im Jahr 2020 untersucht. Es kam demnach zu einer überraschenden Wechselwirkung zwischen der Funkelektronik von Arecibo und den traditionellen Methoden zur Verankerung der Kabel. Bei einer Inspektion wurde dieses Problem nicht erkannt.
Die Hauptantenne von Arecibo war über der darunter liegenden Schüssel an drei Hauptkabeln aufgehängt. Das Ende der Kabelbündel wurde beim Bau in Sockel eingeführt, auseinandergespreizt und dann wurde Zink hineingegossen. Das sollte die Lücke füllen und dann als Stopfen und Klebstoff fungieren, um die Kabel an Ort und Stelle zu halten.
Dem Bericht zufolge wurde dieses System jahrzehntelang in vielen Anwendungen sehr erfolgreich eingesetzt. Jedoch wurde festgestellt, dass sich der Kabelstrang und der Zinkstopfen in Arecibo im Laufe der Zeit langsam aus der Fassung lösten. Das wird in dem Bericht als Zinkkriechen bezeichnet.
Zwar wurde dies von Inspektoren festgestellt, aber als unbedenklich abgetan. Sie gingen davon aus, dass die technischen Spielräume groß genug seien, um ein Versagen an dieser Stelle zu verhindern.
Der phasenweise Einsturz des Arecibo-Radioteleskops
Tatsächlich versagte die Struktur genau an dieser Stelle im Sommer 2020 , als sich das erste Kabel löste(öffnet im neuen Fenster) . Das Observatorium wurde zuvor durch den Hurrikan Maria im Jahr 2017 in Puerto Rico verwüstet. Die Reparaturen dauerten noch an, als am 10. August 2020 gegen 2:45 Uhr morgens Ortszeit ein 7,6-cm-Hilfskabel brach, das eine Metallplattform stützte.
Dabei entstand ein 30 Meter langer Riss in der 300 Meter langen Reflektorschüssel des Teleskops. Außerdem wurden etwa sechs bis acht Platten entlang der Gregorianischen Kuppel des Observatoriums beschädigt, die über der Reflektorschüssel aufgehängt waren. Das gerissene Kabel verdrehte zudem eine Plattform, die als Zugang zur Kuppel diente.
Das zweite Kabel tat dies auf ähnliche Weise am 6. November 2020. Um 19:39 Uhr Ortszeit ereignete sich in einem der neun Zentimeter dicken Hauptstützkabel ein Bruch.
Vier solcher Kabel verliefen von jedem der Stütztürme zur 900 Tonnen schweren Plattform. Beide ausgefallenen Kabel waren am selben Turm befestigt, so dass die verbleibenden Kabel einer erheblichen zusätzlichen Belastung ausgesetzt waren.
Der aktuelle Bericht kam zu dem Schluss, dass das Zinkkriechen in der starken elektromagnetischen Strahlungsumgebung des Arecibo-Teleskops unerwartet beschleunigt wurde. Der eigene Radiowellensender lief mit einer Leistung von einem Megawatt und war wohl mitverantwortlich für das beschleunigte Zinkkriechen. Die Kabel waren über eine Stelle gespannt, an der die Strahlung besonders hoch war. Schließlich fiel die Konstruktion in sich zusammen.



