Distanzierungen von Enthüllungen und weitere Konsequenzen
Golem.de hat die genannten Unternehmen angefragt und wie auch schon den CCC um eine Stellungnahme zu den Berichten gebeten. Syseleven, die auch Golem.de hosten, teilen uns dazu mit: "Wir werden die für uns neuen Erkenntnisse prüfen und zeitnah über die Fortsetzung des Vertragsverhältnisses entscheiden. Bestätigt unsere Prüfung die Erkenntnisse, ist eine Beendigung der Geschäftsbeziehung die naheliegende Option."
Der Mitbegründer und Vorstand von Netuse, Roland Kaltefleiter, teilt uns mit: "Ich kann Ihnen versichern, dass diese politischen und weltanschaulichen Meinungen nicht von mir oder meinen Kollegen aus der Geschäftsleitung auch nur ansatzweise geteilt oder gebilligt werden."
Reaktion muss im Detail auch technisch geprüft werden
Ob und inwiefern die genannten Unternehmen jedoch unmittelbar so reagieren können oder wollen, wie dies der CCC umgesetzt hat, hängt im Detail aber auch von der tatsächlichen Beziehung zu Speedbone ab. So schreibt uns etwa Syseleven: "Wir nutzen Router als Durchgangsstrecke für unsere Internet-Upstream-Kunden in den Räumlichkeiten der Speedbone. Sollte die IT-Sicherheit der von Speedbone betriebenen Rechenzentren sich als ebenso löchrig wie die von Prosite erweisen, werden wir hier unsere Konsequenzen daraus ziehen."
Netuse teilt uns mit: "Da wir keine direkte Geschäftsbeziehung haben, (Peering ist in unserem Sinne keine solche), können wir diese nicht beenden. Wir stehen aber schon mit RETN in Kontakt und haben denen signalisiert, dass wir einen Umzug in Berlin umgehend mitgehen würden." RETN als Netzwerkbetreiber wiederum teilt uns mit, dass diese "neonazistische, antisemitische oder andere abscheuliche und illegale Aktivitäten in seiner Lieferkette" nicht duldeten. Nach einer entsprechenden Prüfung könnte der Anbieter aus den eigenen Geschäftsbeziehungen entfernt werden.
Auch der BCIX hat bereits eine Stellungnahme zu dem Vorfall veröffentlicht. Dort heißt es zu dem Standort von Speedbone: "Der BCIX ist dort Kunde und versorgt an diesem Standort einige Netze mit Peering-Dienstleistungen. (...) Der BCIX wird die Situation bei Speedbone weiter beobachten und zu gegebener Zeit weitere Schritte einleiten".
Der BCIX tritt auf Anfrage von Golem.de für eine "offene, tolerante und demokratische Gesellschaftsordnung" ein und der DE-CIX, der die BCIX-Dienste nutzt, distanziert sich von "rechtsextremen, antisemitischen und verschwörungstheoretischen Äußerungen". Weiter heißt es von BCIX: "Mögliche Konsequenzen aus dem Vorfall treffen wir in Absprache mit unseren Mitgliedern und Kunden."
Dabei reagieren nicht alle Unternehmen so direkt und offen auf unsere Anfragen. Die Deutsche Telekom möchte etwa keine direkte Stellungnahme abgeben und zieht sich auf ihre Position als Carrier an dem Standort zurück. Eine Geschäftsbeziehung darüber hinaus bestehe nicht. Für unsere Recherche haben wir die öffentlich bei Speedbone als Partner gelisteten Unternehmen sowie die Peering-Partner an besagtem Standort angefragt, darunter auch Purtel. Letztere lassen uns anwaltlich mitteilen, dass zwar ein Geschäftsverhältnis bestehe, Speedbone aber nicht der einzige Dienstleister dieser Art sei, sondern einer von vielen.
Eine Anfrage an Speedbone zu den Vorwürfen gegen den Chef hat uns das Unternehmen noch nicht beantwortet.
Nachtrag vom 10. November 2021, 16:37 Uhr
Strato teilt uns auf Anfrage mit: "Wir nutzen Speedbone bislang als Colocation-Dienstleister. Die Meinungen und Aktivitäten des Geschäftsführers waren uns bis gestern nicht bekannt. Wir prüfen die aktuellen Vorwürfe und behalten uns Konsequenzen für die weitere Zusammenarbeit vor."
Nachtrag vom 11. November 2021, 12:45 Uhr
Speedbone nannte auf seiner Webseite eigene Unternehmen als Carrier, darunter auch Plusserver. Severin Braun, CIO bei Plusserver, sagte dazu Golem.de auf Anfrage: "Wir haben keine bestehende Geschäftsbeziehung zu Speedbone oder Herrn Eckardt. Die Listung als Carrier ist falsch, eine Prüfung ergab, dass die Co-Location mit Anbindung an Speedbone technisch schon lange nicht mehr existiert. In diesem Sinne muss die Zusammenarbeit nicht beendet werden". Auch Plusserver distanziert sich von den Vorwürfen gegen den Speedbone-Chef und verurteile "jegliche Form von rechtsextremen und verschwörungsideologischen Inhalten".
Das Webseiten-Element mit der Aufzählung der Carrier ist inzwischen von der Webseite von Speedbone verschwunden, findet sich aber in einer archivierten Version der Webseiten beim Internet-Archive.
Nachtrag vom 12. November 2021, 10:26 Uhr
Prosite hat inzwischen auf seiner Webseite eine Stellungnahme veröffentlicht. Darin bestätigt die Firma, dass Anonymous auf Kundendaten Zugriff gehabt habe.
Zu den politischen Vorwürfen schreibt Prosite: "Rassismus- und Antisemitismusvorwürfe sind in den Medien immer wieder mit unserer Firma in Verbindung gebracht worden. Unser Team besteht aus Mitarbeitern verschiedenster Nationalitäten, die sehr betroffen darüber sind, dass solche Äußerungen über Sie getroffen wurden."
Der Prosite-Geschäftsführer hat sein Facebook-Konto mittlerweile gelöscht. "Ich möchte mich für unangebrachte oder missverständliche Postings auf meiner privaten Facebookseite entschuldigen."
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Prosite und Speedbone: CCC will Server nach Hildmann-Hoster-Hack umziehen |
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Die werden vermutlich einen 0815 Vertrag haben mit allem was die Firma angeblich an...
Immerhin nicht geplenkt ;-)
P.S.: Im übrigen sieht es wohl so aus, als habe diese Firma vor allem Rechtspopulisten...
Naja, wer wen als leichtgläubigen Dummkopf einschätzt ist irrelevant, denn die meisten...