Prorussische Hacker: Cyberangriff legt Vergabeportal tagelang lahm

Cyberkriminelle haben das Vergabeportal angegriffen und lahmgelegt. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung(öffnet im neuen Fenster) handelt es sich bei den Angreifern um die bekannte Hackergruppe Noname057(16), die dem prorussischen Spektrum zugeordnet wird. Die Attacke erfolgte in Form einer DDoS-Offensive, bei der die Webseite mit massenhaften Zugriffen überlastet wurde.
Über die Plattform werden täglich rund 30.000 Ausschreibungen der öffentlichen Hand zugänglich gemacht. Darunter befinden sich auch Aufträge der Bundeswehr. Zahlreiche Unternehmen nutzen das Portal als zentrale Schnittstelle für die Teilnahme an Vergabeverfahren etwa in den Bereichen Cybersicherheit und Gesundheitswesen.
Während des Angriffs konnten Firmen zeitweise nicht auf laufende Ausschreibungen zugreifen. Die Abgabe elektronischer Angebote war in dieser Phase nicht möglich. IT-Dienstleister gehen davon aus, dass Angebots- und Teilnahmefristen verlängert werden müssen.
Cyberangriff als Reaktion auf Waffenlieferungen
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik bestätigte den Vorfall. Ein Sprecher teilte der Süddeutschen Zeitung mit, man stehe mit der zuständigen Behörde in Kontakt. Auch das Bundesinnenministerium räumte einen IT-Sicherheitsvorfall ein. Hinweise auf Datenabflüsse oder erfolgreiche Kompromittierungen lägen nicht vor, hieß es aus Sicherheitskreisen.
Die Hacker sollen ihre Attacke aus Protest gegen die Lieferung von Patriot-Abwehrsystemen an die Ukraine gestartet haben. Sie hätten entsprechende Hinweise hinterlassen. Neben dem Portal waren offenbar auch eine Vergabeseite der bayerischen Landesregierung sowie Webauftritte des Landtags von Sachsen-Anhalt und dortige Polizeibehörden mögliche Ziele.
Nach einem Schlag internationaler Ermittler im Juli 2025 gilt der Angriff als Lebenszeichen der Hackergruppe. Damals schalteten Strafverfolgungsbehörden mehrerer Länder, darunter Deutschland, ein Netzwerk aus mehreren Hundert Servern ab. Das Bundeskriminalamt erwirkte Haftbefehle und bezeichnete die Gruppe als ideologisch geprägtes Hacktivisten-Kollektiv mit Nähe zu Russland.
In der Vergangenheit richteten sich die Angriffe von Noname057(16) gegen Unternehmen der kritischen Infrastruktur, Verkehrsbetriebe, Rüstungsfirmen und Behörden.



