Projekt E-Farm: Mein Windrad, mein Strom, mein Bus
In Nordfriesland wird die Energiewende mit Windkraft und Brennstoffzellenbussen schon umgesetzt.

Sieht so die Mobilität der Zukunft aus? Statt den Treibstoff für Busse und Autos aus der Erde zu fördern und dann über Tausende Kilometer zu transportieren, wird er vor Ort hergestellt - aus erneuerbaren Quellen. Anschließend wird er an Tankstellen geliefert, die nur ein paar Kilometer entfernt sind. Klingt utopisch? Ist aber Realität in Schleswig-Holstein.
- Projekt E-Farm: Mein Windrad, mein Strom, mein Bus
- Kurze Wege für den Wasserstoff
- Wie effizient ist E-Farm?
Im windigen Norden stehen viele Windräder, die Strom produzieren sollen. Aber oft genug stehen sie auch still, weil sie den Strom nicht in Netz einspeisen können. Im Jahr 2017 beispielsweise betrug die Ausfallarbeit 5,5 Terawattstunden. Ausfallarbeit ist die Menge an elektrischer Energie, die nicht ins Netz gespeist werden kann. Der Großteil entfällt auf Windkraft und der Großteil davon wiederum auf Norddeutschland.
Für uns Stromkunden ist das teuer: Die Betreiber der Windanlagen werden für die Ausfallarbeit über das Netzentgelt entschädigt. Das bedeutet, die Stromkunden bezahlen Strom, der nicht erzeugt wird. 2019 waren das 710 Millionen Euro.
E-Farm startete 2017
Verschiedene Projekte suchen deshalb nach Möglichkeiten, Windkraftanlagen auch dann zu nutzen, wenn Strom nicht ins Netz eingespeist werden kann. Vorreiter ist der in Reußenköge im Nordwesten Schleswig-Holsteins ansässige Energieversorger GP Joule: Er startete 2017 das Projekt E-Farm.
Ziel war zu verhindern, dass Windanlagen stillstehen. Gleichzeitig wollte der Energieversorger den Strom lokal nutzen, statt ihn über Hochspannungstrassen in andere Teile des Landes weiterzuleiten. Wichtig war die lokale Akzeptanz für das Projekt - weshalb am Anfang eine Machbarkeitsstudie stand. Erst danach seien Fördermittel beantragt worden, um das Projekt zu starten, erzählte GP-Joule-Chef Ove Petersen kürzlich während einer digitalen Exkursion durch die E-Farm.
Als Speichertechnik setzt das Projekt auf Wasserstoff: Fünf Elektrolyseure mit einer Leistung von jeweils 225 Kilowatt wandeln in den kleinen Orten Bosbüll, Langenhorn, Dörpum und Reußenköge Wind- und Sonnenstrom in Wasserstoff, der in speziellen Tanks gespeichert wird. Das Gas wird dann zu zwei Tankstellen in Niebüll und Husum transportiert. Seit Mai chauffieren zwei Brennstoffzellenbusse vom Typ H2.City Gold des portugiesischen Herstellers Caetanobus die Bewohner durch den Kreis Nordfriesland.
Die Wertschöpfung soll vor Ort passieren
Die Initiatoren des Projekts sind überzeugt, dass die Mobilität Akzeptanz für die Verkehrs- und Energiewende schafft. "Mobilität macht es auf einmal sichtbar: Warum haben wir eine Windmühle vor der Haustür? Warum gucke ich auf so etwas? Ich kann daraus tatsächlich einen Kraftstoff produzieren und mich emissionsfrei fortbewegen", sagte Petersen.
Das sei vorher nicht der Fall gewesen, erklärt er. "Der Strom ist einfach im Stromnetz verschwunden." Bleibe die Wertschöpfung jedoch vor Ort, werden die Windräder akzeptiert, so Petersens Annahme.
Die Rechnung ging auf: Rund die Hälfte des Etats von 16 Millionen Euro kam aus der Region. Rund 20 Privatinvestoren aus der Region, darunter Landwirte, Stadtwerke, Bürgerwind- und Solarparks, investierten über 3,5 Millionen Euro in das Projekt. Von Banken und Sparkassen vor Ort kamen 4,4 Millionen Euro. Die zweite Hälfte der Kosten übernahm die Bundesregierung.
2018 konnten die Arbeiten beginnen. Das Projekt erwies sich aber nicht immer als ganz einfach.
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Kurze Wege für den Wasserstoff |
So wie es die Norweger machen? Ist mir prinzipiell auch egal welches, aber die haben viel...
Ich denke darauf wollte er hinaus, nur muss der Bus 300km weit kommen auch im Winter...
Der Wasserstoff wird aber so oder so in der Stahlproduktion benötigt und bei 2000km...
Sicherlich aber selbst dann passt das nicht. Für die Verdichtung gegen ja 5kW drauf daher...