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Probefahrt mit dem MG S5 EV: Mittelklasse in der Mittelklasse

MG startet mit dem S5 in die Mittelklasse. Das Design des SUV wirkt etwas beliebig, doch wählt man die Luxury-Variante, bekommt man ein solides E-Auto .
/ Dirk Kunde
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Mal das Markenlogo in der Front abdecken und raten lassen, von welcher Marke das E-Auto stammt. (Bild: Dirk Kunde)
Mal das Markenlogo in der Front abdecken und raten lassen, von welcher Marke das E-Auto stammt. Bild: Dirk Kunde

Die Form hat man schon oft gesehen. Legt man seine Hand über das MG-Logo in der Front oder am Heck und lässt den Betrachter raten, werden bestimmt Marken aus der Stellantis- und Volkswagen-Welt genannt. Auch von anderen chinesischen Herstellern hat man die SUV-Form des MG S5 EV schon gesehen.

Somit hinterlässt das Design einen zwiespältigen Eindruck. Einerseits oft gesehen, orientieren sich die chinesischen Designer andererseits eben am europäischen Geschmack. Der S5 hat keine großen, glatten Flächen. Linien und Kanten in der Karosserie sorgen für Lichtbrechung und damit Reflexionen und Schatten, was den optischen Eindruck ein wenig interessanter macht.

Buchstaben- und Zahlensuppe

MG (Morris Garages) hat seine Ursprünge bei zweisitzigen Sportwagen in Großbritannien. Doch seit 2007 gehört die Marke zum staatlichen Autohersteller SAIC aus Shanghai. Der Hersteller hat eher Familienautos für den Massenmarkt im Blick.

Den Anfang machte hierzulande ein umgebauter Verbrenner mit Elektroantrieb unter der Bezeichnung ZS. Es folgten eine Schräghecklimousine mit der Nummer 4 und ein Kombi mit der Nummer 5. Der elektrische Roadster heißt Cyberster, das große SUV Marvel R.

Nun startet MG mit dem S5 EV ins elektrische B-Segment. Darüber hinaus sind Benzin- und Hybrid-Modelle mit Bezeichnungen wie HS im Angebot. Die Nomenklatur bei MG ist also verwirrend und bietet Interessenten wenig Orientierung.

Erfolgreich in Deutschland

Für den wirtschaftlichen Erfolg ist das aber kein Hindernis. Das Kompaktauto MG 4 gehört mit rund 28.300 Zulassungen seit 2023 zu den erfolgreichsten E-Autos chinesischer Hersteller in Deutschland.

Insgesamt registrierte das Kraftfahrtbundesamt rund 35.300 E-Auto-Zulassungen der Marke. Damit liegt MG deutlich vor BYD mit knapp 8.000 und Great Wall Motor (Ora) mit knapp 7.000 Zulassungen seit 2023.

MG erweitert sein Angebot um drei Versionen des S5. Es gibt zwei Comfort-Varianten mit kleiner (47,1 kWh) sowie großer Batterie (62,1 kWh). Die große Batterie ist auch in der Luxury-Variante verbaut, die am umfangreichsten ausgestattet ist.

Bergetappe in Südfrankreich

Unsere Testrunde findet mit der Luxury-Variante in Südfrankreich statt. Der Hersteller hat erst wenige S5-Modelle in Europa. Daher haben sich die deutsche und französische Presseabteilung für die Fahrveranstaltung zusammengetan.

Vom Flughafen in Nizza geht es hinauf in die Berge. Die Steigungen und engen Kurven der Route D2 haben Tour-de-France-Qualitäten. Von Meereshöhe geht es rund 1.000 Höhenmeter hinauf. Im Sport-Modus zieht der 4,48 Meter lange Wagen zügig in Richtung Berggipfel. Im Heck arbeitet ein E-Motor mit 170 kW und 350 Nm Drehmoment. Er beschleunigt den S5 aus dem Stand in 6,3 Sekunden auf 100 km/h.

Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 190 km/h, was wir in Frankreich nirgends ausprobieren können. Die Höchstgeschwindigkeit beim Comfort Standard Range liegt bei 170 km/h. Neben der kleineren Batterie ist hier ein 125-kW-E-Motor mit 250 Nm Drehmoment verbaut.

Bis zu 490 km Reichweite

Unser Testwagen verfügt im Gegensatz zu den beiden Comfort-Varianten über eine Wärmepumpe, eine elektrische Heckklappe, 18- statt 17-Zoll-Leichtmetallräder, eine 360 Grad-Kamera-Funktion, ein beheiztes Lenkrad und beheizte Vordersitze sowie das vollständige Konnektivitätspaket iSmart. Mit der großen Batterie liegt die Reichweite bei 465 km.

Die Version Comfort Long Range nutzt die gleiche Batteriegröße und bringt es damit auf bis zu 480 km. Standard Range bedeutet beim S5 eine Reichweite von 340 km.

Blau als Standard

Die Standardfarbe aller Versionen ist Picadilly-Blau-Metallic. Wählt man eine der übrigen fünf Farben, kostet es 650 Euro Aufpreis. Als Zubehör wird eine Anhängerkupplung angeboten. Deren Zuglast liegt bei 750 kg, die Stützlast bei 30 kg.

Letzteres ist zu wenig für einen Fahrradträger mit zwei E-Bikes. Das ist den deutschen Firmenvertretern bewusst. Sie wirken auf ihre chinesischen Kollegen ein, so dass die Stützlast mittelfristig auf 75 kg steigen könnte.

Einphasiges Laden

Auch in Sachen Wechselstrom-Ladeleistung müssten sie noch mal ein gutes Wort bei den chinesischen Managern einlegen. Die kleine Batterie lädt aus Kostengründen an Wechselstromanschlüssen nur einphasig. Das bedeutet maximal 3,7 kW an der heimischen 11-kW-Wallbox und rund 7 kW an öffentlichen 22-kW-Ladesäulen.

Die größere Batterie nutzt dreiphasig 11 kW. Schnellladen (DC) ist bei der kleineren Batterie bis mit zu 120 kW und bei der größeren mit bis zu 139 kW möglich. So dauert ein Ladestopp von 10 auf 80 Prozent 24 beziehungsweise 28 Minuten. Während die Luxury-Version mit aktiver Ladeplanung die Batterie rechtzeitig vor einem Ladestopp vorkonditioniert (erwärmt), bieten die beiden Comfort-Varianten aufgrund fehlender Routen- und Ladeplanung eine manuelle Erwärmung der Batterie an.

Flache Batterie und hochwertige Innenausstattung

Alle Varianten des S5 basieren auf der Modular Scalable Platform (MSP) von SAIC. Sie wurde speziell für E-Autos mit leichtem Chassis konzipiert. Daher verwenden auch der Cyberster und der MG 5 die MSP. Mit dem Heckantrieb ist der S5 bei der Gewichtsverteilung in der hinteren Hälfte etwas schwerer (57 Prozent).

Das Batteriepaket misst nur 110 mm in der Höhe. Das ist sehr flach und ermöglicht im 1,62 m hohen SUV ausreichend Kopffreiheit für die Insassen. Sie beträgt 1,03 m vorn und 967 mm auf der Rückbank. Die lässt sich geteilt (40:60) umklappen. So werden aus 453 Liter Stauraum 1.441 Liter. Unter dem Kofferraumboden ist Platz für ein Ladekabel. In der Front verzichtet der Hersteller auf die Möglichkeit für weiteren Stauraum.

Während ich mit 1,85 m Körpergröße hinten ausreichend Kopffreiheit genieße, fällt die Beinfreiheit etwas knapp aus. Längere Strecken würde ich hier nur ungern aussitzen.

Außerdem müsste ich mir den USB-C-Anschluss mit meinem Sitznachbarn teilen. Vorn gibt es zwei USB-Anschlüsse im Ablagefach der Mittelkonsole. Rechts vom Rückspiegel befindet sich ein USB-A-Anschluss. Der ist für die Energieversorgung einer optionalen Dashcam an der Frontscheibe gedacht.

Auf der Ablagefläche der Mittelkonsole lädt ein Smartphone kabellos mit bis zu 40 Watt. Diese Fläche ist mit synthetischem Stoff (Dinamica) bezogen, der Wildlederanmutung hat. Ein weiteres Smartphone wird hochkant in einer Halterung platziert, allerdings ohne zu laden. Davor befinden sich zwei Getränkehalter.

Äußerst dezent wurde rund um das Gangwahlrad und die Parkbremse mit glänzendem Klavierlack gearbeitet. Ansonsten dominiert bei der Innenausstattung ein Duett aus grauen und schwarzen Kunststoffflächen. Das wirkt alles hochwertig. Sämtliche Flächen, die mit Händen oder Armen berührt werden, fühlen sich angenehm an. Auf dem schwarzen Streifen in der Mitte der Sitze ist der Markenname eingearbeitet.

Einsteigen, losfahren

Es gibt keinen Startknopf. Der MG S5 EV ist eingeschaltet, sobald jemand auf dem Fahrersitz Platz nimmt. Dieser lässt sich in der Luxury-Version elektrisch verstellen. Der Beifahrer macht das manuell.

Leider haben die Ingenieure auch hier zu stark ihren Heimatmarkt im Blick gehabt. Die vorderen Sitzflächen sind für Europäer zu kurz. Meine Oberschenkel ragen deutlich über die Sitzfläche hinaus. In Höhe und Länge würde man sich mehr Auflagefläche wünschen.

Drehknopf fürs Klima

Zum iSmart-Paket gehört eine App, mit der man den Batteriestatus abrufen, das Fahrzeug öffnen und Routen ans Fahrzeug senden kann. Der Startbildschirm des 12,8-Zoll-Touch-Displays zeigt Kacheln für Navigation, Medienwiedergabe, Klimatisierung, Wettervorhersage sowie die App-Verbindung per Apple oder Android.

Unterhalb des Bildschirms befindet sich eine Leiste mit physischen Knöpfen. Damit lassen sich schnell Lautstärke, Klimatisierung und Warnblinker aktivieren sowie eine beschlagene Frontscheibe freipusten.

Ladeplanung abgebrochen

Die Routenführung per Apple Carplay funktioniert auf unserer Fahrt problemlos. Eine Fahrt von Antibes ins 455 km entfernte Lyon mit der Fahrzeugsoftware berechnen zu lassen, dauert allerdings ungewöhnlich lange. Dabei ist der Mobilfunkempfang im Hafen der südfranzösischen Stadt sehr gut.

Erst wenn die Route steht, kann man auf Ladehalte hinzufügen tippen. Die passenden Ladestationen werden dann mit Ladeleistung sowie geplanter Dauer angezeigt. In den Einstellungen kann man bestimmte Anbieter favorisieren. Beim Test für eine längere Fahrt nach Paris oder zurück nach Deutschland bricht die Ladeplanung ab beziehungsweise liefert eine Fehlermeldung. Angeblich liegen die Ladepunkte zu weit auseinander. Das spricht für eine zu geringe Datenbasis in der Software.

Assistenten abschalten

Im Menüpunkt MG Pilot lassen sich unerwünschte Assistenten wie die Geschwindigkeitsbegrenzungserkennung (Tempowarner), Spurhalter oder die Überwachung der Fahrermüdigkeit abschalten. Die Auswahl speichert man als "MG Pilot individuell" und aktiviert sie über den Startbildschirm. Dazu wischt man mit dem Finger vom oberen Bildschirmrand nach unten und erhält alle Kurzwahloptionen.

Neben dem MG Pilot gehören in der Luxury-Version unter anderem die elektrische Heckklappe sowie die Bergabfahrhilfe (HDC) dazu. Als Fahrmodi stehen Normal, Sport, Komfort, Schnee sowie eine benutzerdefinierte Kombi zur Verfügung.

Die Rekuperationsleistung verändert sich mit den Fahrmodi beziehungsweise der Wahl des Ein-Pedal-Antriebs. Auf höchster Stufe greift die Verzögerung mit etwas zeitlichem Verzug und so sanft, dass es für Mitfahrer nicht unangenehm wird.

Abbiegekamera

Ist man in der Stadt unterwegs, sieht man beim Abbiegen das Bild der Kamera im Außenspiegel (toter Winkel) auf dem Bildschirm. So übersieht man keine Fußgänger oder Radfahrer. Leider wird diese Kameraansicht nicht beim Überholen auf der Autobahn angeboten.

Beim Einparken nimmt das Kamerabild den gesamten Bildschirm ein. Dabei liefert die Kamera bei Tageslicht ein überraschend gutes Bild. Auch die errechnete 360-Grad-Ansicht von oben ist für diese Fahrzeugklasse qualitativ sehr gut.

Geringer Verbrauch

Bei den Ortsdurchfahrten in den Bergen sind wir froh, dass der Wagen nur 1,85 m in der Breite misst. Laut Broschüre liegt der Verbrauch der drei Varianten zwischen 15,5 und 16,5 kWh auf 100 km. Bei einem Fahrzeuggewicht von 1.710 bis 1.800 kg inklusive des Fahrers und einem cW-Wert von 0,27 ist das ein guter Verbrauch.

Umso überraschter sind wir am Ende unserer Testrunde, als auf dem Fahrerbildschirm der Luxury-Variante ein Durchschnittsverbrauch von 13,6 kWh erscheint. Unser Anstieg auf rund 1.000 Höhenmeter dürfte den Verbrauch über den WLTP-Wert gebracht haben, doch die Rekuperation auf dem Weg zurück in Richtung Meer dürfte hier ihre volle Wirkung entfaltet haben.

Fazit

Der MG S5 EV bereichert die Auswahl in der elektrischen Mittelklasse. Allerdings ohne besondere Auffälligkeiten - weder im schlechten noch im guten Sinne.

Fällt die Ladeplanung für Deutschland schneller und zuverlässiger aus, bekommt man ein solides E-Auto für sein Geld. Los geht es bei 37.990 für Comfort Standard Range. Long Range beginnt ab 42.990 Euro und 44.990 Euro ist der Startpreis für die Luxury-Variante. Verkaufsstart ist am 19. Mai 2025.

Aufgrund der Einschränkungen bei der AC-Ladeleistung sowie der Routen- und Ladeplanung in den Comfort-Varianten ist die Luxury-Variante die beste Wahl. MG geht davon aus, dass die meisten Kunden das E-Auto leasen. Die Leasingrate für Standard Range startet bei 259 Euro pro Monat.

Offenlegung: Die Kosten für die Reise nach Nizza hat MG übernommen. Unsere Berichterstattung ist davon nicht beeinflusst und bleibt gewohnt neutral und kritisch. Der Artikel ist, wie alle anderen auf unserem Portal, unabhängig verfasst und unterliegt keinerlei Vorgaben seitens Dritter.


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