Zum Hauptinhalt Zur Navigation

Probefahrt im Mercedes-Benz CLA: Das reicht schon ziemlich weit

Der neue Mercedes-Benz CLA hält in der Praxis viel von dem, was der Hersteller verspricht. Das Elektroauto reagiert bisweilen aber etwas eigenwillig.
/ Friedhelm Greis
81 Kommentare News folgen (öffnet im neuen Fenster)
Der Mercedes-Benz CLA überzeugt duch seine große Reichweite und eine hohe Ladeleistung. (Bild: Friedhelm Greis/Golem.de)
Der Mercedes-Benz CLA überzeugt duch seine große Reichweite und eine hohe Ladeleistung. Bild: Friedhelm Greis/Golem.de

Eigentlich ist es noch gar nicht so lange her, dass wir mit dem EQA die elektrische Einstiegsklasse von Mercedes-Benz getestet haben. Doch zwischen dem Kompakt-SUV aus dem Jahr 2021 und der Elektrolimousine CLA von 2025 liegen automobiltechnische Welten: Auf einer ersten Probefahrt in und um Kopenhagen wird deutlich, welche Fortschritte E-Mobilität, Vernetzung und KI-Systeme in wenigen Jahren gemacht haben. So sehr, dass man sich bisweilen bevormundet fühlt.

Die nackten Zahlen sind schon beeindruckend. Auf einer Testrunde bei sommerlichen Temperaturen Anfang Juli 2025 verbrauchte der CLA 350 4Matic nur 14,6 Kilowattstunden (kWh) pro 100 km. Die Durchschnittsgeschwindigkeit lag auf der 220 km langen Strecke bei 58 km/h. Der CLA 250+, wobei das Plus für die Version mit maximaler Reichweite steht, benötigte auf einer 145 km langen Runde noch etwas weniger Strom. Auf beiden Fahrten gab es längere Autobahnabschnitte mit bis zu 130 km/h.

Das sind sehr gute Verbrauchswerte, die bei einer nutzbaren Akkukapazität von 85 kWh im Sommer realistische Reichweiten von 550 km ergeben. Zum Vergleich: Der EQA brauchte auf unserer Testfahrt damals durchschnittlich 23,4 kWh, was bei der Akkukapazität von 66,5 kWh nicht einmal für 300 km reichte. Auf der Webseite des CLA(öffnet im neuen Fenster) lässt sich über einen Reichweitenrechner simulieren, wie weit man mit einer Akkuladung je nach Temperatur und Streckenprofil kommt.

Mercedes-Benz CLA Probe gefahren
Mercedes-Benz CLA Probe gefahren (06:15)

Ladeleistung von bis zu 345 kW

Im Frühjahr 2021 freuten wir uns, dass wir mit dem EQA an einer Ionity-Säule tatsächlich mit 100 kW laden konnten. Mit dem CLA sind inzwischen Ladeleistungen bis zu 350 kW möglich. Das geht aus dem bereitgestellen Bildmaterial von Mercedes hervor. Testen konnten wir das allerdings nicht. Denn nach den gefahrenen 220 km war der Akku immer noch zu 58 Prozent gefüllt. Bei einem Ladestand von 73 Prozent nach der zweiten Testrunde gab das System eine maximale Ladeleistung von 79 kW an. Allerdings ohne Vorkonditionierung des Akkus.

Die Werte zeigen: Mit der neuen MMA-Plattform macht Mercedes-Benz beim Elektroantrieb einen großen Sprung nach vorn. Reichweite und Ladeleistung sind voll langstreckentauglich. Sogar beim Verbrauch lässt der CLA das effiziente Tesla Model 3 hinter sich, das laut ADAC durchschnittlich 18,6 kWh auf 100 km benötigt(öffnet im neuen Fenster) . Von der Ladegeschwindigkeit ganz zu schweigen.

Erstmals MB.OS eingebaut

Auf der 1.000 km langen Strecke von Kopenhagen nach München berechnete die Routenplanung nur zwei Ladestopps mit einer Gesamtdauer von 28 Minuten. Das ist auch mit einem Verbrenner kaum schneller zu schaffen. Warum die vorgeschlagene Route dennoch nicht geeignet war, wird weiter unten erläutert.

Neben dem neuen Antrieb setzt Mercedes-Benz im CLA erstmals das selbst entwickelte Betriebssystem MB.OS ein. Das gibt den Entwicklern bessere Möglichkeiten, den Code zu aktualisieren und externe Dienstleister wie Google Gemini, ChatGPT4o oder Microsoft Bing einzubinden. Solche Chatbots erschienen beim EQA-Test im Jahr 2021 noch wie Zukunftsmusik.

Der Innenraum des CLA wirkt hingegen nicht wie aus einer anderen Welt.

Neuer Superscreen über den gesamten Innenraum

Auffällig ist der neue "Superscreen" , der aus drei Teilen besteht und sich bis auf die Beifahrerseite erstreckt. Noch lässt sich der CLA nur ohne Beifahrerdisplay bestellen. Das soll jedoch später gegen Aufpreis verfügbar sein. Ohne Aufpreis ist dort nur ein "Zierteil mit Starpattern-Grafik" integriert.

Der berührungsempfindliche Zentralbildschirm hat eine Diagonale von 14 Zoll. Das Display gefällt uns von den Proportionen her besser als beispielsweise beim Audi A6 E-Tron, da die Anzeige nicht so flach gehalten ist. Die durchgängige Glasfläche über den gesamten Innenraum verhindert jedoch, dass die Anzeige auf den Fahrer ausgerichtet werden kann. Zudem wird der linke Teil des Bildschirms durch das Lenkrad verdeckt.

Oben in der Mitte des Bildschirms befinden sich eine Infrarotkamera, um die Aufmerksamkeit des Fahrers zu überwachen. Diese befand sich bei Mercedes bislang hinter dem Lenkrad. Zwischen den Infrarotsensoren ist eine Multifunktions-Innenraumkamera positioniert.

Diese dient der Gesichtserkennung, um Fahrerprofile freizuschalten. Zudem lässt sich darüber an Videokonferenzen teilnehmen, beispielsweise per Microsoft Teams. Auf der Testfahrt zeigte sich jedoch, dass ein einfaches Login mit dem Microsoft-Konto dazu nicht ausreichte. Der Teams-Administrator hätte den Zugang zusätzlich freischalten müssen.

Bedienung verbesserungswürdig

Haptische Bedienelemente gibt es weiterhin: Neben zwei Lenkradbedienfeldern gibt es einen Fahrwahlhebel am Lenkrad, mit dem sich auch die Rekuperation einstellen lässt. Die bisherigen Wippen rechts und links am Lenkrad fallen weg.

Die beiden Testfahrzeuge verfügten noch über kapazitive Schalterfelder für den Tempomaten (Distronic) und die Lautstärkeregelung. Während uns dies bei der Distronic nicht störte, war der Touchslider für die Lautstärke viel zu empfindlich eingestellt. Bei einem leichten Streichen über die Fläche drehte die Anlage voll auf.

Es ist daher zu begrüßen, dass Mercedes schon mit dem CLA Shooting Brake wieder zur haptischen Wippe für die Distronic und zur Walze für die Lautstärke zurückkehrt. Ein Sprecher teilte auf Nachfrage mit, dass dies bei der Limousine ebenfalls geplant ist, allerdings erst im kommenden Jahr.

Großes Fahrerdisplay mit Navigation

Im Gegensatz zu anderen Herstellern wie Tesla setzt Mercedes weiter auf ein großes LC-Fahrerdisplay mit einer Diagonale von 10,25 Zoll. Allerdings gibt es keine veränderbaren Darstellungsmodi wie beim EQA mehr. Über ein Fingerpad lassen sich jedoch die angezeigten Inhalte verändern.

Eher klassisch wirken die beiden digitalen Rundelemente rechts und links mit den Verbrauchsangaben in der Mitte. Über die Pfeiltasten lässt sich zum einen die Navigation auf die gesamte Breite der Anzeige bringen. Zum anderen kann das System die erkannte Umgebung darstellen, was je nach genutztem Assistenzsystem hilfreich sein kann. Ein Head-up-Display ist separat für 892,50 Euro oder über das "Premium-Plus-Paket mit Digitalen Extras" für 5.432,35 Euro bestellbar.

Was zweifellos fehlt: Am Lenkrad gibt es keine Tasten, um zwischen Musiktiteln und Radiosendern hin- und herzuspringen. Beim Drücken der Pfeiltasten werden kontextbezogene Menüs aufgerufen, beispielsweise das Abbrechen der Navigation. Das ist aber alles andere als intuitiv.

Bitte den Geschwindigkeitsquatsch ausschalten!

Ebenfalls ist es nicht möglich, über eine Lenkradtaste den Sprachassistenten aufzurufen. Das geht über den Aufruf "Hey Mercedes" sowie über eine eher schlecht erreichbare Taste an der Mittelkonsole und die vom Fahrer maximal entfernt gelegene Visualisierung des Assistenten in Mercedes-Stern-Optik auf dem Zentralbildschirm.

Die Stummschaltetaste am Lenkrad hat noch eine weitere wichtige Funktion: Wird sie etwas länger gedrückt, schaltet sich der gesetzlich vorgeschriebene Tempolimitwarner ab. Diese Funktion nervt viele Autofahrer, so dass Mercedes noch zwei weitere Möglichkeiten für dessen Deaktivierung vorgesehen hat: zum einen über ein gut erreichbares Tempolimit-Icon links oben am Zentralbildschirm, zum anderen über den Sprachassistenten.

Doch versteht die freundliche Stimme in diesem Fall, was gemeint ist? Schließlich dürften nur die wenigsten Fahrer wissen, unter welchem Begriff diese Funktion im System abgespeichert ist. Auf Wunsch von ganz oben sollten die Entwickler nichts dem Zufall überlassen. Auf die Anweisung: "Bitte den Geschwindigkeitsquatsch ausschalten!" übersetzt die Assistentin höflich: "Ich schalte den Warnton für das Geschwindigkeitslimit für die Dauer dieser Fahrt aus." Frustrierte Fahrer können aber nicht damit rechnen, dass jeder Kraftausdruck für die Funktion verstanden wird.

Gute Verkehrszeichenerkennung

Was im Grunde auch nicht nötig ist. Denn die Verkehrszeichenerkennung im CLA funktionierte auf den Testfahrten ziemlich gut. Zudem erfolgt der Warnhinweis beim Überschreiten der Geschwindigkeit sehr dezent. In verschiedenen Situationen war überhaupt kein Warnton zu vernehmen. Erst recht nicht, wenn gerade die Musik etwas lauter aufgedreht ist.

Das Besondere an dem neuen Sprachassistenten: Mercedes integriert über das neue Betriebssystem MB.OS und die vierte Generation des Infotainmentsysteme MBUX die KI-Agenten mehrerer Anbieter in einem System. Der neue CLA sei daher "der intelligenteste Mercedes-Benz aller Zeiten" .

Nvidia-Chip unter dem Kofferraum

Anders als beim Concept CLA der IAA 2023 befindet sich im Serienmodell der wassergekühlte Nvidia-Chip nicht illuminiert in der Mittelkonsole. Das Steuergerät ist gut versteckt unter dem Kofferraumboden untergebracht. Das gesamte Modul stammt nach Informationen von Golem.de von einem deutschen Zulieferer. Die Rechenleistung reicht aus, um das Infotainment flüssig zu betreiben. So benötigte der CLA für die Berechnung einer 1.000 km langen Route von Kopenhagen nach München inklusive zwei Ladestopps rund 15 Sekunden.

Mercedes nutzt dazu die Navigationsdaten von Google Maps. Mercedes und Google entwickelten demnach einen neuen Automotive AI Agent von Google Cloud, der Google Maps integriert. Allerdings hat das System noch Verbesserungspotenzial. So war es nicht möglich, die vorgeschlagene Route so zu ändern, dass die Fährverbindung zwischen dem dänischen Hafen Gedser und Rostock vermieden wurde. Zur Hauptsaison ist es nicht unbedingt ratsam und auch teuer, ohne Vorbuchung diese Fähre zu nehmen.

Auf dem Display erschien zwar kurz eine Alternativroute über Hamburg, doch nach wenigen Sekunden wurde wieder die alte Route angezeigt. Das wurde nach weiteren Aufforderungen nicht besser, so dass der Sprachassistent irgendwann komplett ausstieg.

Nicht wie gewünscht funktionierte zudem die Auswahl von Ladestopps.

Das Auto bevormundet den Fahrer

Zunächst fällt auf, dass Mercedes die Liste mit den geplanten Ladestopps hinter einer weiteren Ebene versteckt. Dort ließ sich ein Ladestopp zwar durch eine andere Station ersetzen. Doch nach dem erneuten Berechnen der Route tauchte fast immer der ursprüngliche Ladestopp wieder auf. Da drängt sich der Eindruck auf, dass das Navigationssystem den Fahrer bevormundet.

In mancher Hinsicht ist das von Mercedes sogar gewollt. So lässt sich der CLA bekanntlich nicht an 400-Volt-Säulen aufladen. Dem Hersteller zufolge ist das kein Problem, da es inzwischen genügend 800-Volt-Systeme an den Ladestationen gibt. Ebenfalls wird argumentiert, dass man den Kunden die reduzierte Ladeleistung an den 400-Volt-Säulen ersparen möchte. Doch zur Not lädt man sicher lieber mit 150 kW als gar nicht. Es ist sicher kein Zufall, dass Mercedes beim geplanten Elektro-SUV GLC diese Entscheidung korrigiert. Das Auto soll "länderspezifisch" einen DC-Konverter erhalten.

Keine manuelle Vorkonditionierung

Als Bevormundung können Kunden zudem die Entscheidung empfinden, dass Mercedes bewusst auf eine manuelle Vorkonditionierung des Akkus verzichtet. Nur wenn in der Navigation eine Ladestation als Ziel ausgewählt wurde, wird die Batterie auf die optimale Ladetemperatur gebracht. Die Entwickler begründen dies damit, dass auf diese Weise eine zu frühe Vorkonditionierung verhindert werden soll, was einen unnötigen Energieverbrauch darstelle. Das System könne besser berechnen, wann aufgrund der Verkehrssituation der Akku vorgewärmt werden müsse. Das bedeutet jedoch: Wer zu seinem Supermarkt fährt und dort den Schnelllader nutzen möchte, muss dazu jedes Mal die Navigation aufrufen.

Die Entwickler sind stolz darauf, dass sie in das MBUX je nach Kontext unterschiedliche KI-Dienste einsetzen können. So nutzt der Sprachassistent auf Basis von ChatGPT-4o und der Suchmaschine Bing von Microsoft aktuelle Informationen aus dem Internet. Auf die Frage "Was läuft heute Abend im Kino in Kopenhagen?" antwortete die Computerstimme umgehend: "Einer der Filme, der heute am 3. Juli 2025 startet, ist die Premiere von Lotte & Totte - Min første ven."

Google Gemini für Navigationsziele

Dieser Film ist keine Halluzination gewesen, sondern startete wirklich an diesem Tag. Allerdings nicht in dem auf Nachfrage vorgeschlagenen Kino. Hinter dem Nordisk Film Biografer steckt die größte dänische Kinokette und kein konkreter Vorführort. Der Vorschlag, die Webseite des angeblichen Kinos aufzurufen, war zumindest hilfreich. Die Antworten des Assistenten kamen praktisch verzögerungsfrei, was auch für die Frage nach dem Wetterbericht galt.

Bei Fragen rund um die Navigationsziele kommt hingegen Google Gemini zum Einsatz. "Der Automotive AI Agent von Google Cloud wurde mit Gemini über Vertex AI entwickelt und ist speziell auf die Automobilindustrie abgestimmt" , heißt es. Der MBUX-Assistent wechselt dabei zwischen Google und ChatGPT je nach Thema hin und her. Das bemerkt der Fahrer jedoch nicht.

Bei bestimmten Themen haben die Entwickler aber Schranken eingebaut.

Keine Mercedes-Fahrer-Witze auf Lager

Statt eines gewünschten Witzes über Mercedes-Fahrer erzählte die Stimme den wohl ältesten Piratenwitz(öffnet im neuen Fenster) . Auf die Frage nach Witzen über Autofahrer antwortete der Assistent: "Entschuldigung. Aber deutsche Ingenieure sind nicht für ihren Humor bekannt."

Neben dem MBUX integriert das Betriebssystem noch die Fahrassistenzsysteme unter dem Begriff MB.Drive. Der CLA verfügt über acht Kameras, fünf Radarsensoren und zwölf Ultraschallsensoren. Die Sensorausstattung ist bei allen Modellen gleich, selbst wenn bestimmte Assistenzsysteme wie Drive Assist nicht gleich beim Kauf geordert werden. Im Konfigurator ist daher nur von "digitalen Extras" die Rede. Die Hardware ist bereits vorhanden.

Level 2++ zunächst nur in China

Mercedes verzichtet beim CLA auf eine Stereokamera und setzt stattdessen eine Fernkamera ein. An beiden Außenspiegeln befinden sich jeweils zwei Kameras. Das soll künftig im Stadtverkehr neue Assistenzfunktionen nach der Automatisierungsstufe 2++ ermöglichen. "Die Markteinführung ist zunächst für die chinesische Variante im Jahr 2025 geplant, da der dortige regulatorische Rahmen dies zulässt. Auch in den USA besteht diese regulatorische Möglichkeit, die Markteinführung ist für 2026 geplant" , schreibt das Unternehmen.

Weitergehende Systeme nach Level 3 oder gar Level 4, wie den Drive Pilot beim EQS , soll es hingegen nicht geben. Anders als Tesla setzt Mercedes ab Level 3 auf zusätzliche Sensoren wie Laserscanner und redundante Brems- und Lenksysteme. Im Einstiegssegment ist das jedoch zu teuer. Immerhin gibt es zwei Antennensysteme, die im Falle eines Unfalls sicherstellen sollen, dass ein Notruf abgesetzt werden kann.

Assistierter Spurwechsel möglich

Auf unserer Testfahrt funktionierte der Abstandsregeltempomat in Verbindung mit dem Lenkassistenten zuverlässig. Die kapazitive Freihanderkennung ist komfortabel. Allerdings verlangt der CLA beim assistierten Spurwechsel, dass sich die Hände permanent am Lenkrad befinden. Sonst wird der Vorgang abgebrochen. Die im Heck befindlichen Radare dienen dazu, den rückwärtigen Verkehr zu erkennen.

Die Navigation berücksichtigt die Verkehrsschilder und die Streckenführung, um die Geschwindigkeit automatisch und vorausschauend anzupassen. So wird vor Kreisverkehren, Kreuzungen oder engen Kurven automatisch gebremst. Der CLA kann bis zu einer Leistung von 200 kW rekuperieren, um möglichst viel Bremsenergie wieder in den Akku bringen.

Schon der CLA 250+ ist mit einem Hinterradantrieb von 200 kW (268 PS) ausreichend motorisiert. Damit wird die Limousine mit ihrem Leergewicht von 2.055 kg in 6,7 Sekunden von null auf 100 km/h beschleunigt. Der CLA 350 mit Allradantrieb verfügt über 260 kW (349 PS) und braucht 4,9 Sekunden für die Beschleunigung aus dem Stand. Beide Modelle werden bei 210 km/h abgeregelt.

Der CLA ließ sich über enge und kurvenreiche Landstraßen in Dänemark gut steuern.

Zweiganggetriebe für größere Effizienz

Die Lenkung ist präzise, das stahlgefedertes Komfortfahrwerk mit Dreilenker-Vorderachse hält das Elektroauto sicher auf der Straße. Hinten ist laut Mercedes eine neu entwickelte Raumlenkerachse verbaut.

Das Zweiganggetriebe in der Hinterradachse dient anders als beim Porsche Taycan(öffnet im neuen Fenster) nicht unbedingt dazu, eine brachiale Motorleistung besser auf die Straße zu bringen. Das Getriebe ist zusammen mit dem Permanenterregten Synchronmotor (PSM) und dem Siliziumkarbid-Inverter in der Antriebseinheit (EDU 2.0) integriert.

Das Getriebe dient vor allem dazu, den Motor je nach Geschwindigkeit im effizientesten Drehzahlbereich zu betreiben. Die hohe Übersetzung von 11 zu 1 im ersten Gang soll zudem ermöglichen, dass der Hecktriebler einen Anhänger mit bis zu 1,5 Tonnen Gewicht ziehen kann. In den zweiten Gang wird je nach Fahrprogramm und Fahrsituation zwischen 60 und 110 km/h geschaltet. So werde im Sportprogramm "die Schaltung immer hart bei 110 sein" , erläuterte ein Entwickler.

Hoher Wirkungsgrad des Antriebs

Die vordere Maschine wird je nach Bedarf zugeschaltet, um Schleppverluste im Leerlaufbetrieb zu vermeiden. Dadurch erreicht die gesamte Antriebseinheit laut Mercedes einen Wirkungsgrad von 93 Prozent.

Doch nur über einen effizienten Antrieb lassen sich keine großen Reichweiten erzielen, vor allem nicht bei höheren Geschwindigkeiten auf der Autobahn. Den Entwicklern zufolge macht der Antrieb bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 97 km/h nur 9 Prozent des Stromverbrauchs aus. Die Überwindung des Luftwiderstands benötigt hingegen 57 Prozent. Weitere 22 Prozent trägt der Rollwiderstand bei, die übrigen 12 Prozent werden für andere elektrische Funktionen wie die Klimatisierung oder das Infotainment benötigt.

Sehr niedriger cw-Wert

Mit einem cw-Wert von 0,21 bewegt sich der CLA schon am unteren Ende dessen, was aerodynamisch bei einem Serienauto möglich ist. Die Antriebseffizienz dürfte sich ebenfalls kaum noch steigern lassen. Das heißt: Größere Reichweiten sind vermutlich nur noch mit größeren Akkus zu erzielen. Auf diesem Gebiet sind jedoch noch größere Fortschritte möglich, beispielsweise durch Festkörperakkus.

Was den Motor betrifft, so ist Mercedes bei der Fertigung immer noch auf Seltenerdmetalle für den magnetischen Rotor angewiesen.

Geringer Bedarf an Seltenerdmetallen

Das stellt in Zeiten von globalen Handelskriegen ein Produktionsrisiko dar, wenn China beispielsweise den Export dieser Metalle stark einschränkt . Laut Mercedes werden in den Motoren solche Metalle allerdings nur "minimal" eingesetzt.

"Sie werden vor allem benötigt, um die thermische Stabilität (Koerzitivfeldstärke) in bestimmten Betriebspunkten herzustellen. Die eigentliche Funktion des grundsätzlich elektromagnetisch induzierten Kraftfeldes zwischen Rotor und Stator wird über grundmagnetische Eigenschaften der Permanentmagnete erzeugt" , sagte ein Sprecher auf Anfrage. Dabei spielten neben Eisenverbindungen bestimmte Legierungen wie Neodym-Eisen-Bor eine wichtigere Rolle als die schweren seltenen Erden. Andere Hersteller wie BMW nutzen für den Antrieb stromerregte Motoren, die ohne Permanentmagnete auskommen.

Neuer Frunk mit großem Stauraum

Die Gewichtsersparnis durch den effizienteren Antrieb hat aber noch weitere Vorteile. Am deutlichsten ist das am Stauraum unter der Fronthaube erkennbar. Je schwerer ein Auto ist, desto mehr Material wird benötigt, um die Bewegungsenergie aufzufangen .

Hinter der neuen technischen Konstruktion für die Knautschzone steckt zudem ein Mentalitätswechsel. Auch Mercedes-Benz-Fahrern darf künftig zugemutet werden, die Fronthaube zu öffnen.

Zweimal am Griff ziehen

Dazu gibt es links neben der Fahrertür den üblichen Griff zum Öffnen der Haube. Beim CLA muss dieser zwei Mal hintereinander gezogen werden. Dann lässt sich die Haube ohne eine zusätzliche Entriegelung öffnen, was aus Sicherheitsgründen nur im Stand möglich ist. Der Stauraum ist mit 101 Litern recht groß und reicht nicht nur für das Ladekabel, sondern sogar für einen kleinen Koffer. Noch komfortabler wäre es, wenn sich der Frunk per Autoschlüssel oder über die App öffnen ließe.

Bei der Heckklappe ist das serienmäßig über den Schlüssel möglich. Um den Kofferraum per Fußgeste zu öffnen, muss jedoch das Premium-Paket mit Digitalen Extras für 3.230,85 Euro bestellt werden. Seit Juli 2024 veröffentlicht Mercedes keine Preislisten mehr(öffnet im neuen Fenster) . Potenzielle Käufer müssen sich die Angaben zur Serienausstattung und zu Extras über den Konfigurator(öffnet im neuen Fenster) zusammenklicken.

Der hintere Kofferraum ist mit einem Volumen von 405 Litern nicht sehr groß. Die Öffnung der Heckklappe recht schmal und klein. Die Rücksitze lassen sich im Verhältnis 40:20:40 umklappen. Das Raumangebot vorne und hinten ist bei einem Radstand von 2,79 m ausreichend. Der Kopfraum auf den Rücksitzen ist mit 93,6 cm fast 3 cm größer als beim Vorgängermodell.

Die Verarbeitung des CLA wirkt nicht billig.

Viele Komfortelemente nur gegen Aufpreis

Das große Panoramadach ist serienmäßig eingebaut. Es gibt aber noch genügend Ausstattungsmerkmale, für die ein Aufpreis verlangt wird. So kostet das Winterpaket für die Lenkradheizung und beheizte Scheibenwischerblätter zusätzliche 309,40 Euro. Serienmäßig sind hingegen die Wischblätter mit den integrierten Düsen, die nicht nur die Scheibe effektiv reinigen, sondern durch den kleineren Wischwasserbehälter das Gewicht reduzieren.

Das Head-up-Display für die genannten 892,50 Euro ist im Grunde verzichtbar. Denn die Navigationskarte lässt sich sehr groß im Fahrerdisplay anzeigen. Auf dem Zentralbildschirm ist es parallel möglich, sich die Übersicht über die gesamte Fahrtstrecke darstellen zu lassen.

60 Euro für die Massagefunktion

Recht günstig erscheint hingegen der Aufpreis von 60 Euro für die Massagefunktion in den Vordersitzen. Elektrisch einstellbare Sitze mit Memoryfunktion kosten hingegen zusätzliche 750 Euro. Gespart hat Mercedes bei den elektrischen Fensterhebern. Nur über eine Umschalttaste lassen sich die Fensterscheiben im Fond bedienen.

Eine sinnvolle Investition dürfte der Drive Assist für 1.785 Euro darstellen. Denn serienmäßig ist zwar der Abstandsregeltempomat (Distronic), aber nicht der Lenkassistent enthalten. Nur gegen Aufpreis von rund 800 Euro verfügt der CLA über eine elektronische Einparkhilfe auf Basis der Umfeldsensorik. Das entsprechende Paket enthält allerdings auch den Parkassistenten für automatisches Einparken. Weitere 600 Euro kostet die 360-Grad-Kamera. Bei unserem Test hat der Parkassistent nur in einem von mehreren Versuchen nicht in Parklücke rangieren können.

Löblich ist, das Mercedes bestimmte Extras wie das Head-up-Display nicht mit kostspieligen Paketen verknüpft. Weniger schön ist die Tatsache, dass die Smartphone-Integration über Apple Carplay und Android Auto zusätzliche 357 Euro kostet. Das kabellose Aufladen des Handys ist nur in zusätzlichen Ausstattungspaketen ab 1.469,65 Euro enthalten. Das gilt auch für die flächenbündigen Türgriffe und ein Keyless-Go-System.

Ist das der große Sprung für Mercedes?

Ist der CLA insgesamt der große Sprung, mit dem Mercedes bei der Elektromobilität nach vorne kommt? Zweifellos ist es der richtige Ansatz, über den Weg der Effizienz die Reichweite von Elektroautos zu vergrößern. Das spart nicht nur Ressourcen und Gewicht beim Akku, sondern reduziert spürbar die Betriebskosten. Gerade auf langen Strecken macht es einen großen Unterschied, ob ein Auto 15 oder 25 kWh auf 100 km benötigt. Denn das Schnellladen ist häufig sehr teuer.

Nicht gerade billig ist jedoch der Einstiegspreis mit etwas mehr als 53.000 Euro. Sinnvolle Extras kosten zusammen mehrere Tausend Euro, so dass sich der Kaufpreis der Marke von 60.000 Euro nähert. Zum Vergleich: Das Tesla Model 3 mit maximaler Reichweite und Hinterradantrieb startet derzeit bei rund 46.000 Euro, enthält aber bereits die genannten Extras.

Die günstigere Einstiegsvariante mit LFP-Akku ist noch nicht bestellbar. Deren Energiegehalt von 58 kWh dürfte eine realistische Reichweite von unter 400 km ermöglichen. Damit ließen sich immer noch längere Strecken bewältigen, wenn auch mit häufigeren Ladepausen.

Mit Blick auf Antrieb, Effizienz und Ladeleistung muss sich Mercedes mit CLA auf jeden Fall nicht verstecken, auch nicht vor der Konkurrenz aus China. Es ist aber davon auszugehen, dass chinesische Hersteller wie BYD künftig Fahrassistenzsysteme nach Level 3 oder 4 in günstigeren Einstiegsmodellen verfügbar machen .

"Erfreulicher Auftragseingang"

Zudem könnte es für Mercedes preislich schwierig werden, trotz der Strafzölle für E-Autos aus China mit der Konkurrenz mitzuhalten. Für Hoffnung auf bessere Verkaufszahlen besteht aber durchaus Anlass. In seiner Halbjahresbilanz schrieb das Unternehmen von "erfreulichen CLA-Auftragseingang" ohne konkrete Zahlen zu nennen. Zudem wird die Limousine ebenso wie der Shooting Brake auch als Hybrid mit 48-Volt-Technik und einem ins Getriebe integrierten Elektromotor angeboten. Vermutlich zählen diese Bestellungen ebenfalls zum erfreulichen Auftragseingang.

Zu guter Letzt muss man Mercedes dafür loben, uns vorerst vor den schlimmsten Auswüchsen der KI zu bewahren. Googelt man nach Mercedes-Witzen, denkt sich die Suchmaschine inzwischen selbst welche aus: "Ein Mercedes-Fahrer parkt seinen Wagen auf einem Parkplatz. Ein Mann in einem alten Trabi fragt ihn, ob er ihm einen Kaffee anbieten könne. Der Mercedes-Fahrer ist verwirrt und fragt: 'Sie haben eine Kaffeemaschine im Trabi?' Der Trabi-Fahrer antwortet: 'Nein, aber ich habe einen Kaffeebecher im Handschuhfach."

So humorlos sind nicht einmal deutsche Ingenieure.

Offenlegung: Die Kosten für die Reise nach Kopenhagen hat Mercedes-Benz übernommen. Unsere Berichterstattung ist davon nicht beeinflusst und bleibt gewohnt neutral und kritisch. Der Artikel ist, wie alle anderen auf unserem Portal, unabhängig verfasst und unterliegt keinerlei Vorgaben seitens Dritter.


Relevante Themen