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Probefahrt Hyundai Inster: Hyundais Stadtflitzer mit überraschend viel Platz

Hyundais neues Einsteiger- Elektroauto ist bereits ab 23.900 Euro zu haben. Er ist praktisch und gut ausgestattet.
/ Tobias Költzsch
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Der Hyundai Inster (Bild: Tobias Költzsch/Golem.de)
Der Hyundai Inster Bild: Tobias Költzsch/Golem.de

Auch in Deutschland erfreuen sich SUVs großer Beliebtheit: 2024 gehörten laut Kraftfahrtbundesamt 42 Prozent der Neuzulassungen zu dieser Fahrzeugkategorie. In der Stadt ist ein SUV aber nicht immer praktisch - es sei denn, man schrumpft ihn. Das dachte sich vielleicht auch Hyundai mit dem Inster : Der neue Stadtflitzer aus Südkorea sieht aus wie ein SUV, der zu heiß gewaschen wurde.

Hinter der etwas kantigen Fassade versteckt sich ein erstaunlich geräumiges, praktisches Elektroauto. Aber wie schneidet der ab 23.900 Euro erhältliche Stadtflitzer bei den Funktionen und dem Fahrverhalten ab? Golem.de konnte den Inster in einer ersten kurzen Probefahrt ausprobieren - und ist positiv überrascht.

Wir haben die mittlere Ausstattungsvariante Trend mit der größeren Batterie (49 statt 42 kWh) und 85 kW (115 PS) ausprobiert, die ab 27.400 Euro erhältlich ist. Direkt beim Einsteigen sind wir überrascht vom Platzangebot - was sich später bei den Rückbänken wiederholen wird.

Der Inster ist mit 3,82 Meter Länge und 1,61 Meter Breite ein Kleinwagen (kleiner als etwa der E-Corsa oder der Citroën e-C3), der Innenraum profitiert aber von dem relativ langen Radstand von 2,58 Metern.

Kleine Räder sorgen für Lada-Niva-Optik

Von außen betrachtet, führt das zusammen mit den relativ kleinen Rädern (15 Zoll) zu einer etwas gewöhnungsbedürftigen Optik. Über Geschmack lässt sich streiten, gleich zwei Kollegen wiesen aber unabhängig voneinander auf die Ähnlichkeit mit einem Lada Niva hin.

Da ist zugegebenermaßen etwas dran. Das Design der Karosserie ist SUV-lastig, zumindest von vorn. Von hinten sieht der Inster deutlicher wie ein Kleinwagen aus.

Sowohl der Beifahrersitz als auch der Fahrersitz lassen sich nur manuell verstellen, angesichts des Preises ist das aber in Ordnung. Hinter dem höhenverstellbaren Lenkrad in Hyundai/Kia-Optik befindet sich ein Display, auf dem alle Informationen dargestellt werden.

Display mit allen Informationen, Klimaanlage separat

In der Mitte des Armaturenbretts ist ein 10,5 Zoll großes zweites Display verbaut, auf dem die Navigation, das Radio und die Einstellungen angezeigt werden - oder Android Auto und Apple Carplay.

Die Klimaanlage läuft komplett analog, wir brauchen das Display nicht, um sie zu verwenden: Das Bedienelement der 1-Zonen-Klimaautomatik lässt sich während der Fahrt gut erreichen, darunter befindet sich eine Ladeschale für Smartphones. Unser Modell hat auch eine Lenkradheizung, sie ist über ein separates Panel links unter dem Lenkrad aktivierbar.

Das Design im Innenraum ist einfach, macht auf uns aber einen ordentlichen Eindruck. Hyundai verwendet Kunststoff, die Oberflächen fühlen sich allerdings gut an. Nichts knarzt, alles ist ordentlich verarbeitet und funktional. Bei den Türen finden sich etwas preiswerter anmutende Oberflächen, was angesichts des Preises aber in Ordnung ist.

Die Sitze sind für kurze und mittlere Strecken ausreichend bequem, der Stoff wirkt pflegeleicht. Eine Lordosenstütze gibt es nicht, längere Strecken könnten also für manchen Rücken etwas anstrengend werden. Ungewöhnlich ist, dass die beiden Vordersitze zwar einzeln verstellbar sind, es aber keine Mittelkonsole gibt. Die Sitze gehen wie eine Bank ineinander über und werden durch eine hochklappbare Armlehne und zwei Becherhalter getrennt.

Gutes Platzangebot im Fond

Auch auf der Rückbank ist überraschend viel Platz: Auch Passagiere mit einer Körpergröße von 180 Zentimetern und einer dicken Winterjacke können komfortabel sitzen. Die Bein- und Kopffreiheit ist sehr gut, der Einstieg dank separater Türen für hinten bequem.

Die Rückbank kann ab der mittleren Ausstattungsstufe auch nach vorne und hinten verschoben und nicht nur umgeklappt werden. So lässt sich die Beinfreiheit auf Kosten des Kofferraumvolumens vergrößern - oder umgekehrt. Auch der Winkel der Rücksitze ist verstellbar.

Ab der von uns gefahrenen Ausstattung lassen sich zudem auch noch beide Vordersitze nach vorne klappen. Dann können sie bei einem Zwischenstopp als Tische verwendet werden oder, falls nur die Beifahrerseite umgeklappt wird, den Transport langer Gegenstände vereinfachen. In den Türschalen und auf der Rückseite der Vordersitze sind Panels eingebaut, die sich durch Zubehörteile wie Halterungen oder - im Falle der umgeklappten Sitze - Laptophalterungen erweitern lassen.

Angesichts des vielen Platzes im Innenraum wundert es nicht, dass der Kofferraum mit durchschnittlich 280 Litern eher klein ausfällt. Ein paar Einkaufstaschen passen aber problemlos hinein. Ab der Trend-Variante mit verstellbaren Rücksitzen lässt sich das Volumen zwischen 238 und 351 Litern variieren, ohne die Sitze umzuklappen.

Schieben wir die Sitze komplett nach vorne und stellen wir die Rücklehne steil auf, sitzen Passagiere im Fond allerdings nicht mehr sonderlich bequem. Mit umgeklappten Sitzen fasst der Kofferraum 1.059 Liter, was angesichts der Größe des Autos gut ist. Einen Frunk hat der Inster nicht.

Kein Rennwagen, aber ausreichende Beschleunigung

Beim Anfahren kommen wir gut vom Fleck - mit 85 kW (115 PS) handelt es sich aber natürlich um alles andere als einen Sportwagen. Hyundai zufolge benötigt das Fahrzeug 10,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h, was für den alltäglichen Gebrauch ausreicht. Im Sportmodus fährt sich der Inster wesentlich agiler als bei Eco und Normal, was allerdings merklich auf den Akku geht.

Der Inster hat einen relativ niedrigen Schwerpunkt, weshalb er gut in der Kurve liegt und bei Fahrmanövern nicht zu stark schwankt. Das Fahrgefühl ist insgesamt angenehm: Die Federung ist zwar nicht so gut wie bei einem teureren Fahrzeug, angesichts des Preises aber ausreichend. Überrascht hat uns die gute Lärmdämmung: Im Inster ist es auch auf der Autobahn nicht besonders laut.

Hyundai zufolge ist das Auto bei 150 km/h abgeriegelt, wir sind auf der Autobahn im Frankfurter Umland nicht über 143 km/h gekommen. Auf der Autobahn steht uns der Autobahnassistent 1.5 (Highway Driving Assist, HDA) zur Verfügung, aktiviert wird er automatisch, wenn wir den Tempomaten aktivieren. Mit dem HDA können wir wie mit wesentlich teureren Hyundai- und Kia-Autos dank Spurhalte- und Lenkassistent den Inster für uns lenken lassen, auch die Geschwindigkeit wird automatisch angepasst.

Lenkassistent und Tempolimit-Erkennung

Dafür müssen wir unsere Hand am Steuer lassen, was etwas mehr Druck erfordert als beim Kia EV3 . Tempolimits auf Schildern erkennt der HDA 1.5 automatisch, die Geschwindigkeit wird in unserem kurzen Test zuverlässiger und vor allem schneller als beim Kia EV3 angepasst. Einen automatischen Spurwechsel gibt es beim Inster nicht.

Der Inster hat bereits in der Basisversion einen automatischen Notbremsassistenten. Er soll Fußgänger und Radfahrer erkennen und auch beim Abbiegen funktionieren. Ebenfalls in der Grundversion bereits vorhanden sind eine Einparkhilfe für hinten, eine Rückfahrkamera, ein Aufmerksamkeitsassistent und der HDA 1.5.

One-Pedal-Driving und Rekuperationsassistent

Ab der uns vorliegenden Variante Trend kann optional ein Totwinkelassistent hinzugefügt werden, ebenso Kameramonitore im Dashboard beim Abbiegen und eine 360-Grad-Kamera. Standardmäßig ab der Trend-Variante eingebaut ist auch eine Einparkhilfe für vorne.

Wie andere Elektroautos von Hyundai und Kia hat auch der Inster das i-Pedal genannte One-Pedal-Driving und eine Rekuperationsautomatik. Aktivieren wir diese, schaltet das Auto automatisch zwischen drei Stufen der Bremskraftrückgewinnung und sorgt dafür, dass wir im fließenden Verkehr vom Strompedal gehen und gleiten können. Fährt ein Fahrzeug vor uns langsamer oder bleibt stehen, bremst der Inster hingegen automatisch ab.

Die Navigation funktionierte auf unserer kurzen Ausfahrt gut, das Karten- und auch das Menüdesign wirken auf uns aber sehr altbacken - wir haben uns an Navigationsgeräte aus den 2000ern erinnert gefühlt. Der Akkustand wird während der Fahrt prominent angezeigt, ebenso die Reichweite und die nächstgelegene Ladestation.

Viele Informationen auf dem Armaturenbrett-Display

Auf dem Display hinter dem Lenkrad werden uns neben Geschwindigkeit und Batterienutzung zahlreiche weitere Informationen angezeigt. Dazu zählen die von der Navigation oder einem Straßenschild übernommene aktuelle Höchstgeschwindigkeit, Informationen zum Verbrauch oder auch Navigationsanweisungen.

Der Inster basiert auf einem 400-Volt-System. Der 42-kWh-Akku lässt sich mit maximal 73 kW laden, das 49-kWh-Aggregat in unserem Testfahrzeug mit bis zu 85 kW. Über ein Typ-2-Kabel soll unser Inster bei 11 kW in 4:35 Stunden von 10 auf 100 Prozent geladen sein, die kleinere Variante in glatten vier Stunden.

In 30 Minuten auf 80 Prozent

Über einen Schnelllader mit CCS-Kabel soll es bei beiden Varianten 30 Minuten dauern, bis das Auto von 10 auf 80 Prozent geladen ist. Die Reichweite für unser Modell gibt Hyundai mit 370 km an (nach WLTP), mit dem 42-kWh-Akku soll der Inster auf 327 km kommen. Der Verbrauch soll je nach Modell zwischen 14,3 und 15,1 kWh/100 km liegen. Da wir das Auto nur für eine relativ kurze Zeit hatten, konnten wir diese Zahlen noch nicht nachprüfen und einordnen.

Der Ladeanschluss ist beim Inster im "Kühlergrill" auf der Fahrerseite. Die Klappe selbst hat keine Gummidichtung, immerhin sitzen aber auf beiden Anschlüssen Kunststoffkappen. Ab der mittleren Ausstattungsvariante ist der Inster V2L-fähig, man kann also andere Geräte mittels eines Adapters auch über den Ladeanschluss aufladen.

Fazit

Der Hyundai Inster(öffnet im neuen Fenster) hinterlässt auf unserer ersten Probefahrt einen guten Eindruck. Der Inster ist ein kompaktes Elektroauto für die Stadt, das den Passagieren überraschend viel Platz im Innenraum lässt - sowohl für die Beine als auch für den Kopf. Das geht zulasten der Kofferraumgröße, mit umgeklappter Rückbank passt aber dann doch recht viel in das Auto.

Der Inster fährt sich gut, ist aber kein Sportwagen. Für die Stadt oder auch mittellange Strecken dürfte die Motorisierung aber ausreichen, ebenso die Reichweite. Wie gut sie in der Praxis ist, müssen wir in einem längeren Test noch herausfinden.

Erfreulich ist die Standardausstattung des Inster, die bereits einige Sicherheitsfunktionen mit sich bringt. Sowohl preislich als auch von der Ausstattung her ist Hyundais Stadtflitzer ein Konkurrenzmodell zum Citroën e-C3. In der Grundausstattung sind sich die beiden Fahrzeuge tatsächlich sehr ähnlich.

Hyundai hat den Konfigurator des Inster mittlerweile freigeschaltet, das Fahrzeug kann also bestellt werden. In der günstigsten Ausstattungsvariante kostet der Inster ab 23.900 Euro, in der teuersten ab 28.600 Euro.


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