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Prime Video mit Werbung im Test: Viele Funktionen, aber teurer als Netflix und Disney+

Prime Video ist das mit Abstand teuerste Videostreamingabo mit Werbung in Deutschland. Mit einem Kniff lässt sich die Werbung umgehen.
Aktualisiert am , veröffentlicht am / Ingo Pakalski
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Prime Video mit Zusatzwerbung im Test (Bild: Pixabay / Montage: Golem.de)
Prime Video mit Zusatzwerbung im Test Bild: Pixabay / Montage: Golem.de

Seit dem 5. Februar 2024 gibt es Prime Video im Rahmen des Prime-Abos regulär nur noch mit Zusatzwerbung , wobei auch Filme und Serienepisoden direkt unterbrochen werden. Wir haben es getestet und einen Weg gefunden, um zumindest einige Inhalte von Prime Video ohne Werbeunterbrechungen anzuschauen.

Wenn bei Netflix und Disney+ Streamingabos mit Werbung gebucht werden, gibt es technische Beschränkungen und manche Funktionen fehlen. So ist der Netflix-Katalog unvollständig, bei Disney+ gibt es keine Download-Funktion und bei beiden Abos wird die maximale Auflösung reduziert. Außerdem lassen sich die Werbeabos nicht auf allen Geräten nutzen.

Vergleichbare Beschränkungen sind uns beim Testen von Prime Video nicht aufgefallen. Anders als bei den Werbeabos von Disney und Netflix konnten wir in unserem Test im Werbeabo von Prime Video Inhalte in 4K-Auflösung abspielen. Wir haben bei Amazon nachgefragt, ob es Unterschiede zwischen der alten Version von Prime Video und dem neuen Prime Video mit Werbung gibt. Die Antwort: Amazon könnte dazu keine direkten Antworten geben und werde diese nachreichen. Sobald uns diese Informationen vorliegen, werden wir den Bericht ergänzen.

Durch Abonnenten von Prime Video wurde bekannt, dass Prime Video keine Filme und Serien mehr in Dolby Vision und Dolby Atmos anbietet . Außerdem wurde die Funktion Watch Party aus Prime Video entfernt. Neukunden und Abonnenten erfahren von Amazon nichts davon. Ob es weitere technische Unterschiede gibt, ist unbekannt.

Bisher immer maximal zwei Werbeblöcke

Wenn ein Film oder eine Serie bei Prime Video durch eine Werbung unterbrochen wird, ist das anhand der Zeitleiste zu sehen. Die Werbung ist entsprechend markiert. Während der Werbeblock läuft, wird die Menge der Clips und deren Dauer angezeigt. Die Werbung lässt sich nicht vorspulen oder überspringen, aber immerhin pausieren.

Amazon hat immer wieder betont, dass das Unternehmen "bedeutend weniger Werbung" zeigen wolle als "andere Video-Streamingdienste" . Allerdings macht Amazon selbst auf Nachfrage keine Angaben dazu, wie viele Minuten Werbung pro Stunde geplant sind. Laut internen Unterlagen des Unternehmens peilt Amazon zwei bis dreieinhalb Minuten Werbung pro Stunde an .

Bei unserem Test gab es maximal zwei Werbeblöcke innerhalb eines Films oder einer Serienepisode. Immer gab es bis zu 30 Sekunden Werbung vor dem Film oder der Serienepisode und dann jeweils eine Unterbrechung im Film und der Serienfolge. Bei Serien mit kurzen Episoden kommen drei Minuten Werbung pro Stunde zusammen. Das Netflix-Werbeabo (g+) hat meist drei bis vier Werbeunterbrechungen, aber es können auch mal mehr sein.

Disney+ ist besser als Prime Video

In Spielfilmen hatten wir in unserem Test immer nur maximal eine Werbeunterbrechung. Das gilt sogar für überlange Spielfilme mit mehr als drei Stunden Laufzeit. Damit liegt die Werbedauer bei bis zu einer Minute pro Spielfilm; bei einem Zwei-Stunden-Streifen sind es rechnerisch 30 Sekunden Werbung pro Stunde. Das ist deutlich weniger als bei Netflix, wo es bei langen Spielfilmen auch mal sechs Werbeschaltungen gibt.

Auf der anderen Seite schneidet Prime Video damit deutlich schlechter als Disney+ ab. Denn beim Werbeabo von Disney+ gibt es in Spielfilmen generell keine Werbeunterbrechung ; nur zu Beginn eines Films wird Werbung gezeigt. Und die gezeigte Werbung bei Disney+ ist nicht länger als bei Prime Video .

In den meisten Fällen wurden die Werbeunterbrechungen bei Amazon nicht mitten in eine Szene gesetzt, sondern in einem Szenenübergang. Leider funktioniert das nicht immer.

Einmal hatten wir auch einen technischen Fehler, bei dem die Werbung nicht abgespielt wurde. Stattdessen gab es eine Fehlermeldung, die wir immer wieder wegklicken mussten. Auch so konnten wir aber nicht weiterschauen, sondern mussten die App beenden und neu starten.

Mit einem Kniff kann Prime Video ohne Zahlung einer Zusatzgebühr ohne Werbeunterbrechungen geschaut werden.

Prime Video mit Kinderprofil ohne Werbung

Beim Testen des Kinderprofils von Prime Video fällt uns auf, dass es in unseren Stichproben in etlichen Filmen und Serien keinerlei Werbung gab - weder am Anfang eines Films noch zu Beginn einer Serienepisode. Amazon hatte dazu zunächst keine Informationen veröffentlicht, mittlerweile ist bekannt, dass die Kinderprofile dauerhaft werbefrei bleiben . Wir wissen derzeit nur, dass wir bei Prime Video im Kinderprofil bei vielen unterschiedlichen Filmen und Serien keine Werbung erhalten haben.

Mit dem Kinderprofil lassen sich ausschließlich Inhalte abspielen, die maximal eine FSK-12-Freigabe oder weniger haben. Damit lassen sich also keine Inhalte gemäß FSK 16 oder FSK 18 wiedergeben. Prime-Video-Abonnenten haben keine Möglichkeit, diese Beschränkung zu umgehen.

Allgemein gilt für Prime Video: In unserem Test bekamen wir die bisher üblichen Trailer bei Prime Video nicht mehr zu sehen. Es ist unklar, ob Amazon diese Trailer nur in der Anfangsphase abgeschaltet hat oder ob es diese Trailer im Werbeabo generell nicht mehr gibt.

Prime-Video-Abonnenten werden schlecht informiert

Die unzureichende Informationspolitik von Amazon macht es für Abonnenten besonders schwer. In der Oberfläche von Prime Video gibt es keinen erkennbaren Hinweis, dass alle Inhalte von Prime Video neuerdings Werbeclips für alle möglichen Produkte enthalten können. Nur bei den in der Prime-Video-App eingebundenen Freevee-Inhalten gibt es einen solchen Hinweis. Bei allen Inhalten von Prime Video fehlt ein Hinweis auf die Werbung.

Wir haben die Prime-Video-App auf etlichen unterschiedlichen Geräten geöffnet und keine Einblendung darüber erhalten, dass Prime Video nun mit Zusatzwerbung versehen ist. Neukunden erhalten ebenfalls vor einer Buchung des Abos keinerlei Hinweis darauf. Erst wenn wir das erste Mal einen Film oder eine Serie abspielen wollen, kommt das Angebot, für 2,99 Euro monatlich die Werbefrei-Option(öffnet im neuen Fenster) zu buchen.

Das gilt allerdings nur für die Prime-Video-Apps. Bei der Wiedergabe von Prime Video im Browser fehlt eine solche Abfrage komplett. Aus unserer Sicht informiert Amazon Abonnenten schlecht. Verbraucherschützer werfen Amazon mit der Einführung von Zusatzwerbung in Prime Video ein rechtswidriges Verhalten vor und bereiten eine Klage gegen das Unternehmen vor . Auf Nachfrage wollte sich Amazon auch dazu inhaltlich nicht äußern.

Prime Video bleibt unübersichtlich und verwirrend

Prime Video ist weiterhin so unübersichtlich wie seit Jahren: Denn Amazon zeigt in der Prime-Video-Oberfläche respektive in der Prime-Video-App nicht nur die Filme und Serien im Abo, sondern viele weitere Inhalte, die mit Prime Video überhaupt nichts zu tun haben. So tauchen überall in der Prime-Video-Oberfläche Film- und Leihtitel auf und es ist für Abonnenten entsprechend schwer zu erkennen, welche Inhalte zum Abo gehören und welche extra bezahlt werden müssen.

Das Ganze wird durch die Integration der Freevee-Inhalte noch verschlimmert. Freevee ist ebenfalls ein Videostreamingabo von Amazon, das nichts mit Prime Video zu tun hat. Freevee ist komplett werbefinanziert und kann - anders als Prime Video - ohne Zahlung einer Abogebühr verwendet werden.

Der Katalog von Freevee unterscheidet sich von Prime Video zum Großteil, es gibt dort also Filme und Serien, die es in Prime Video nicht gibt, für das Zuschauer zahlen müssen. Freevee hat deutlich mehr Werbeunterbrechungen als Prime Video, das Schauen von Inhalten wird sehr oft durch Werbung unterbrochen.

Prime Video mit Zusatzwerbung: Verfügbarkeit und Fazit

Prime Video mit Werbung kostet monatlich 8,99 Euro und im Jahresabo 89,90 Euro. Zum Vergleich: Netflix mit Werbung kostet monatlich 4,99 Euro und Disney+ gibt es mit Werbung für 5,99 Euro pro Monat. Zum Prime-Abo gehören noch weitere Funktionen, die Interessenten von Prime Video mit bezahlen müssen, auch wenn sie diese nicht nutzen wollen. Amazon bietet keine Möglichkeit, nur ein reines Prime-Video-Abo zu buchen.

Fazit

Prime Video ist das teuerste Streamingabo mit Werbung auf dem deutschen Markt. Netflix und Disney+ sind in der Werbeversion deutlich preiswerter, dafür gibt es Einschränkungen, die in den übrigen Abos von Netflix und Disney nicht existieren. Je nach Anbieter reicht das von verringerter Auflösung über fehlende Download-Funktionen bis zu einem verringerten Katalog und Beschränkungen bei den unterstützten Geräten.

Vergleichbare Beschränkungen sind uns bei Prime Video nicht bekannt, wir können etwa weiterhin Inhalte in 4K-Auflösung abspielen. Allerdings sind wir extrem unzufrieden mit der Informationspolitik von Amazon, weil das Unternehmen auf alle Nachfragen zu Prime Video mit Werbung seit Wochen keine Auskünfte erteilt.

Auch Nutzer werden schlecht informiert. Es fängt damit an, dass Prime Video gar keine neue Bezeichnung erhält. Abonnenten könnten also von den Werbeschaltungen überrascht sein. Denn auch innerhalb der Oberfläche von Prime Video fehlen klare Hinweise darauf, dass ein Film oder eine Serie nun nur noch mit Werbeschaltungen zu sehen ist.

Die Dauer der Werbung lag in unserem Test derzeit meist bei einer Minute pro Film oder Serienepisode und damit auf einem vergleichbaren Niveau wie bei der Konkurrenz, auch wenn Amazon etwas anderes zugesichert hat. Bei Disney+ gibt es in Spielfilmen gar keine Werbeunterbrechungen, sondern immer nur am Anfang.

Bei Prime Video kam im Test manchmal nur am Anfang Werbung, ein Muster ist allerdings nicht erkennbar. Vom Anbieter gibt es dazu keine Informationen. Etwas nervend ist, dass Zuschauer bei intensivem Konsum immer wieder die gleichen Werbespots sehen.

Nachtrag vom 9. Februar 2024

Auch einige Tage nach dem Start von Prime Video sehen wir immer wieder die gleichen Werbespots, die wir bereits am Starttag von Prime Video mit Werbeschaltungen sahen.

Im Kinderprofil allerdings haben wir keine Werbeschaltungen gesehen. Wer also Prime Video unbedingt werbefrei weiterschauen will, ohne dafür zu zahlen, kann es mit dem Kinderprofil probieren.

Nachtrag vom 9. Februar 2024

Wir haben Prime Video einige Tage später einem Kurztest unterzogen und stellten dabei fest, dass weiterhin immer wieder die gleichen paar Werbespots kommen, die es schon vor einigen Tagen gab. Wir haben diese Information an der passenden Stelle im Artikel aktualisiert.

Nachtrag vom 12. Februar 2024

Mittlerweile wurde bekannt, dass Prime Video mit Werbung doch technische Einschränkungen im Vergleich zu dem Prime-Video-Abo hat, wie es bis zum 4. Februar 2024 angeboten wurde. Noch bis zum 4. Februar 2024 konnten mit Prime Video Inhalte in Dolby Vision und mit Dolby Atmos abgespielt werden. Mit Prime Video mit Werbung lassen sich Dolby Vision und Dolby Atmos nicht mehr in Filmen und Serien nutzen . Amazon hat Abonnenten von Prime Video nicht über diese Änderung informiert. Wir haben die Passage im Text aktualisiert.

Nachtrag vom 13. Februar 2024

In Prime Video mit Werbung hat Amazon am 5. Februar 2024 eine weitere Funktion entfernt, ohne Kunden darüber zu informieren. Die Funktion Watch Party gibt es bei Prime Video mit Werbung nicht mehr . Es gibt sie nur noch, wenn die Werbefrei-Option von Prime Video gebucht wird. Wir haben diese Information im Text ergänzt.

Nachtrag vom 1. März 2024

Amazon hat auf einer Webseite für Werbepartner erklärt, dass Kinderprofile generell frei von Werbung bleiben werden . Diese Information wurde im Test ergänzt und die entsprechende Passage aktualisiert. Abonnenten von Prime Video erfahren davon weiterhin nichts.

Nachtrag vom 9. April 2024

Anfang April 2024 hat Amazon die Funktion Watch Party generell in Prime Video deaktiviert . Auch durch Buchung der Werbefrei-Option ist Watch Party nicht länger in Prime Video nutzbar.


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