Previously Saved Version: Absolut toxisch

Previously Saved Version ist seit dem 26. September bei Prime Video abrufbar.
Die schöne neue Welt der Streamingdienste sollte den Zugang zu Filmen und Serien aus vielen Ländern leichter machen. Gerade bei asiatischen Produktionen ist aber immer wieder festzustellen, dass die Streamingdienste häufig auf eine Synchronisation verzichten. Das minimiert die Menge an Zuschauern, denn in Deutschland sind (zumeist hochwertige) Synchronisationen die Regel.
Bei Previously Saved Version (Start: 26. September) setzt Prime Video aber noch einen drauf, denn hier gibt es nicht einmal deutsche Untertitel. Immerhin gibt es englische Untertitel und wer Englisch kann, sollte sich diesen japanischen Sci-Fi-Film ansehen, denn er ist richtig gut.
Die Zukunft
Der Film spielt im Jahr 2200 n. Chr., in einer Zukunft, in der die Migration der Menschen in den Weltraum längst stattgefunden hat. Fortschrittliche Technologien erlauben zudem die Manipulation von Erinnerungen.
Naoki und Mayumi, die in einer luxuriösen Residenz im Weltraum leben, sind das perfekte Paar, das jeder auf den ersten Blick bewundert. Mayumi stellt als Hobby Keramiken her, Naoki widmet sich seiner eigenen Forschung.
Die beiden lieben Musik, genießen Kochen und Essen. Aber das ist nur die Fassade. Durch die verzerrte Liebe des Ehemanns Naoki gerät alles aus dem Lot. Er will sich an seiner Frau rächen, die ihn früher liebte, aber nun nicht mehr und ihn das auch spüren lässt.
Tolle Bilder
Die ersten Minuten zeigen das Weltall und wo die Menschen leben. Danach geht es ins Innere dieser fliegenden Residenz. Der Look ist hier ein anderer: Die Wohnung des Ehepaars ist heimelig, der Behandlungsraum der Frau bei einem Psychologen jedoch völlig weiß, steril. Er wirkt bedrückend, auch und gerade weil sich schnell das Gefühl einstellt, dass in diesem vermeintlichen Idyll etwas nicht stimmt.
Die fortwährende Wiederauferstehung
Das zeigt sich dann auch nach wenigen Minuten, als klar wird, dass Naoki seine Frau ein ums andere Mal umbringt, nur um sie als Android wiederauferstehen zu lassen - mit Gedächtnislücken, die es ihm erlauben, sie so zu manipulieren, dass ihr gemeinsames Leben seiner Vorstellung einer perfekten Zweisamkeit so nahe wie möglich kommt.
Verschiedene Ebenen
Previously Saved Version funktioniert auf verschiedenen Ebenen. Der Film spielt mit den Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz, behandelt aber auch die Realität einer Menschheit, die kaum noch auf ihrer Heimatwelt leben kann, weil nur noch wenige Orte als Habitat taugen.
Der Film kommt unaufdringlich mit einer Öko-Botschaft daher und erinnert dabei etwas an die Science-Fiction der 70er(öffnet im neuen Fenster) . Zugleich bietet er aber mehr als das. Dabei geht es jedoch nicht um das große Ganze, sondern um das Intime zwischen zwei Menschen.
Im Kern ist es ein Drama über eine höchst toxische Beziehung, die das Sci-Fi-Korsett nur nutzt, aber im Grunde auch ohne glaubwürdig wäre. Weil es um einen Mann geht, der versucht, seine Frau zu kontrollieren.
Der Sci-Fi-Film denkt dies bis ins Extrem weiter, indem der Mann sogar zum Schöpfer der (künstlichen) Frau wird. Wie sich Mayumi langsam erinnert, wie sie sich verändert, das kommt mit Westworld -Vibes daher.
Packend, aber niemals überzogen
Der Film ist zwar in einigen Story-Elementen konventionell, baut aber eine gute Spannung auf. Es ist ein packender, niemals überzogener Film, der Schauwerte bietet, aber vor allem mit den Figuren zu punkten versteht.
Previously Saved Version ist eine kleine Sci-Fi-Entdeckung. Schade ist wie gesagt nur, dass sie kein großes Publikum finden wird. Jeder Sci-Fi-Fan, der des Englischen mächtig ist und gerne Original mit Untertitel schaut, sollte hier aber einen Blick riskieren.



