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Prelude to Axanar: Das Vorspiel zum Star-Trek-Fanfilm, der alles veränderte

Prelude to Axanar ist ein toller, gut 20-minütiger Kurzfilm. Ihm sollte ein Spielfilm folgen, doch Paramount klagte gegen die Filmemacher - und zerstörte das Fanfilmmodell.
/ Peter Osteried
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Die U.S.S. Ares steht unter dem Kommando von Garth von Izar (Bild: Axanar Productions)
Die U.S.S. Ares steht unter dem Kommando von Garth von Izar Bild: Axanar Productions

Es gibt eine Zeit vor und nach Axanar(öffnet im neuen Fenster) (2014). Denn als sich Drehbuchautor Alec Peters daran machte, mit der bei Kickstarter eingesammelten Summe von mehr als 600.000 US-Dollar die Produktion des Star-Trek-Fanfilms zu beginnen, ließen CBS und Paramount Pictures den Hammer herabschwingen und verklagten ihn wegen Urheberrechtsverletzungen.

Im Zuge dessen wurden auch Richtlinien erarbeitet, denen zufolge Fans zwar weiter Fanfilme machen dürfen. Aber die Rechteinhaber wollten verhindern, dass relativ groß budgetierte Werke produziert werden, welche die offiziellen Produktionen vielleicht alt aussehen ließen. Filme wie Star Trek: Of Gods and Men oder die Serie Star Trek Continues kann es so seit dem Jahr 2016 nicht mehr geben.

Dabei ist Prelude to Axanar, mit dem alles begann, nur ein 20-minütiger Kurzfilm.

Die Schlacht von Axanar

Die Schlacht von Axanar wird in der klassischen Star-Trek-Folge Wen die Götter zerstören aus der dritten Staffel erwähnt, allerdings ohne jeden Kontext. Den liefert Prelude to Axanar (andere Titel waren Star Trek: Prelude to Axanar und The Four Years War Part III: Prelude to Axanar). Darin wird klar, dass sich die Schlacht von Axanar auf einen entscheidenden Moment im vierjährigen Krieg der Föderation mit den Klingonen bezieht.

Der Kurzfilm ist wie eine Seriendokumentation gestaltet, wobei es sich um die dritte Episode handelt, die sich mit dem Krieg mit dem Klingonischen Reich befasst. Erzähler ist John Gill, ein namhafter Historiker, den Fans aus der klassischen Episode Schablonen der Gewalt(öffnet im neuen Fenster) kennen.

Zu Wort kommen Leute, die den Krieg erlebt haben - etwa Botschafter Soval von Vulkan (wieder gespielt von Gary Graham , der die Rolle schon in Star Trek: Enterprise darstellte).

Der Krieg begann etwa zwei Jahrzehnte vor den Ereignissen der klassischen Serie. Die Klingonen starteten den Krieg, der für die Föderation schlecht lief, bis mit der Ares-Klasse ein Kriegsschiff in Dienst gestellt wurde, das den Klingonen Paroli bieten konnte. Der Prototyp, die U.S.S. Ares, stand unter dem Kommando von Garth von Izar (der in Wen die Götter zerstören(öffnet im neuen Fenster) längst irre geworden ist).

Die Klingonen konterten mit einem neuen Schlachtschiff, die Dokumentation endet jedoch vor der Schlacht von Axanar.

Kurzfilm mit einigen Stars

Alec Peters, der die Geschichte mit Christian Gossett geschrieben hatte, sammelte über Kickstarter mehr als 100.000 US-Dollar(öffnet im neuen Fenster) ein, so dass die Produktion losgehen konnte. Das Budget ermöglichte es auch, ein paar Star-Trek- und Sci-Fi-Darsteller anzuheuern.

So waren Tony Todd und J.G. Hertzler dabei, die in Star Trek: The Next Generation und Star Trek: Deep Space Nine als Worfs Bruder Kurn und als klingonischer General Martok zu sehen waren.

Gary Graham spielte mit, außerdem Kate Vernon, die in Battlestar Galactica die Frau von Colonel Tigh darstellte. Ebenfalls von der Galactica kam Richard Hatch, der in beiden Inkarnationen der Serie dabei war - in der ursprünglichen als Apollo, in der Neuauflage als Revolutionär Tom Zarek.

Der Film wurde im Jahr 2013 innerhalb von zwei Tagen gedreht. Er sollte illustrieren, welch hohe Qualität ein Star-Trek-Film auch mit einem begrenzten Budget erreichen kann.

Und das tat er: Prelude to Axanar ist einer der faszinierendsten Fanfilme, weil er nicht nur einen wichtigen Teil der Star-Trek-Historie ausschmückt, sondern auch, weil das Format einer Dokumentation eine ganz andere Herangehensweise ermöglichte.

Der große Film sollte folgen

Dem Kurzfilm wollte Peters einen richtigen Film folgen lassen - den 90-minütigen Star Trek: Axanar(öffnet im neuen Fenster) , der dann gezeigt hätte, wie die Schlacht selbst ausgesehen hätte. Auch dafür wurde wieder eine Kickstarter-Kampagne gestartet, die 638.000 US-Dollar erreichte - mehr als genug, um den Film zu drehen.

Wieder dabei sein sollten Richard Hatch als Klingone Kharn, J.G. Hertzler als Admiral Samuel Travis, Gary Graham als Soval und Kate Vernon als Captain Sonya Alexander. Die Produktion sollte im Oktober 2015 beginnen, schon 2016 wollte Peters den Film den Fans vorstellen.

Peters wird verklagt

Doch im Dezember 2015 reichten CBS und Paramount Pictures Klage gegen Peters und seine Firma Axanar Productions ein und forderten Schadenersatz wegen Urheberrechtsverletzungen - für einen Film, der noch gar nicht existierte. Peters wollte erreichen, dass das Gericht die Klage fallenließ, hatte damit aber keinen Erfolg.

Stattdessen veröffentlichten CBS und Paramount im Juni 2016 die Fan-Film-Guidelines(öffnet im neuen Fenster) , die genau ausführten, was von Seiten der beiden Firmen für Fanfilme noch erlaubt sei.

Größter Knackpunkt: Kein Film durfte mehr länger als 15 Minuten sein. Und: Fanfilme durften nicht über Crowdfunding-Kampagnen finanziert werden.

Ein Termin für die gerichtliche Entscheidung war für Januar angesetzt, Tage davor fanden CBS und Paramount Pictures zu einem Vergleich mit Axanar Productions. Peters verpflichtete sich, Star Trek: Axanar nur noch als Zweiteiler mit je 15 Minuten Lauflänge zu produzieren.

Dieser Vergleich wurde aus Sicht von CBS und Paramount später gebrochen, so dass sie vor ein Schiedsgericht zogen, das im September 2023 zu Gunsten von CBS und Paramount entschied, wodurch Peters beiden knapp 300.000 US-Dollar an Anwalts- und Gerichtskosten schuldete.

Das dürfte auch der Sargnagel für Star Trek: Axanar gewesen sein, von dem Peters ein Jahr zuvor noch angedeutet hatte, dass die Dreharbeiten fast unter Dach und Fach seien.

Die neue Welt der Star-Trek-Fanfilme

Seitdem ist nichts mehr, wie es war. Star Trek: Axanar war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Abendfüllende Fanfilme waren nicht mehr möglich, Crowdfunding nicht mehr durchführbar - damit wurde die Welt der Star-Trek-Fanfilme zurückgeworfen.

Denn dass Einzelpersonen Hunderttausende Dollar aufbringen, um einen Fanfilm zu machen, dürfte unwahrscheinlich sein. Was bleibt ist Star Trek: Prelude to Axanar, der ironischerweise alles andere als abendfüllend ist, aber doch zum Besten gehört, was in Sachen Fanfilm produziert wurde.


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