Possehl Electronics: Moderne Zwangsarbeit bei deutschem Zulieferer von Infineon
Leiharbeiter bekamen bei einem Partner von Infineon fast keinen Lohn, weil ein Großteil für Arbeitsvisa und neue Pässe einbehalten wurde. Das passierte bei einer Tochter der Lübecker Possehl-Gruppe in Malaysia.

Bei einem Lieferanten des Chipherstellers Infineon in Malaysia wurden Arbeiter in Schuldknechtschaft gehalten. Das ergab eine Untersuchung des dänischen Recherchenetzwerks Danwatch, über die das Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichtet. Betroffen ist die Firma Possehl Electronics, eine Tochter der Lübecker Possehl-Gruppe, in Melaka, wo rund 350 Menschen Standard-Chips fertigen. Einer der Abnehmer ist Infineon.
Ende 2017 wurde bei Possehl Electronics rund zwei Dutzend Leiharbeiter über einen Agenten beschäftigt, meist Migranten aus Nepal ohne Papiere. Für Arbeitsvisa, neue Pässe und sonstige Gebühren verlangte der Agent umgerechnet gut 2.000 Euro von jedem.
Der monatliche Lohn von rund 350 Euro inklusive Überstunden habe deshalb nur auf dem Papier bestanden, "den haben wir nie bekommen", sagte einer der Arbeiter dem Spiegel. Meist sei weniger als die Hälfte ausgezahlt worden, mitunter nur 40 Euro.
Einbehalten von Pässen von Migranten in der Elektronikindustrie weitverbreitet
Arbeitsrechtlich sei Malaysia das "Katar Südostasiens", sagte ein Danwatch-Journalist. Das Einbehalten von Pässen der zahlreichen Migranten sei in der Elektronikindustrie weit verbreitet, um Arbeitsdruck zu erzeugen. Infineon habe von seinem Lieferanten eine "vollständige Aufklärung" des Sachverhalts verlangt, erklärte eine Sprecherin. Ein Possehl-Manager sagte, man habe sich von dem Agenten getrennt und den Arbeitern den ausstehenden Lohn bezahlt, nachdem der Firma die Angelegenheit im März bekannt geworden sei.
Die Possehl-Gruppe ist ein Mischkonzern, der im Geschäftsjahr 2018 3,8 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet hat. Possehl Electronics fertigt elektromechanische Komponenten für die Mikroelektronik- und Automobilindustrie.
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Was ein Müll Wander bitte aus danke.
Man muß gar nicht so weit in die Ferne schauen. Hilfsarbeiter auf dem Bau aus den...
Dass diese Menschen selbst wohl kaum ausgebeutet werden wollen?