Jack Kilby: Der Ingenieur, der den Mikrochip erfand

Am 6. Februar 1959 wurde Jack Kilbys Patent für den Mikrochip eingereicht. Und das war nicht das einzige Interessante im Leben des Nobelpreisträgers.

Ein Porträt von Elke Wittich veröffentlicht am
Jack Kilby anlässlich der Nobelpreisverleihung im Dezember 2000
Jack Kilby anlässlich der Nobelpreisverleihung im Dezember 2000 (Bild: Henrik Montgomery / AFP via Getty Images)

Jack Kilby ist für ein Patent besonders bekannt: Es wurde am 6. Februar 1959 eingereicht, trägt den Titel Miniaturized Electronic Circuits (Miniaturisierte elektronische Schaltungen), hat die US-Patent-Nummer 3.138.743 und beschreibt das, was heute Mikrochip genannt wird.

Dabei war das Patent nicht sein einziges. Kilby wurden im Verlauf seiner Karriere über 60 Patente erteilt. Das Mikrochip-Patent war nicht einmal sein erstes, vorher gab es schon welche für Plug-in Circuit Units und eines für Semiconductor Structure Fabrication.

Kilby war nicht nur in Sachen Halbleiter und Chips aktiv, Patente, deren Anträge seinen Namen tragen, beschäftigen sich auch mit Geräten wie einem Thermodrucker oder einem elektronischen Miniaturrechner, in dessen Patentschrift ein ziemlich klobiger Taschenrechner im Texas-Instruments-Design als Entwurfszeichnung zu sehen ist.

1966 wurde Kilby Fellow im IEEE, einem weltweiten Berufsverband von Ingenieuren, Technikern und Wissenschaftlern. Im selben Jahr gewann er den IEEE David Sarnoff Award. 1978 folgte der erste IEEE Cledo Brunetti Award, 1984 die IEEE Centennial Medal und 1986 IEEE Medal of Honor. 1995 wurde die IEEE Jack S. Kilby Signal Processing Medal nach ihm benannt. Hinzu kamen der Kyoto-Preis oder der Einzug in die National Inventors Hall of Fame. Im Jahr 2000 wurde Kilby der Nobelpreis in Physik verliehen.

Der Mann, der den Mikrochip erfand, führte ein interessantes Leben mit prägenden Ereignissen, die ihn schließlich auch zu seinen Erfindungen leiteten.

Los ging es mit einem Blizzard

Die Geschichte des Halbleiters ist untrennbar mit einem schweren Schneesturm verbunden. In der zweiten Aprilwoche des Jahres 1938 brach ein Blizzard über Nord-Kansas herein. Am Nachmittag des 7. April waren die meisten Straßen, Eisenbahnlinien und Wege bereits unbenutzbar, durch Schneegestöber und Sturm betrug die Sicht fast null.

Telegraphen- und Telefonleitungen waren unterbrochen, die Kommunikation wurde durch Funkamateure aufrechterhalten. 1997 schilderte Jack Kilby in einem Brief an den Physik-Professor Donald L. Walters, wie er diese Naturkatastrophe als Jugendlicher erlebt hatte. Walters' Großvater Roy Evand war nämlich maßgeblich daran beteiligt, per Funk Kontakt zur Außenwelt herzustellen und über die Lage in Great Bend und den schwerer betroffenen nördlichen Gebieten zu informieren.

Er half unter anderem Jacks Vater, der damals seit vier Jahren Präsident der Kansas Power Company war. Dessen einzige Möglichkeit, sich einen Überblick über die Lage in dem Bundesstaat zu verschaffen, war Amateurfunk, und "Roy schaffte es damals, andere Amateure zu kontaktieren und eine Kommunikationslinie zu den Managern der Stromanbieter herzustellen." Zusammen mit dem Vater nahm der damals 14jährige Jack an diesen Gesprächen teil und war fasziniert davon.

Der Schneesturm habe "großen Einfluss" auf ihn gehabt, schrieb Kilby weiter, "ich entwickelte großes Interesse am Amateurfunk, erwarb eine eigene Lizenz, baute selber einen Transmitter und begann zu funken". Roy und "die anderen Hams waren extrem hilfsbereit - und sehr tolerant gegenüber einem jungen High School-Studenten."

Wer sind die Hams?

Dabei hatten die Amateurfunker in den USA sehr lange einen äußerst schlechten Ruf. Das von Kilby in seinem Brief benutzte Wort Ham, deutsch: Schinken, war ursprünglich eine verächtliche Bezeichnung für diese Amateurfunker. In den 1880er Jahren wurde es von professionellen Telegrafisten und deren Gewerkschaften benutzt, um die - angeblich - kaum bis schlecht ausgebildeten Beschäftigten unter anderem der Eisenbahnunternehmen zu beleidigen. Die Firmen, so ein gängiges Vorurteil, ließen sich von windigen Telegrafistenschulen (so genannte ham schools) bestechen, damit sie ihnen die schlechtesten Absolventen abnähmen.

Nach und nach wurde der pejorative Begriff auch auf Funker angewendet - und schließlich als Selbstbezeichnung adaptiert. Die jährliche internationale Messe für Amateurfunk in Friedrichshafen trägt den Namen Ham Radio, ihr US-amerikanisches Pendant heißt Hamvention.

Im April 1938 waren die Zeitungen jedoch voll des Lobes für die Hams. Die Great Bend Tribune berichtete, dass "die hiesigen Amateur-Radio-Betreiber der Industrie halfen" und die Kommunikation mit deren Vertretern hauptsächlich durch zwei Funkstationen sichergestellt wurde. Alle Amateure der Stadt hätten mitgeholfen und beispielsweise Equipment herangeschafft. Kostenlos, denn bezahlt zu werden, verstoße gegen ihre Statuten.

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