Pornos sind nicht illegal
xHamster ist nur ein erstes Beispiel, weitere Sperren sind bereits beschlossen. Langfristig dürften Verbote die Arbeit des Jugendschutzes behindern. Erschwerter Zugang treibt jedoch das Publikum von halbwegs seriösen Plattformen zu noch weniger kontrollierten Anbietern und schadet damit den Konsumenten ebenso wie den Erstellern der Inhalte.
Dieser Effekt zeichnet sich in der Videospielbranche schon ab. Seit Ende 2020 zeigt Steam seinen Kunden in Deutschland vorsichtshalber keine Spiele mit sexuellem Inhalt mehr an, nachdem die zuständige Landesmedienanstalt die freie Verfügbarkeit beanstandete. Nachdem auch die alternative Plattform Game Jolt im Januar 2021 sexuell explizite Inhalte verbannte, befürchten Entwickler nun, auf immer dubiosere Plattformen ausweichen zu müssen.
Eine vergleichbare Entwicklung wird auch bei Videoportalen zu beobachten sein. Das führt zu einer noch stärkeren Stigmatisierung der Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter, die pornografische Inhalte erstellen. Diese leiden unter dem Druck auf Plattformen wie Onlyfans und Patreon, auf denen sie gerade noch einen Lebensunterhalt verdienten. Dabei dienen seriöse Plattformen auch ihrem persönlichen Schutz.
Internetpornografie hat ernste Probleme
Eine echte Gefahr besteht nämlich für die Personen, die auf den Videoportalen zu sehen sind. Seien es die Ersteller der Inhalte, die von Verboten noch weiter in prekäre Arbeitsbedingungen gedrängt werden, oder diejenigen, die gegen ihren Willen hineingezogen werden.
2021 verklagten mehrere Frauen den kanadischen Medienkonzern Mindgeek. Dieser hatte ohne deren Wissen oder Einwilligung hochgeladene Videos von ihnen auf seinen Plattformen geduldet. Unter diesen "non-consensual porn" fallen von Ex-Partnern aus Rache hochgeladene Videos, aber auch Vergewaltigungen und Aufnahmen von Minderjährigen. Mindgeek betreibt mit Pornhub, Redtube und Youporn einige der weltweit größten Videoportale für pornografische Inhalte.
Auch bei Onlyfans versagten die Schutzmechanismen. In dem vor allem für sexuelle Inhalte genutzten sozialen Netzwerk ließen sich Inhalte von Minderjährigen finden, ergaben Recherchen der BBC. Wer Inhalte auf Onlyfans anbietet, muss eine mit den Forderungen der deutschen Medienaufsicht vergleichbare Altersverifikation durchlaufen. Dieses System hat offenbar versagt.
Zeit für Aufklärung statt Verbote
Netzblockaden, Altersverifikationssysteme und Inhaltssperren erzeugen die Illusion, dass das Internet nicht zu einem beträchtlichen Anteil aus Pornografie besteht. Das steht einem aufgeklärten und gesunden Umgang mit ihr im Weg - und erschwert letztendlich auch die Arbeit des Jugendschutzes.
Ein Museum darf keine Aktbilder auf Instagram veröffentlichen, sondern muss auf Onlyfans ausweichen. Gleichzeitig weiß Meta aus Studien, dass seine Plattform jungen Mädchen psychischen Schaden zufügt und nimmt das in Kauf. Spätestens hier wird der Jugendschutz zum prüden Vorwand, der von echten Gefahren für Kinder und Jugendliche ablenkt.
Es gibt viele Probleme beim Umgang mit Pornografie im Internet. Keines davon lässt sich mit einfach zu umgehenden Verboten lösen. Wenn Internetpornografie für alle Beteiligten sicherer werden soll, dann muss es ein Umdenken geben. Das blamable Vorgehen der Landesmedienanstalten gegen xHamster taugt nicht einmal als Symbolpolitik.
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xHamster: Keine Pornografie ist auch keine Lösung |
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Hormone hat jeder, aber nicht jeder hat als Teenager Sex und selbst wenn, dann nicht...
Ich finde das ganze Argument »Pornofilter schaden der Informationsfreiheit« recht...
Ich sage ja nicht das wir hier zensiert sind wie in Russland, Iran oder China. Ich sage...
Die das dann bis zur Pension/Rente machen...
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