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Pornhub: US-Senatoren fordern Ausweispflicht für Pornodarsteller

Der Vorschlag sieht zudem Restriktionen für Plattformbetreiber vor und hätte massive Auswirkungen auf Internet -Pornos - wohl auch in Europa.
/ Sebastian Grüner
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Von dem Gesetz wären neben Plattformen wie Pornhub auch Social-Media-Seiten wie Reddit betroffen. (Bild: Ethan Miller/Getty Images)
Von dem Gesetz wären neben Plattformen wie Pornhub auch Social-Media-Seiten wie Reddit betroffen. Bild: Ethan Miller/Getty Images

Zwei US-Senatoren haben einen Gesetzesvorschlag eingebracht, der massive Auswirkungen auf die Verbreitung pornografischer Inhalte im Internet haben könnte und diese in viele Fällen unmöglich machen dürfte, sofern er umgesetzt wird. Darüber berichtet das auf die Erotikindustrie spezialisierte Nachrichtenportal Xbiz(öffnet im neuen Fenster) .

Der Gesetzesvorschlag Sisea (Stop Internet Sexual Exploitation Act) sieht demnach vor allem massive Einschränkungen vor, die nicht nur klassische Erotikdienste betreffen würden, sondern im Prinzip alle Plattformen im Internet, auf denen entsprechende Inhalte gehostet werden und zu finden sind. Dies betrifft damit auch diverse Social-Media-Plattformen und Ähnliches, auf denen pornografische Inhalte verfügbar sind, wie etwa Reddit.

Darauf weist etwa die Journalistin Ana Valens auf Twitter(öffnet im neuen Fenster) hin. Von der extrem vagen Beschreibung der Onlinedienste könnten außerdem Autorenplattformen wie Patreon oder auch Messengerdienste betroffen sein, die für Sexting genutzt werden.

Reaktion auf Vorgänge bei Pornhub

Hauptziel des Gesetzesvorschlags ist es, "das Hochladen von pornografischen Bildern auf Onlineplattformen ohne die Zustimmung der Personen in den Bildern zu verhindern" . Die beiden verantwortlichen Senatoren nehmen in ihrer Begründung dafür explizit Bezug auf eine Kolumne in der New York Times(öffnet im neuen Fenster) , die Pornhub einen zu laxen Umgang mit illegalen Inhalten vorwirft.

Darauf reagierten die Kreditkartenanbieter Visa und Mastercard bereits , indem sie ihre Zahlungen einstellten. Pornhub selbst hat seine Upload-Regeln deutlich verschärft und einen Großteil der Aufnahmen auf der Plattform gelöscht. Derartige Maßnahmen und die Regelungen zu auch bisher schon klaren Rechtsverletzungen gehen den Senatoren aber offenbar nicht weit genug.

Als illegale Inhalte zählen auch bisher etwa schon Rachepornos, also Aufnahmen, die veröffentlicht werden, um ehemaligen Partnern zu schaden, oder non-consensual Porn, also Aufnahmen, die ohne die Zustimmung der Betroffenen erstellt oder veröffentlicht werden. Pornhub und ähnliche Dienste sind immer wieder dafür kritisiert worden, nicht stark genug gegen diese Inhalte vorzugehen.

Klarnamenpflicht für Darsteller und Widersprüche

Konkret durch Sisea vorgesehen ist eine Verifikation der Upload-Accounts, was etwa Pornhub bereits umgesetzt hat. Hinzu kommen soll darüber hinaus aber auch eine unterschriebene Einverständniserklärung der Darstellerinnen und Darsteller, aus der deren Namen hervorgehen. Plattformbetreiber ebenso wie im Zweifel auch Behörden erhielten damit Zugriff auf die Klarnamen von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern und das anonyme Veröffentlichen der Inhalte wäre nicht mehr möglich.

Hinzu kommt, dass das US-Justizministerium eine Datenbank mit den Namen derjenigen Personen aufbauen soll, die der Verbreitung entsprechender Aufnahmen von ihnen widersprechen. Diese Datenbank sollen die Plattformbetreiber zur Überprüfung der Inhalte verwenden müssen. Das Ministerium soll außerdem darüber entscheiden, wo diese zentrale Datenbank gehostet werden soll. Die zentrale Speicherstelle könnte aber dazu führen, das bestimmte Personen ihre Rechte nicht wahrnehmen, da sie etwa eine Stigmatisierung oder rechtliche Folgen fürchten. Darüber hinaus sieht der Vorschlag eine Reihe technischer Maßnahmen vor.

DRM und Uploadfilter für Pornos

Den Plattformen sollen außerdem viele Auflagen zum Umgang mit Inhalten gemacht werden. So sollen sie Banner anzeigen, die erklären, wie eine Löschung von Inhalten umgesetzt werden kann. Hinzu kommen eine 24-Stunden-Hotline, gemeldete Inhalte sollen binnen höchstens 2 Stunden gelöscht werden und die Plattformen sollen explizit Uploadfilter umsetzen, die ein erneutes Hochladen gelöschter Inhalte verhindern sollen. Verhindert werden soll außerdem der Download von Inhalten, was wohl letztlich nur mittels DRM gewährleistet werden kann.

Abgesehen von konkreten technischen Schwierigkeiten mit der Machbarkeit der Uploadfilter und der Download-Beschränkungen sind die sonstigen Auflagen wohl so hoch, dass Internetplattformen ihre Beschränkungen zu Nacktheit und pornografischen Inhalten noch weiter ausweiten würden, um die Regeln nicht umsetzen zu müssen.

So sind derartige Darstellungen etwa bereits bei Facebook, Instagram oder auch Tumblr verboten und werden entsprechend gefiltert. Sollte der Gesetzesvorschlag umgesetzt werden, müssten aber eben auch Dienste wie Reddit oder Patreon, die Pornografie bisher erlauben, überlegen, ob dies den Aufwand lohnt. Für reine Pornografieplattformen wie eben Pornhub, Xhamster oder auch Onlyfans wird der Aufwand für ihre Geschäfte deutlich erhöht.

Auswirkungen außerhalb der USA möglich

Sollte der Gesetzesvorschlag wie geplant umgesetzt werden, sollen die Regeln durch die US-Wettbewerbshüter der FTC überwacht werden. Die Regeln gelten damit für sämtliche kommerziellen und nicht-kommerziellen Anbieter, die ihre Dienste in den USA bereitstellen. Europäische Plattformbetreiber müssten also die US-Regeln umsetzen oder die US-Kunden komplett vom Erotikmarkt ausschließen.

Hinzu kommt, dass sich viele US-Zahlungsdienstleister wie Mastercard, Visa oder auch Paypal und andere weigern könnten, ihre Dienste für Plattformen umzusetzen, sofern sich diese nicht an die US-Gesetze für Pornografie halten. Auch das hätte massive Auswirkungen auf Plattformen in Europa mit pornografischen Inhalten.


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