Politischer Druck?: ZDF stellt Lobbyradar ein
Ein Lobbyradar, der Verbindungen zwischen Politikern und Lobbyisten offenlegt, gefällt offensichtlich nicht jedem. Das ZDF stellt das Projekt jetzt ein - nachdem sich Politiker und Lobbyisten über den Dienst beschwert hatten.

Der Lobbyradar des ZDF ermöglicht es Internetnutzern, mit einem Klick Verbindungen zwischen Politkern, PR-Firmen und Lobbyisten zu sehen. Doch jetzt soll das Projekt nach weniger als einem Jahr eingestellt werden, wie Zeit Online berichtet. Offiziell gibt das ZDF finanzielle Gründe an - doch zahlreiche Politiker sollen sich über das Angebot beschwert haben.
Die Entwicklung des Lobbyradars hatte das ZDF in Zusammenarbeit mit dem Medieninnovationszentrum Babelsberg umgesetzt - mindestens 150.000 Euro sollen in das Projekt geflossen sein. Intendant Thomas Bellut habe sich gegen eine Weiterführung entschieden, weil im kommenden Jahr mit der Fußball-Europameisterschaft, den US-Präsidentschaftswahlen und dem neuen Jugendkanal von ARD und ZDF zahlreiche Projekte anstünden, die viel Geld kosteten und Mitarbeiter bänden. Bedenkt man, dass die Entwicklungskosten für das Projekt im kommenden Jahr nicht mehr anfallen würden und nur die Pflege bezahlt werden müsste, erscheint dies wie eine Ausrede.
Lobbyradar war "innovative Impulsinitiative"
Zeit Online berichtet unter Berufung auf ZDF-Redakteure, dass auch politischer Druck eine Rolle bei der Einstellung des Projekts gespielt habe: "Aus dem Fernsehrat und aus Kreisen der Politik wurden zu viele hässliche Fragen an den Intendanten gestellt", sagte ein namentlich nicht genannter Redakteur. Ein ZDF-Sprecher widerspricht diesem Vorwurf. Wenn es "vereinzelt auch kritische Reaktionen" gegeben habe, habe politischer Druck nicht zur Einstellung des Projekts geführt. Der Lobbyradar sei von vornherein eine "innovative Impulsinitiative" gewesen, die nie auf Dauer angelegt gewesen sei.
Auch Lobbyisten, die in dem Projekt auftauchten, mochten den Dienst nicht sonderlich. Der Kommunikationsberater Axel Wallrabenstein hatte die Anwendung als "das nutzloseste Produkt" bezeichnet, das "er jemals gesehen habe". Die von dem Programm angezeigten Verbindungen seien völlig nutzlos, weil der Kontext nicht klar würde.
Die Entwickler des Projekts wurden nach Angaben von Zeit Online von dem Ende des Projekts überrascht. Noch Ende Oktober hatte es angeblich geheißen, dass der Lobbyradar fortgeführt werde. Sie hatten das Projekt weiterhin mit Updates versorgt - zuletzt hatten sie die neu veröffentlichten Daten über Inhaber von Hausausweisen für den Bundestag eingebunden. Das ZDF hatte das Projekt im Mai 2015 während der Re:publica präsentiert.
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Danke trotzdem für die Info. Finde ich eigentlich garnicht so wenig...
Der Kommentar galt nicht Dir, sondern fafi... Aber Du hast Recht, ich habe dem falschen...
Solche e.V. sind meist sowieso ne Gruppierung, in der die Mitglieder legal...
Daten offenlegen sollen gefälligst nur die Bürger.