Entwickler müssen ihren Blick auf die Spieler schärfen
Das heißt aber nicht, dass die Entwickler von Games nicht daraus lernen können. Der Fall von Pokémon Go zeigt die Anforderungen, die heutzutage auf sie warten. Längst geht es nämlich nicht mehr nur um die Frage, wie man kulturelle und gesellschaftliche Diversität innerhalb des Spiels umsetzen kann, etwa durch nicht ausschließlich weiße, männliche Protagonisten. Es geht auch darum, sich bewusst zu machen, wer überhaupt alles spielt - und darauf zu reagieren.
Pokémon Go ist so erfolgreich, weil es anders als das doch sehr abstrakte Ingress über alle Alters- und Einkommensgruppen funktioniert. Gleichzeitig bestätigt es, dass Smartphones für viele Menschen inzwischen den Einstieg in die Videospielwelt bedeuten. Das Smartphone ist eine Spielkonsole, die mehr Spieler erreichen kann als jede andere zuvor. Die Demografie der Gamer ändert sich deshalb, sie wird vielfältiger. Die Entwickler gerade von Multiplayer- und Augmented-Reality-Games täten gut daran, sich auf diesen Trend einzustellen und damit der Ungleichheit vorzubeugen, wie sie den vorrangig weißen Unternehmensstrukturen des Silicon Valley und der Gamesbranche oft entspringt.
Es gäbe nämlich durchaus Möglichkeiten für Niantic, den Ungleichheiten bei der Verteilung von Pokéstops beizukommen. Für kurze Zeit gab es ein Onlineformular, in dem Spieler ähnlich wie in Ingress neue Orte vorschlagen konnten. Inzwischen ist es nicht mehr verfügbar, möglicherweise auch weil es Niantic an Kapazitäten fehlt, um die Vorschläge zu überprüfen. Bereits in Ingress dauerte es teilweise Monate, bis neue Portale akzeptiert wurden.
Leerstellen beseitigen
Trotzdem könnte Niantic beispielsweise in Zukunft gezielt dazu aufrufen, Pokéstops aus ländlichen Gegenden oder eben Nachbarschaften beizusteuern, die bislang unterrepräsentiert sind. Das Unternehmen könnte auch einzelne, besonders aktive Spieler aus bestimmten Gegenden dazu aufrufen, neue Orte gegen eine Belohnung zu sammeln, sie gewissermaßen als Botschafter einer bestimmten Nachbarschaft zu ernennen. Das würde nicht nur die Leerstellen auf der Karte beseitigen, sondern auch die lokale Community zusammenschweißen - und möglicherweise sogar Spieler aus anderen Gegenden anlocken. "Spieler sollen etwas Neues entdecken, etwas Cooles oder Interessantes sehen", so beschreibt Niantics CEO John Hanke die Idee hinter Pokémon Go.
Die indische Sozialwissenschaftlerin Reetika Khera geht noch weiter: Was wäre, fragt sie in einem Gastbeitrag für das Onlineportal scroll.in, wenn ein Spiel wie Pokémon Go die privilegierte Oberklasse in die armen Gegenden lockt, indem einzelne, legendäre Pokémon sich eben nicht im Stadtzentrum, sondern in Vierteln am Rand verstecken, in die sie sonst nie kommen? So würden die Spieler buchstäblich im Vorbeigehen nicht nur auf virtuelle Monster auf dem Smartphone, sondern auch auf die Umstände in der Welt um sie herum aufmerksam gemacht.
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Pokémon Go: Die Monster aus dem Villenviertel |
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Stimmt. Portal bedeutet nämlich "Tor". Ein "Portal" ist eben ein besonders prunkvolles...
Weil das "s" optional, aber trotzdem zulässig ist? Oder weil das é falsch ist?
Hier in Lübeck wurde ein Matratzen Concord als Portal aufgenommen, ein künstlerischer...
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