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Pokémon: Die Magie ist weg

Pokémon war einst ein weltweites Phänomen. Doch viele Fans – auch der Autor – spüren: Der Zauber von damals ist verschwunden.
/ Oliver Jessner
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Auch unsere Pokémon träumen von besseren Abenteuern. (Bild: Screenshot: Oliver Jessner)
Auch unsere Pokémon träumen von besseren Abenteuern. Bild: Screenshot: Oliver Jessner
Inhalt
  1. Pokémon: Die Magie ist weg
  2. Spannung auf Sparflamme
  3. Wenn das Wunder fehlt
  4. Wenn Game Freak endlich zuhört

Ein Zugfahrt in die Kalos-Region und schon fühle ich mich für einen Moment wieder 10 Jahre alt. Pokémon-Legenden: Z-A beginnt und plötzlich ist die Erinnerung an die rote und blaue Pokémon-Edition vom Nintendo Game Boy wieder da: dieses Staunen, diese kindliche Aufregung. Für einen Augenblick fühlt es sich an, als wäre die alte Magie zurückgekehrt.

Pokémon-Legenden: Z-A versucht, die goldene Ära der ersten Pokémon-Spiele zu beschwören. Als ich in den ersten Minuten mein Starter-Pokémon wähle, fühlt sich das auch tatsächlich so an. Doch schnell dringt die Realität durch die rosarote Brille: Heute kenne ich die Mechaniken – was einst magisch wirkte, erscheint jetzt banal.

Die Erwartung ist riesig, doch die Realität bleibt ernüchternd blass. Nach kurzer Zeit ist klar, dass vom alten Zauber nur eine nostalgische Hülle und nüchterner Gameplay-Alltag bleiben, aber kaum nachhaltige Faszination entsteht.

Offene Welt ohne offene Atmosphäre

Die prachtvolle Großstadt Illumina City, leider der einzige Schauplatz von Pokémon-Legenden: Z-A, wirkt zunächst beeindruckend. Hochhäuser, Boulevards und Terrassen versprechen urbanes Leben.

Allerdings bleibt die Metropole leblos. Viele Fassaden dienen nur als Kulisse, Türen lassen sich nicht öffnen und es gibt nur eine Art Auto: das Taxi, das sich nie bewegt. NPCs stehen starr an Ort und Stelle und wiederholen stets dieselben Sätze, Interaktion findet kaum statt.

Das Ergebnis ist eine Spielwelt ohne Eigenleben, ohne Überraschungen oder Entdeckungen abseits geskripteter Pfade. Verglichen mit dem 13 Jahre alten Skyrim wirkt Pokémon-Legenden: Z-A wie ein Indiegame eines Solo-Developers.

Immerhin technisch solide

Technisch läuft das Abenteuer immerhin solide: Auf der Switch 1 bleibt es bei 30 fps und dynamischem 1080p, während die neue Switch 2 sogar 60 fps in 4K ermöglicht(öffnet im neuen Fenster) .

Was online besonders schlecht ankommt, sind die lieblosen und monotonen Texturen: Fast alle Häuser wirken flach und besitzen keinerlei Tiefe, selbst Balkone sind nur aufgemalt. Besonders bitter: Der zwölf Jahre alte indirekte Vorgänger Pokémon X/Y auf dem Nintendo 3DS bot bereits "echte" Balkone. Hinzu kommt die extreme Wiederholung der Architektur, nahezu jede Ecke von Illumina City sieht gleich aus.

Weder höhere Auflösung noch stabile Bildraten können über die inhaltliche Leere hinwegtäuschen. Wer in dieser Welt nichts erlebt, hofft wenigstens auf Spannung im Kampf.


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