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Doch wo früher unerwartete Volltreffer oder plötzlich auftauchende wilde Pokémon zu Nervenkitzel führten, fragt das Spiel heute vorsichtshalber, ob man wirklich kämpfen möchte.

Selbst in der Hauptstory wird nach einem Dialog kein Kampf automatisch gestartet, man muss zunächst bestätigen, dass man kämpfen will. Und das, obwohl das komplette Pokémon-Team an nahezu jeder Stelle immer wieder geheilt wird.

Das nimmt der Erfahrung jede Immersion und jedes Risiko. Eine Ausnahme bildet lediglich die Kampfzone, in der klassische Regeln gelten und Kämpfe ohne Vorwarnung beginnen. Dort zeigt das Spiel kurz, welches Spannungspotenzial eigentlich möglich wäre – bevor es im restlichen Abenteuer wieder in Sicherheitspolster und Komfortmechaniken zurückfällt.

Auch Niederlagen haben kaum Konsequenzen: Verliert man einen Kampf gegen ein Mega-Pokémon, kann man ihn einfach mit vollständig geheiltem Team wiederholen, der Gegner behält sogar den zuvor erlittenen Schaden. Das ist zwar eine optionale Entscheidung, doch das Gefühl, ein Kampf könnte verloren gehen, existiert praktisch nicht mehr.

Sanft zum Sieg geschubst

Stattdessen schützt das Spiel die Spieler vor jeder Schwierigkeit und schubst sie sanft zum Sieg. Die daraus resultierende Langeweile lenkt den Blick auf die Nebenbeschäftigungen.

So wird das Vervollständigen des Pokédex bald spannender als die eigentlichen Kämpfe. Vielleicht können wenigstens Sammeltrieb und Nebenaufgaben noch für Motivation sorgen.

Sammeln statt Abenteuer

Tatsächlich entpuppt sich das Füllen des Pokédex als eine der wenigen verbleibenden Motivationsquellen. Wie beim Vorgänger belohnt das Spiel das Fangen und Dokumentieren jeder Spezies mit kleinen Erfolgen und Boni. Vor allem durch das Abschließen von Einträgen erhält man hier die besten TMs, Items, mit denen sich den Pokémon neue Attacken beibringen lassen.

Wenig erfreulich ist hingegen die DLC-Politik: Schon im Februar soll ein Zusatzpaket für rund 30 Euro erscheinen, was bei vielen Fans Unmut erregt.

Auch eine fragwürdige Designentscheidung führt zu Kopfschütteln: Die Story wirft die Spielfigur abrupt von Rang V auf Rang F und bürdet ihr Schulden beim zwielichtigen Corrosio-Clan auf – eine Wendung, die eher an einen Steuerberater-Simulator als an ein Abenteuer erinnert. Bleibt also nur noch die Story als letzte Hoffnung.


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