Zum Hauptinhalt Zur Navigation

Plug-in-Hybride: Die Teilzeitstromer haben nur eine Zwei-Tage-Woche

In der Debatte um das Verbrennerverbot werden Ausnahmen für Plug-in-Hybride gefordert. Doch die realen Verbrauchsdaten rechtfertigen das nicht.
/ Friedhelm Greis
20 Kommentare News folgen (öffnet im neuen Fenster)
Plug-in-Hybride stoßen noch recht viel CO2 aus (Symbolbild). (Bild: Pixabay)
Plug-in-Hybride stoßen noch recht viel CO2 aus (Symbolbild). Bild: Pixabay

Der CO 2 -Ausstoß von Plug-in-Hybriden liegt nur unwesentlich unter demjenigen von reinen Verbrennern. Das geht nach Angaben des Thinktanks Tranport & Environment (T&E) aus der Auswertung realer Verbrauchsdaten des Jahres 2023 hervor.

"Daten von Tausenden von Fahrzeugen zeigen, dass Plug-in-Hybride im Durchschnitt nur 19 Prozent weniger CO 2 pro km ausstoßen als Benzin- und Dieselautos" , teilte die Organisation am 16. Oktober 2025(öffnet im neuen Fenster) . Offiziell lägen die Emissionen jedoch um 75 Prozent niedriger.

Eine Analyse der Emissionsdaten von 127.000 Plug-in-Hybriden habe ergeben, dass diese weit mehr Emissionen verursachten als angegeben und der zusätzliche Kraftstoffverbrauch den durchschnittlichen Fahrer 500 Euro pro Jahr koste.

Die Daten wurden den Angaben zufolge von der Europäischen Umweltagentur (EEA) mit Verbrauchsmessgeräten erhoben. Demnach stießen die Plug-in-Hybride durchschnittlich 133 Gramm CO 2 pro km aus, bei reinen Verbrennern wurden 166 Gramm gemessen.

Hoher Benzinverbrauch im Elektromodus

Selbst im Elektromodus verbrauchten Plug-in-Hybride auf Basis der EEA-Daten durchschnittlich 3 Liter Kraftstoff pro 100 km, hieß es weiter. Das liege unter anderem daran, dass die Elektromotoren in der Regel nicht über genügend Leistung für höhere Geschwindigkeiten oder große Steigungen verfügten und der Motor daher zugeschaltet werden müsse.

Dadurch stießen die Fahrzeuge im Elektromodus den Messungen zufolge durchschnittlich 68 g CO 2 pro Kilometer aus. Das ist 8,5-mal so viel wie in offiziellen Tests angegeben.

In einem 59-seitigen Bericht(öffnet im neuen Fenster) (PDF) weist T&E darauf hin, dass der sogenannte Nutzungsfaktor (utility factor) bei Plug-in-Hybriden völlig überschätzt werde. So gehe man gemeinhin davon aus, dass die sogenannten Teilzeitstromer zu 84 Prozent im Elektromodus betrieben würden. Tatsächlich seien es nur 27 Prozent.

Autoindustrie will Nutzungsfaktor abschaffen

Ursprünglich plante die EU, den Nutzungsfaktor entsprechend anzupassen, was sich wiederum auf die Flottengrenzwerte auswirken würde. Die Auto- und Zulieferindustrie drängt daher darauf, diesen Faktor sogar abzuschaffen. Denn dadurch würden Plug-in-Hybride "benachteiligt" , sagte der inzwischen abgelöste Chef des Zulieferers ZF, Holger Klein, auf der IAA 2025 in München .

Nach einem Autogipfel im Bundeskanzleramt fordert der Verband der Automobilindustrie (VDA) in der vergangenen Woche Möglichkeiten zur Flexibilisierung, etwa im Hinblick auf Plug-in-Hybride und Range Extender. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) ermutigte die Automobilindustrie und die Zulieferer in Deutschland, "in allen denkbaren Antriebstechnologien weiter zu forschen und zu entwickeln und dafür zu sorgen, dass wir auf unterschiedlichste Weise das Thema Klimaneutralität gemeinsam erreichen."

VDA-Vorschlag würde zu deutlich mehr CO 2 -Ausstoß führen

Den Einsatz von Reichweitenverlängerern auf Basis von Verbrennungsmotoren sieht T&E jedoch kritisch. "Trotz ihrer Einschränkungen verfügen Range Extender über leistungsstärkere Elektromotoren als Plug-in-Hybride und können schnell aufgeladen werden. Ihr tatsächlicher Nutzen in Europa ist jedoch ungewiss" , heißt es. Range Extender böten für Europa nur begrenzte strategische oder industrielle Vorteile, da das Interesse der heimischen Industrie gering sei und die Lieferketten von China dominiert würden.

Der Vorschlag des VDA, das Verbrennerverbot für 2035 und die Korrekturen des Nutzfaktors zurückzunehmen, könnte bis 2050 zu zusätzlichen Emissionen von 2,8 Gigatonnen CO 2 führen. Das wäre ein Anstieg von 64 Prozent im Vergleich zu den Pkw-Emissionen nach den aktuellen EU-Vorschriften.


Relevante Themen