Pixel Watch 3 im Test: Google konzentriert sich voll auf Läufer

Googles Pixel Watch geht in die dritte Generation - und endlich hat Google eine zweite Größe für etwas kräftigere Handgelenke herausgebracht. Die 45-mm-Version ist technisch bis auf die Größe des Displays und des Akkus identisch mit der kleineren Variante, die wie bisher 41 mm breit ist. Golem.de testete die große Version und ist vor allem hinsichtlich der Akkulaufzeit zufrieden. Googles Zielgruppe sind eindeutig Läufer.
Am Design veränderte Google bei der Pixel Watch 3 gegenüber den Vorgängern nichts - die 45-mm-Version sieht aus wie eine größere Version der bisherigen Modelle. Die Uhr ist wieder komplett rund, was bedeutet, dass auch der Abstand von den Bandanstößen bei nur 45 mm liegt. Deshalb trägt die große Pixel Watch weniger stark auf als vielleicht gedacht. An einem Handgelenk mit 18 cm Umfang wirkt die Uhr proportional gut passend - wer ein kleineres Handgelenk hat, kann einfach zur kleinen Version greifen.
Große Pixel Watch 3 sieht an größeren Handgelenken besser aus
Die Armbänder werden bei der Pixel Watch 3 über den gleichen Mechanismus wie zuvor befestigt und wirken daher auch wieder so, als wären sie mit dem Gehäuse verschmolzen. Das Display der neuen Version misst 36 mm im Durchmesser, den Rahmen verringerte Google etwas - wir finden ihn aber immer noch recht breit.






Das AMOLED-Display wird sehr hell, Google gibt maximal 2.000 cd/m² an. Auch im hellen Sonnenschein haben wir keine Probleme, Inhalte abzulesen - der Bildschirm ist heller als der der Pixel Watch 2. Uns fiel nach knapp zweiwöchigem Tragen der Uhr auf, dass das Schutzglas (Gorilla Glass 5) bereits zahlreiche, deutlich sichtbare Kratzer hat. Wir sind mit der Uhr aber nirgendwo stark angestoßen. Im Vergleich dazu hat die Pixel Watch 2, die wir wesentlich länger getragen haben, keine Kratzer.
Dank des Qualcomm-SoC Wear 5+ Gen 1 reagiert die Pixel Watch 3 sehr schnell und flüssig auf unsere Eingaben. Auch Apps sind für die Uhr kein Problem; wie bei den früheren Pixel Watches können wir bei der Einrichtung direkt Apps von unserem Smartphone auch auf der Uhr installieren. Alternativ geht das über den Play Store auf der Uhr. Verglichen mit der Pixel Watch 2 sind die Rekorder-App, die Google-TV-Fernbedienung und der Nest-Kamerafeed jetzt auch auf der Uhr verfügbar. Die restlichen vorinstallierten Anwendungen entsprechen weitgehend denen der Pixel Watch 2.
Das gilt auch für die Bedienung: Ein Druck auf die Krone ruft die Übersicht der installierten Apps auf, drehen wir an ihr, können wir durch die Menüs und Anwendungen scrollen.
Bedienung per Krone, nützliche neue Sportfunktionen
Auf dem Startbildschirm der Uhr öffnen wir mit einem Dreh an der Krone die Schnelleinstellungen oder die Nachrichtenübersicht, was wir auch durch Wischbewegungen nach unten und oben erledigen. Wischbewegungen nach links und rechts blättern auf dem Startbildschirm durch die Kacheln, auf denen wir uns verschiedene Informationen anzeigen lassen können.
So gibt es beispielsweise Kacheln mit dem Wetter, den aktuellen Trainingswerten oder der Herzfrequenz. Der Button an der Seite der Uhr ruft bei einem einfachen Druck die zuletzt verwendeten Apps auf, ein längerer Druck startet den Google Assistant.
Auf der Pixel Watch 3 lässt sich Googles neuer Sprachassistent Gemini noch nicht verwenden, was zu einer etwas unübersichtlichen Situation führt. Während wir auf dem mit der Uhr verbundenen Pixel 9 Pro XL bereits detaillierte Anfragen an Googles KI-Chatbot stellen können, ist der Assistant auf der Pixel Watch 3 wesentlich weniger schlau und eignet sich eher zum Stellen von Timern.
Hardware erscheint sehr ähnlich zur Pixel Watch 2
Die Pixel Watch 3 misst die gleichen Messwerte wie die vorige Pixel Watch 2. So kann das neue Modell unter anderem die Herzfrequenz messen, ein EKG anfertigen, Schritte zählen, die Hauttemperatur ermitteln, die Atemfrequenz aufzeichnen und den Schlaf überwachen. Auch die Stressmessung unterscheidet sich nicht von der der Pixel Watch 2.






So ähnlich die Hardware zu sein scheint - bei der Software machte Google einiges neu. Dies geschieht in Verbindung mit der Fitbit-App, die für Google mittlerweile das erste Anlaufziel für die Aufzeichnung von Körperwerten und Fitnessdaten ist. Google Fit wird mittlerweile nicht mehr verwendet, die Anwendung erhielt seit längerem kein Update mehr.
Bei der Einrichtung der Pixel Watch 3 werden wir aufgefordert, die Uhr mit Fitbit zu verknüpfen. Tun wir das, werden die von der Uhr gesammelten Daten an die App übertragen und dort ausgewertet. Was die Pixel Watch 3 von der Pixel Watch 2 unterscheidet, ist eine Reihe an neuen Werten, die Nutzern das Training erleichtern können. Angesichts der ansonsten sehr ähnlichen Ausstattung an Messmethoden haben wir das Gefühl, dass Google die Exklusivität dieser Werte für die Pixel Watch 3 bewusst herstellte.
Mit der Pixel Watch 3 können wir beispielsweise einen Cardiobelastungswert ermitteln lassen. Dieser erfordert zunächst eine etwa zweiwöchige Kalibrierung; anschließend wird uns ein Wert angezeigt, der im Laufe des Tages aktualisiert wird - je nachdem, wie viel wir uns bewegen. Uns wird dann gesagt, ob der aktuelle Wert im Zielbereich liegt, den wir zuvor definiert haben. Geben wir als Ziel an, dass wir unsere Cardiofitness verbessern wollen, liegt unser Zielbereich höher als bei dem Ziel, das aktuelle Level beizubehalten.
Cardiobelastungswert als neuer Messstandard für körperliche Anstrengung
Der Cardiobelastungswert wird anhand der körperlichen Anstrengungen bei Trainings mit einer Formel berechnet, die unter anderem das Alter und die Herzfrequenz einbezieht. Anhand dieser Daten soll uns Fitbit sagen, wenn wir zu viel oder zu wenig trainieren. Diesen Cardiowert gibt es zusätzlich zum Tagesformindex, der mittlerweile auch Fitbit-Nutzern ohne Abo zur Verfügung steht. Der Tagesformwert wertet die Trainingsdaten des Vortags sowie das Stresslevel und die Schlafqualität aus, ist aber anders als der Cardiobelastungswert nicht direkt mit der Herzfrequenz verbunden.
Ebenfalls nur für die Pixel Watch 3 verfügbar ist die Möglichkeit, in der Fitbit-App Lauftrainings erstellen zu lassen.
Neue Laufvorschläge bringen Abwechslung
Die Laufvorschläge richten sich danach, was wir bei der Initialisierung angeben - ob wir Anfänger oder erfahrene Läufer sind und eher Tempo oder Ausdauer trainieren wollen - und nach der Tagesform sowie den Trainings der vergangenen Tage. Ein Lauf besteht aus verschiedenen Phasen, die uns während des Laufens auf der Uhr angezeigt werden. Die Laufanleitung wird auf die Pixel Watch 3 übertragen, wir brauchen das Smartphone nicht mitzunehmen. Die Uhr hat ein eingebautes GPS-Modul, das die Strecke aufzeichnet.
Die vorgeschlagenen Trainings unterscheiden sich Tag für Tag. Manchmal schlägt uns Fitbit einen Lauf mit Aufwärm- und Cool-Down-Phase vor, an einem anderen Tag bekommen wir ein Intervalltraining mit Zwischensprints vorgeschlagen. Wir können in der initialen Einstellung angeben, ob wir an bestimmten Tagen längere Strecken vorgeschlagen bekommen wollen.
Während des Laufs zeigt uns die Pixel Watch 3 die jeweiligen Phasen unseres Trainings an. Die Uhr warnt uns auch, wenn wir den im Trainingsplan festgelegten Pulsfrequenzbereich über- oder unterschreiten. Das war bei unserem Test mitunter etwas nervig, da Fitbit einen Bereich bis maximal 133 BPM festgelegt hatte - was auch bei langsamem Laufen für uns zu gering ist. Der Bereich lässt sich in der Laufübersicht aber ändern und auf einen höheren Bereich festlegen, was wir getan haben.
Cardiobelastungsziel wird angepasst
Der Cardiobelastungswert verändert sich nach der Erstkalibrierung, je mehr wir trainieren. Der Zielwert erhöht sich dann, gegebenenfalls zusammen mit einer Warnung, wenn wir zu viel trainieren. Zusammen mit dem Tagesformwert, der sich aus der Anzahl der vergangenen Trainings und dem Schlafwert zusammensetzt, wird der Cardiowert für die täglichen Empfehlungen zurate gezogen, die uns die Fitbit-App gibt. Trainieren wir zu viel, wird uns empfohlen, dass wir es ein wenig langsamer angehen sollten - das soll Verletzungen vermeiden. Eine neue Kachel hilft Nutzern, im Zielbereich des Cardiowertes zu bleiben.






Insgesamt finden wir die neuen Fitnessfunktionen, die Google für Nutzer der Pixel Watch 3 freigeschaltet hat, vor allem für Läufer interessant. Wer es ganz genau wissen will, bekommt bei den Lauftrainings auch Details zur Schrittlänge etc. geliefert. Für uns als Hobbyläufer ist das fast schon ein bisschen viel an Informationen, aber man kann sich diese auch schlicht nicht anschauen. Schade finden wir, dass Google das Lauftraining sowie den Cardiobelastungswert nur für die Pixel Watch 3 verfügbar gemacht hat.
Das gilt übrigens auch für das Morgenbriefing. Dieses gibt uns nach dem Aufstehen eine kleine Zusammenfassung unseres Fitnessstatus für den Tag mit Hinweisen, ob wir durchstarten oder es lieber langsam angehen lassen sollten. Ebenfalls Teil des Briefings ist die Übersicht der nächtlichen Schlafaufzeichnung. Wir sehen keinen Grund, warum es ein solches Briefing nicht auch auf den älteren Pixel Watches geben sollte.
Beim Thema Akkulaufzeit scheint die neue Größe der Pixel Watch Vorteile zu bringen: Während die Pixel Watch 1 mit aktiviertem Always-on-Display bei uns gerade so von morgens bis abends und die Pixel Watch 2 knapp einen Tag durchhielt, erreichen wir mit der 45-mm-Version der Pixel Watch 3 eine Akkulaufzeit von bis zu zwei Tagen mit aktiviertem Always-on-Display. Das funktioniert dann, wenn wir kaum trainieren und die letzten Stunden den Energiesparmodus verwenden. Verglichen mit den vorigen Akkulaufzeitwerten ist dies eine starke Verbesserung.
Akkulaufzeit wurde deutlich verbessert
Trainieren wir, kommen wir immer noch bis zu anderthalb Tage mit der Pixel Watch 3 über die Runden. Kollegen mit der kleinen Pixel Watch 3 im Test schilderten uns, dass auch sie eine bessere Laufzeit verglichen mit der Pixel Watch 2 beobachtet hätten. Da wir die 41-mm-Version nicht selbst testeten, können wir dazu aber keine eigene Einschätzung abgeben. Von rund zehn auf 100 Prozent aufgeladen ist die Pixel Watch 3 in knapp über einer Stunde. Der mitgelieferte Ladeadapter ist magnetisch und verbindet sich über Pogo-Pins mit der Uhr. Ausgeliefert wird die Pixel Watch mit Wear 5.0
Verfügbarkeit und Fazit: Pixel Watch 3
Die Pixel Watch 3 in 41 mm kostet bei Google(öffnet im neuen Fenster) in der WLAN-Variante 400 Euro. Die LTE-Version kostet 500 Euro. Die von uns getestete größere Variante mit 45 mm Durchmesser ist nur mit WLAN für 450 Euro zu haben, mit LTE-Modem kostet sie 550 Euro.
Wer die Smartwatch bis zum 29. September 2024 bestellt, bekommt 50 Euro Guthaben für den Google Store dazu. Im Kauf inkludiert ist außerdem ein sechsmonatiges Fitbit-Premiumabo, das unter anderem für die umfangreiche Schlafanalyse, Workoutvideos, den Gesundheitsbericht und Rezepte notwendig ist.
Fazit
Für uns ist die größte technische Neuerung der Pixel Watch 3 die neue Größe: Das Modell mit 45 mm Durchmesser sieht an größeren Handgelenken wesentlich besser aus als die kleinere, bislang ausschließlich erhältliche 41-mm-Variante.
Außerdem hält die Pixel Watch 3 länger durch als ihre Vorgänger - laut Berichten von Kollegen auch die kleinere Version. Zwei Tage ist verglichen mit der Konkurrenz, etwa von Amazfit, immer noch nicht superlang, aber deutlich besser als bisher.
Bei den neuen Funktionen setzt Google vor allem auf die Software und das besonders im Fitnessbereich. Die Pixel Watch 3 ist insbesondere für Läufer die bislang wohl beste Pixel Watch: Der Cardiobelastungswert sowie der Lauftrainingsassistent sind praktische Neuerungen. Auch die detaillierten Einsichten in die Lauftrainings dürften für ambitionierte Läufer von Interesse sein.






Ansonsten ist die Pixel Watch 3 ihrem Vorgängermodell sehr ähnlich: Die neuen Funktionen betreffen hauptsächlich das Training in Verbindung mit Fitbit. Wer keinen Sport betreibt, wird diese nicht brauchen - und damit auch einen großen Teil der neuen Funktionen der Pixel Watch 3 nicht.
Dann bleibt immer noch die längere Akkulaufzeit übrig - wer jedoch keinen Sport treibt, dürfte mit der Laufzeit der Pixel Watch 2 auch keine Probleme gehabt haben. Außerdem dürfte die neue Größe ein Kaufanreiz für manche sein. Enttäuscht waren wir über die Kratzer auf dem Display, die wir bereits nach zwei Wochen hatten.
Insgesamt ist die Pixel Watch 3 eher eine Evolution als eine Revolution in Googles Smartwatch-Lineup. Google scheint sich verstärkt auf den sportlichen Teil der Nutzer zu konzentrieren und bietet diesem interessante neue Funktionen. Verglichen mit der Pixel Watch 2 ist das neue Modell mitunter teurer geworden: Die LTE-Version der kleinen Variante kostet 50 Euro mehr. Wer vorhat, die 41-mm-Version mit LTE zu kaufen und keinen Sport treibt, kann bedenkenlos zur Pixel Watch 2 greifen und 50 Euro sparen.



