Pixel 9 Pro Fold im Test: Google verbessert seinen Falter deutlich

Das Pixel 9 Pro Fold ist Googles zweites Smartphone mit faltbarem Display - auch, wenn es nicht Fold 2 heißt. Mit dem neuen Modell behält Google einige Merkmale des ersten Fold bei, gleichzeitig ist das neue Modell aber auch deutlicher Bestandteil des aktuellen Pixel-9-Lineups - daher wohl auch der etwas sperrige Name.
Das erste Pixel Fold war gut, aber nicht perfekt - vor allem, was das Scharnier und die Langlebigkeit des faltbaren Bildschirms betrafen. Google hat beim neuen Fold nachgebessert; Käufer müssen aber immer Kompromisse eingehen, was manche Hardwaredetails angeht. Im Test schaut sich Golem.de an, ob die Vorteile des faltbaren Bildschirms die Nachteile an anderer Stelle ausgleichen.
Auf den ersten Blick erinnert das Pixel 9 Pro Fold eher an das Oneplus Open als an seinen Vorgänger, sowohl vom Design als auch von der Größe her: Das Pixel Fold ist mit seinem 5,8 Zoll großen Frontdisplay wesentlich kürzer als das neue Fold, das außen einen 6,3 Zoll großen Bildschirm hat. Mit 155 x 77 x 11 mm ist das Pixel 9 Pro Fold ein kleines Stück größer als das Oneplus Open - und deutlich dünner.
Abgeflachter Rahmen, längeres Außendisplay
Wie das Open hat auch das neue Fold einen flachen Rahmen, während der des ersten Fold abgerundet war. Im Rahmen ist der Fingerabdrucksensor verbaut, der Teil des Einschaltbuttons ist und gut funktioniert. Das neue Design sieht nach Pixel 9 aus, insgesamt ist das Pixel 9 Pro Fold aber vom Aussehen schon ein recht eigenständiges Smartphone.




















Das Außendisplay hat eine Auflösung von 2.424 x 1.080 Pixeln, was eine Pixeldichte von 422 ppi ergibt. Die maximale Helligkeit liegt Google zufolge bei 2.700 cd/m² - das ist weniger als die 3.000 cd/m², die das Pixel 9 Pro erreicht. Die durchschnittliche maximale Helligkeit liegt bei 1.800 cd/m², was auch weniger als beim Pixel 9 Pro ist, aber immer noch ausreicht, Inhalte auch bei hellem Licht gut zu erkennen. Die Farben und die Schärfe sind wie gewohnt gut, der Bildschirm ist blickwinkelstabil.
Das Außendisplay des ersten Pixel Fold ist von der Breite her schon wesentlich besser nutzbar als das der Fold-Geräte von Samsung. Beim Pixel 9 Pro Fold hat Google den Außenbildschirm nun auch länger gemacht - er hat damit endgültig das Format eines normalen Smartphone-Displays angenommen, wie es auch beim Oneplus Open der Fall ist. Entsprechend können wir den Außenbildschirm des neuen Fold perfekt für alles verwenden, was wir auf einem normalen Smartphone erledigen.
Der Partytrick des Pixel 9 Pro Fold ist aber natürlich der innenliegende Bildschirm mit seiner Diagonale von 8 Zoll bei einer Auflösung von 2.152 x 2.076 Pixeln. Da das neue Fold wesentlich länger ist als das vorige Modell, hat es aufgeklappt ein anderes Format als das erste Fold. Der Innenbildschirm ist nahezu quadratisch. Im Alltag bedeutet das, dass wir den Bildschirm weniger drehen als zuvor - das Format ist in allen Ausrichtungen nahezu identisch.
Innendisplay: quadratisch, praktisch, gut
Die durchschnittliche maximale Helligkeit des Innendisplays liegt Google zufolge bei 1.600 cd/m², die Spitzenhelligkeit bei 2.700 cd/m². Im Alltag bedeutet das, dass wir auch bei direkter Sonneneinstrahlung Inhalte auf dem Display sehr gut erkennen können. In der Mitte des Innenbildschirms ist ein Falz erkennbar - in etwa so stark wie bei Samsungs Fold-Modellen und stärker ausgeprägt als beim Oneplus Open. Vor allem von der Seite aus ist der Bereich deutlich sichtbar, von vorne eher nicht. Fahren wir mit dem Finger drüber, ist der Scharnierbereich zudem deutlich zu spüren.
Den inneren Bildschirm finden wir vor allem beim Lesen und beim Browsen praktisch. Auch Videos lassen sich gut darauf schauen, der Größengewinn ist verglichen mit dem Pixel 9 Pro XL in der Regel aber nicht besonders groß: Aufgrund des quadratischen Formats ist die Fläche, die ein Video im 16:9-Format auf dem Pixel 9 Pro Fold einnimmt, nur minimal größer als auf dem aktuellen großen Pixel-Smartphone. Beide Bildschirme haben übrigens eine Bildrate von bis zu 120 Hz.
Beim Aufklappen stellen wir fest, dass Google beim Scharnier einige Verbesserungen vorgenommen hat. Das Scharnier des ersten Pixel Fold ist eigenwillig: Es hat keine Federung und geht bei sanftem Öffnen nicht zu 180 Grad auf - die letzten Millimeter muss man es etwas zwingen. Beim Pixel 9 Pro Fold ist das Gefühl beim Aufklappen viel besser: Das Scharnier läuft wesentlich weicher als beim Pixel Fold, das neue Smartphone lässt sich außerdem problemlos direkt bis 180 Grad öffnen.
Scharnier lässt sich in vielen Positionen einstellen
Auch beim neuen Fold gibt es keine besondere Unterstützung in Form eines Federmechanismus, was bedeutet, dass wir den Bildschirm problemlos in nahezu allen Positionen aufgeklappt lassen können. Das ist vor allem beim Videoschauen praktisch, oder wenn wir das Smartphone beim Fotografieren irgendwo abstellen wollen.




















Auf der Rückseite des Pixel 9 Pro Fold ist eine Dreifachkamera eingebaut, die sich allerdings von denen der beiden anderen Pro-Modelle der Pixel-9-Serie unterscheidet. Die Hauptkamera hat 48 Megapixel, was zwei weniger sind als bei den anderen Pro-Modellen. Zudem ist der 1/2"-Sensor kleiner. Bei der Superweitwinkel- und der Telekamera sind die Unterschiede noch größer.
Das neue Fold hat eine Superweitwinkelkamera mit 10,5 Megapixeln, die Telekamera mit fünffacher Vergrößerung hat 10,8 Megapixel. Bei den Pixel-9-Pro-Modellen kommen an dieser Stelle 48-Megapixel-Sensoren zum Einsatz. Bei Tageslicht fällt ein qualitativer Unterschied zunächst nicht unbedingt auf, da das Pixel 9 Pro XL Bilder automatisch mit Pixel-Binning macht - also die Anzahl der Pixel reduziert.
Kamera macht gute Bilder, es fehlen aber Funktionen der Pro-Modelle
Bei der Hauptkamera fallen uns bei Tageslicht keine nennenswerten Unterschiede zum Pixel 9 Pro XL auf, die mit der Superweitwinkel- und der Telekamera gemachten Fotos sind etwas weniger scharf als die des Pixel 9 Pro XL. Aufgrund der geringeren Pixelanzahl beim Tele können wir mit dem Pixel 9 Pro Fold allerdings nur bis maximal 20-fache Vergrößerung zoomen, während beim Pixel 9 Pro XL eine 30-fache Vergrößerung möglich ist.
Das geht auch im Videomodus, allerdings nur, wenn wir den Video Boost nicht einschalten. Die Videoverbesserung, die Google nach dem Upload eines Videos auf seinen Servern errechnet, ist auch beim Pixel 9 Pro Fold verfügbar - allerdings nur mit der Hauptkamera, also maximal bis zu einer zweifachen Vergrößerung. Auch Nachtvideos können über den Video Boost verbessert werden, das Ergebnis ist aber wesentlich schlechter als beim Pixel 9 Pro Fold: Unsere Testvideos in sehr dunkler Umgebung sind zwar heller als das Ursprungsmaterial, haben aber unglaublich viele Artefakte und sind entsprechend kaum brauchbar.
Nachts sind größere Unterschiede zwischen den Kameras des neuen Fold und des Pixel 9 Pro XL erkennbar, vor allem bei der Superweitwinkel- und der Telekamera. Die Schärfe ist etwas weniger gut, insgesamt macht das Pixel 9 Pro Fold aber auch dann noch gute Bilder. Die Kamera ist auf einem nahezu vergleichbaren Level - dass Google auch aus weniger guter Kamera-Hardware nahezu vergleichbar gute Ergebnisse herausbekommt, hat das Unternehmen schon bei früheren A-Modellen gezeigt.
Lieber Hauptkamera für Selbstporträts
Das Pixel 9 Pro Fold hat sowohl im Außen- als auch im Innendisplay jeweils eine Selfiekamera verbaut, beide haben 10 Megapixel. Für Selbstporträts empfiehlt es sich aber, die Hauptkamera zu verwenden: Wir können das neue Fold aufgeklappt und den Außenbildschirm als Sucher verwenden. Die Bildqualität ist dann natürlich wesentlich besser als bei einer der beiden Selfiekameras.




















Käufer müssen allerdings damit leben, dass einige Kameraoptionen nicht so gut funktionieren wie auf dem Pixel 9 Pro XL - etwa der Nachtvideomodus und der Zoom-Umfang bei Fotos und vor allem im Boost-Modus der Videofunktion. Insgesamt betrachtet ist die Kamera des Pixel 9 Pro Fold gut, aber vor allem von den Funktionen her nicht auf dem Level der anderen Pro-Modelle. Neue KI-Funktionen wie Mich hinzufügen gibt es allerdings auch auf dem neuen Fold.
Ausgeliefert wird das Pixel 9 Pro Fold wie die anderen Geräte der Pixel-9-Serie mit Android 14. Wie beim ersten Pixel Fold gibt es eine kleine Taskleiste, wenn wir das Smartphone aufgeklappt verwenden. Befinden wir uns in einer App, können wir die Leiste durch einen leichten Wisch vom unteren Bildrand nach oben einblenden. Auch ein Split-Screen-Modus ist wieder dabei.
Anders als etwa beim Oneplus Open können wir allerdings nicht mehr als zwei Apps auf einmal verwenden. Oneplus verwendet bei seinem faltbaren Smartphone einen wesentlich clevereren Multitasking-Modus, der es uns unter anderem erlaubt, Apps auch im Split-Screen im Querformat zu verwenden. Damit verglichen sind die Multitasking-Optionen beim Pixel 9 Pro Fold eher simpel.
Tensor G4 mit KI-Funktionen
Im Inneren des Pixel 9 Pro Fold steckt das gleiche SoC wie in den anderen Modellen der Pixel-9-Reihe - Googles Tensor G4. Die Leistung ist entsprechend gleich - im Geräte-Benchmark Geekbench 6 erhalten wir vergleichbare Werte wie beim Pixel 9 Pro XL. Damit gehört das neue Fold wie die übrigen neuen Pixel-Modelle nicht zu den leistungsfähigsten am Markt; im Alltag reicht die Leistung aber absolut aus, auch fordernde Apps laufen ohne Probleme.
Google setzt bei seinem SoC verstärkt auf KI: Das Pixel 9 Pro Fold verfügt wie die anderen Pixel-9-Modelle über eine Reihe von KI-Funktionen, die wir im Test des Pixel 9 Pro XL bereits vorgestellt haben. Etwas genauer eingehen wollen wir aber an dieser Stelle noch auf die neue Funktion des Magic Editors, Fotos neue Bildinhalte hinzufügen zu können.
Mit der Funktion können wir Bildteile markieren, in die Googles Gemini-KI dann generierte Inhalte einfügt. Das kann durchaus spaßig sein, allerdings sind die neu generierten Bilder nicht unbedingt auf Anhieb als KI-bearbeitet erkennbar. Einen visuellen Hinweis auf eine Bearbeitung, wie etwa ein Wasserzeichen, gibt es nicht; lediglich in den Metadaten ist vermerkt, dass die KI am Bild gebastelt hat.
Googles Bildbearbeitung fügt allen möglichen Quatsch ein
Dass das problematisch sein kann, hat The Verge feststellen müssen: Die Webseite hat mit Umschreibungen hinbekommen, dass Gemini beispielsweise zugedeckte Leichen und Blutlachen in eine Straßenszene montiert hat - fragt man direkt danach, verweigert Gemini die Arbeit. Uns ist das nicht gelungen, Google dürfte nach Veröffentlichung der Story wohl noch einmal an den Sicherheitsmechanismen geschraubt haben. Um aus einer langweiligen Wiese ein Blumenmeer zu machen, finden wir die Funktion aber ganz nett - wenngleich Kritiker anmerken dürften, dass Google damit weiter die Fotorealität verschiebt. Menschen können wir übrigens nicht bearbeiten.




















Das Pixel 9 Pro Fold hat einen Akku mit einer Nennladung von 4.650 mAh, der sich mit maximal 21 Watt laden lässt. Drahtloses Laden ist mit 7,5 Watt möglich - beide Werte liegen unter denen, die mit dem Pixel 9 Pro und Pro XL möglich sind. Im Alltag hält das Pixel 9 Pro Fold bei uns gut einen Tag lang durch; je länger wir das Innendisplay verwenden, desto kürzer ist logischerweise die Laufzeit.
Die restliche Hardware entspricht der der beiden Pixel-9-Pro-Geräte: Das neue Fold unterstützt Wi-Fi 7, 5G und Bluetooth in der Version 5.3. Das Pixel 9 Pro Fold unterstützt zudem Satellitenkommunikation und hat einen Ultrabreitbandchip (UWB), mit dem beispielsweise Bluetooth-Tracker genauer lokalisiert werden können, sobald sie sich in der Nähe des Smartphones befinden.
Verfügbarkeit und Fazit: Pixel 9 Pro Fold
Das Pixel 9 Pro Fold ist im Onlineshop von Google(öffnet im neuen Fenster) in zwei Speicherversionen vorbestellbar. Mit 16 GByte RAM und 256 GByte Flash-Speicher kostet das Smartphone 1.900 Euro. Die Version mit 16 GByte RAM und 512 GByte Flash-Speicher kostet regulär 2.030 Euro, bis einschließlich dem 5. September 2024 ist diese Variante aber auch für 1.900 Euro bestellbar.
Fazit
Googles zweites faltbares Smartphone ist wesentlich besser gelungen als der erste Versuch. Vor allem das Scharnier lässt sich wesentlich leichter aufklappen, das Gerät kann zudem ohne den beim Pixel Fold notwendigen Kraftaufwand komplett um 180 Grad geöffnet werden.
Gut finden wir auch, dass Google weiterhin auf ein breites Format des Außendisplays setzt - anders als Samsung mit seinen Fold-Modellen, die zusammengeklappt sehr schmal sind und sich entsprechend schlechter nutzen lassen. Verglichen mit dem ersten Pixel Fold hat das neue Modell zusammengeklappt ein klassisches Smartphone-Format und ist in etwa so groß wie das Pixel 9 Pro.
Google hat sich vielleicht von Oneplus inspirieren lassen - das Pixel 9 Pro Fold sieht dem Oneplus Open auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich. Allerdings hat Oneplus' faltbares Smartphone das bessere Scharnier und einen wesentlich weniger auffälligen Falz. Dafür ist das Pixel 9 Pro Fold dünner und hat ein unauffälligeres Kameramodul.




















Die Kameraausstattung ist beim Pixel 9 Pro Fold gegenüber den beiden anderen Pro-Modellen etwas reduziert, grundsätzlich ist die Bildqualität aber sehr gut. Allerdings beherrscht das neue Fold nicht alle Funktionen der beiden anderen Pro-Modelle, weswegen wir die Einordnung ins Pro-Lager schwierig finden. Das gilt auch für Details wie die Ladegeschwindigkeit.
Wir halten die Fold-Geräte für eine solch eigenständige Kategorie, dass wir es besser gefunden hätten, wenn Google das neue Modell als Pixel Fold 2 vermarktet hätte - wie es ursprünglich wohl auch geplant war. Das würde dann vielleicht auch Enttäuschungen über fehlende Funktionen der anderen Pro-Modelle verhindern.
Verglichen mit dem besten Foldable am Markt, dem Oneplus Open, hat Google stark aufgeholt - das Oneplus-Smartphone ist von der Hardware her aber immer noch das bessere Gerät. Google profitiert wie bei seinen anderen Smartphones von der Qualität der Software. Die Schnittmenge aus Nutzern, die ein faltbares Smartphone und Googles Pixel-Funktionen haben möchten, dürfte aber recht klein sein. Bei einem Preis von um die 2.000 Euro wird es das Pixel 9 Pro Fold entsprechend schwer auf dem Markt haben.



