Neue Kamera mit zwei Objektiven
Neben einer Weitwinkelkamera mit 12,2-Megapixel-Sensor hat Google ein Teleobjektiv mit zweifacher Vergrößerung und 16-Megapixel-Sensor verbaut. Der Grundgedanke ist, dass Nutzer das System als Ganzes verwenden sollen und nicht zwingenderweise die jeweiligen Objektive für sich alleine. Entsprechend gibt es anders als bei wohl allen anderen Smartphones mit Multikamerasystemen keine Schaltflächen, um die beiden Kameras einzeln anwählen zu können.
Stattdessen sollen Nutzer das System wie einen klassischen Zoom verwenden und sich keine Gedanken darüber machen, ob die aktuelle Vergrößerung optisch oder digital erzeugt wird. Google hat dafür einen hybriden Zoom bis zu einer achtfachen Vergrößerung eingebaut; hybrid bedeutet, dass optische und digitale Vergrößerung kombiniert werden und Bildrauschen herausgerechnet wird.
Guter Hybridzoom
Im Alltag funktioniert das gut: Wir können entweder per Pinch-Zoom oder über einen Schiebeschalter unseren Sucherausschnitt vergrößern. Die Bildqualität ist besonders im niedrigen Vergrößerungsbereich gut, aber auch bei achtfachem Zoom sind die Fotos noch vorzeigbar. Die Fortschritte, die Google dabei dank des Teleobjektivs gemacht hat, sind im direkten Vergleich mit der Kamera der Vorgängergeneration von Pixel-Geräten sichtbar, wenngleich auch nicht weltbewegend.
Die Kamera des Pixel 3a XL, die der des Pixel 3 XL entspricht, hatte bereits einen akzeptablen Zweifachzoom, darüber hinaus wurde die Bildqualität aber sichtlich schlechter. Im Vergleich macht das Pixel 4 XL schärfere und rauschärmere Bilder, auch bei stärkerer Vergrößerung; für den Alltag halten wir den Hybridzoom für absolut brauchbar, auch im Vergleich zu manch anderem Konkurrenten.
Einem Vergleich mit dem auf einem Fünffach-Teleobjektiv basierenden Hybridzoom des P30 Pro von Huawei hält der des Pixel 4 XL allerdings nicht stand: Vergleichen wir Bilder mit zweifacher, fünffacher und achtfacher Vergrößerung, so macht das P30 Pro die schärferen und detailreicheren Bilder. Huaweis Topmodell hat zum einen den Vorteil, dass es bei fünffacher Vergrößerung noch auf ein optisches Tele zurückgreifen kann. Zum anderen scheint der 40-Megapixel-Sensor besser als Basis für höhere digitale Vergrößerungen geeignet zu sein als der 12,2-Megapixel-Sensor des Pixel 4 XL.
Kein großer Unterschied zu einlinsigem Porträtmodus
Im Porträtmodus der Hauptkamera verwendet Google beim Pixel 4 XL das Teleobjektiv - ein Wechsel auf das normale Weitwinkelobjektiv ist nicht möglich. Die Qualität der Porträtaufnahmen ist sehr gut, der unscharfe Hintergrund wird sauber vom scharfen Vordergrund getrennt. Einen markanten Unterschied zu den mit der Einzelkamera des Pixel 3a geschossenen Porträtaufnahmen können wir allerdings nicht erkennen.
Grundsätzlich ist die Bildqualität des Pixel 4 XL bei Tageslicht sehr gut: Der Weißabgleich stimmt, die Schärfe ist gut. Machen wir mit dem P30 Pro Aufnahmen im 10-Megapixel-Modus, sind die Bilder des Pixel 4 XL sogar etwas schärfer und zeigen weniger Bildrauschen - dem 40-Megapixel-Modus des Huawei-Gerätes hat Googles Smartphone aber nicht viel entgegenzusetzen. Dafür ist die Bilddynamik beim Pixel 4 XL besser.
Zudem können wir zu dunkle oder zu helle Bereiche vor der Aufnahme in der Suchervorschau über einen Schieberegler regulieren, während der jeweils andere Bereich sich nicht verändert - quasi manuelles HDR. Im Alltag finden wir das zusätzlich zur ohnehin schon guten Bilddynamik besonders in extremen Belichtungssituationen sehr praktisch. Verbessert hat Google außerdem den Nachtmodus, der Bildrauschen reduzieren und Farben realistisch darstellen soll.
Nachtmodus aus der freien Hand hat seine Grenzen
Dabei gibt es einen Unterschied zwischen dem freihändigen Nachtmodus und dem Nachtmodus, wenn wir das Pixel 4 XL ruhig abstellen. Aus der Hand macht die Kamera-App eine Aufnahme, die einige Sekunden währt und während derer wir das Smartphone möglichst ruhig halten müssen. Das Ergebnis ist eher ernüchternd: Zwar können wir auf dem in unserer extrem dunklen Kammer gemachten Fotos einige Details erkennen, insgesamt ist das Bild aber viel zu dunkel und kaum nutzbar. Huaweis P30 Pro macht wie gewohnt in dieser Situation ein gut belichtetes und scharfes Bild - auch das Pixel 4 XL kommt da wie alle bisherigen Konkurrenten nicht heran. Verglichen mit dem Pixel 3a XL können wir ebenfalls keinen großen Fortschritt in extrem dunklen Umgebungen erkennen.
In normalen Nachtsituationen, also beispielsweise in nächtlichen Straßen mit Beleuchtung, sehen die mit dem Pixel 4 XL gemachten Bilder hingegen besser aus. Der Nachtmodus aus der Hand kommt mit derlei Situationen, die ein gewisses Mindestmaß an Helligkeit aufweisen, merklich besser zurecht als mit sehr dunklen Extremsituationen.
Für derartige Aufnahmen eignet sich hingegen der neue Astromodus: Stellen wir das Pixel 4 XL im Nachtmodus ruhig ab, nimmt das Smartphone automatisch eine längere Serienaufnahme auf. Maximal vier Minuten lang werden immer wieder Bilder gemacht und zu einem Gesamtbild zusammengesetzt. Wir müssen diese vier Minuten nicht ausschöpfen, sondern können den Prozess bereits vorher unterbrechen. Generell gilt aber: Je länger wir den Nachtmodus seine Arbeit machen lassen, desto besser ist das Ergebnis am Ende.
So erhalten wir auch in unserer dunklen Kammer nach einer Minute ein Bild, das sich sehen lassen kann: Das Rauschen ist sehr unauffällig, die Belichtung ist gut. Schade ist allerdings, dass wir das Smartphone dafür erst abstellen müssen - aus der Hand ist eine derartige Qualität mit dem Pixel 4 XL nicht möglich. Gedacht ist der Astromodus, wie der Name bereits verrät, für Aufnahmen vom Sternenhimmel. Dies konnten wir im bewölkten Berlin nicht richtig testen, versuchen aber, dies in einem noch erscheinenden großen Kameravergleichstest nachzuholen.
Schwache Ausstattung im Videobereich
Videoaufnahmen können wir mit dem Pixel 4 XL in 4K mit maximal 30 fps aufnehmen. Angesichts der Konkurrenz im Oberklassebereich ist das zu wenig, 60 fps sind hier mittlerweile Standard. Auch auf eine Superzeitlupe mit 960 fps verzichtet Google, es sind maximal 240 fps bei 720p möglich. Beim Filmen ist uns zudem ein nerviges Problem aufgefallen: Beim Zoomen macht das Smartphone bei Erreichen der zweifachen Vergrößerung einen merklichen Sprung, wenn es von der digitalen zur optischen Vergrößerung springt. Generell ist der Zoom weitaus weniger geschmeidig als beispielsweise beim iPhone 11 Pro Max.
Insgesamt betrachtet macht die Kamera zwar gute Bilder, wir werden aber das Gefühl nicht los, dass Google entwicklungstechnisch auf der Stelle tritt. Ja, die Qualität des Hybridzooms ist besser als beim Vorgänger, wirklich schlecht war die damals rein digitale Lösung aber auch nicht - und an das P30 Pro kommt auch das Pixel 4 XL bei Weitem nicht heran. Das trifft ebenfalls auf den Nachtmodus aus der Hand zu, den Nutzer im Alltag wohl häufiger verwenden dürften als die Variante, bei der das Smartphone ruhig abgestellt werden muss. Im Videobereich hinkt das Pixel 4 XL der Konkurrenz hinterher, was die Aufnahmeoptionen betrifft.
Google hat unserer Meinung nach den Platz für die zweite Kamera mit einem Teleobjektiv verschwendet. Zwar hat Google bei der Präsentation der neuen Pixel-4-Modelle betont, dass ein Teleobjektiv im Alltag mehr Sinn ergebe - wir halten aber das Gegenteil für richtig: Ein Superweitwinkelobjektiv ist in unseren Augen im Alltag weitaus sinnvoller, wenn es um die Bildgestaltung geht. Der Weitwinkeleffekt lässt sich nicht digital erzeugen, eine Vergrößerung hingegen schon und bei geringer Vergrößerung mittlerweile auch recht verlustfrei - wie Google selbst beim Pixel 3 und Pixel 3a sowie deren XL-Versionen gezeigt hat. Apple hat unserer Meinung nach bei der Kamera des iPhone 11 mit einem Weitwinkel- und einem Superweitwinkelobjektiv die bessere Wahl getroffen.
Gute, aber nicht hervorragende Kamera
Auch für das Pixel 4 XL gilt, dass die Kamera zwar nicht schlecht ist, letztlich aber aus der Masse an guten Smartphone-Kameras nicht hervorstechen kann. Daran können auch die neuen (und alten) Kamerafunktionen nichts ändern. Es bleibt abzuwarten, was Google mit einem Dreifachkamerasystem anstellen kann, sollte sich der Hersteller entscheiden, ein solches jemals zu verbauen.
Die Frontkamera des Pixel 4 XL hat im Übrigen 8 Megapixel und ist oberhalb des Displays verbaut - auf eine Notch verzichtet Google, was an der zusätzlich verbauten Hardware liegt.
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