Hohe Anforderungen an Kinobetreiber und schmerzhafte Preise
Mit Dolby Cinema versucht Dolby, seine Marke zu stärken. Von den Kinos, die einen Dolby-Saal haben wollen, verlangt das Unternehmen einiges. Fast die gesamte Ausrüstung und selbst bauliche Beschaffenheiten bestimmt mindestens in Grundzügen Dolby. Sowohl der Kinobetreiber JT als auch Dolby deuteten an, dass der Aufwand enorm sei.
Das Kinoerlebnis soll schon am Eingang beginnen. Dort befindet sich ein großes Dolby-Cinema-Schild, im Tunnel zum Saal wird der Besucher mit einer speziellen Wand-Projektion auf den zu erwartenden Kinofilm eingestimmt, und der Saal fällt durch Dolby-blaue Treppenbeleuchtung und viel Schwarz auf.
Hier deutet sich bereits an, dass die Grundanforderungen für das Dolby-Cinema-Logo hoch sind. Höher als noch zu Zeiten, als Kinobetreiber aktiv mit dem THX-Logo geworben haben. Die Möglichkeit eines Umbaus ist für einen Kinobetreiber wegen der Grundanforderungen an den Saal eingeschränkt. Eine gewisse Mindesthöhe, die von der Zahl der Sitzplätze abhängt, ist notwendig, um steil ansteigende Sitzreihen zu ermöglichen. Viele alte Säle bieten diese Möglichkeit schon rein baulich nicht. Dennoch: Einen Neubau hat es bisher nicht gegeben, alle sieben Dolby-Cinema-Säle sind Retrofit-Umbauten. Zudem muss das Kino schon aus wirtschaftlichen Gründen eine gewisse Größe haben. Sogenannte PLF-Screens (Premium Large Format) sollen mit der Technik in Abstimmung mit Dolby ausgestattet werden.
Bis 2024 verspricht Dolby immerhin 100 Säle. Das klingt nach viel. Bedenkt man aber, wie viele Länder infrage kommen, wird die Wahrscheinlichkeit, einen Dolby-Cinema-Saal in seiner Umgebung zu finden, auf absehbare Zeit immer noch sehr gering bleiben.
Ein Dolby-Cinema-Saal beeindruckt mit einer sehr breiten Leinwand im Verhältnis zur Raumgröße und viel Dunkelheit. Laut Dolby wird baulich nicht nur darauf geachtet, dass der Ton sich optimal im Saal verteilt, sondern auch darauf, dass das Licht möglichst wenig reflektiert wird. Das gelingt sehr gut. Die Wände bleiben sehr dunkel und Reflexionen von Sitzen und anderem Interieur sind kaum auszumachen. Auch die Lautsprecher sind versteckt; normalerweise ist eine Dolby-Atmos-Anlage ziemlich gut sichtbar.
Uns verwundert, dass nicht einmal die Notausgangsschilder in Hilversum beleuchtet sind. Sie dienen der Sicherheit und sind bei einem Notfall unverzichtbar. Aber sie sorgen auch für optische Störungen, selbst in Kinosälen mit viel Reflexionen des Umgebungslichts. Ob ein derartig abgedunkelter Saal in jedem Land möglich ist, wissen wir allerdings nicht. Auf Nachfragen reagierte Dolby ausweichend. Natürlich würden die örtlichen Sicherheitsbestimmungen eingehalten, hieß es.
Lichtspielhaus oder schwarzes Kino?
Wir sind nicht sicher, was uns besser gefällt. Ein technisch sehr gut ausgestattetes Dolby Cinema oder ein Saal, der eher den Charme eines alten aber modernisierten Lichtspielhauses wiedergibt. Das Dolby Cinema wirkt damit sehr technisch und steht in einem starken Kontrast zu aufwendig modernisierten Traditionskinos wie etwa Berlins Zoo Palast, dessen Eröffnung uns mit einer gelungenen Kombination aus Nostalgie und Technik begeistert hat. Dolby Cinema und der Charme eines alten Kinos passen nicht zusammen - insbesondere, da in einem Dolby Cinema vermutlich nicht einfach die Digitalprojektoren für ein Kinowerk eines Christopher Nolan abgeschaltet werden. Uns gefällt allerdings beides auf seine Weise, und wir würden es vom Filmmaterial abhängig machen, welches Kino wir eher besuchen würden - wenn wir die Wahl hätten. Ein Film aus dem Marvel-Universum oder ein Pixar-Animationsfilm dürften für ein Dolby Cinema ideal sein. Das sollte auch für düstere Horrorfilme gelten, die mit den extremen Schwarzwerten für stärkere Schockeffekte sorgen könnten.
Preislich ist zumindest der Kinobesuch in den Niederlanden schmerzlich. Stolze 5 Euro Aufpreis verlangt JT für den zugegebenermaßen komfortablen Sitz in einem Dolby Cinema bei einem Grundpreis von 10 Euro. Das ist mehr, als so manche 3D-Vorstellung in Überlänge kostet - etwa so viel, wie in den in Deutschland häufiger werdenden Luxus-Kinosälen mit Platzbedienung in wenigen Reihen, wie etwa dem Zoo Palast.
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