Privilegierte Schüler nutzen das Internet anders als Benachteiligte
So zeigt sich, dass sozial Benachteiligte, etwa die unteren 25 Prozent der getesteten Schüler, in ihrer Freizeit mindestens so viel Zeit am Computer verbringen wie sozial privilegierte Schüler. Doch während Letztere die Internetzeit nutzen, um Nachrichten oder praktische Informationen zu finden, bewegen sich die Unterprivilegierten am Computer stärker in sozialen Netzwerken.
An dem Pisa-Report fällt auf, dass die Schulen eher wenig Anteil an der Computernutzung ihrer Schüler haben. 96 Prozent der Schüler in allen OECD-Staaten nutzen den Computer zu Hause, aber nur 72 gaben an, dass sie ihren Laptop oder Tablet-Computer auch in der Schule einsetzen.
Harte Fakten suchen oder daddeln?
Dabei zeigt sich, dass der vermehrte Einsatz des Computers als Informations- und Arbeitsmedium den Schulerfolg verbessert. Allerdings ergab die Studie auch, dass Schüler, die ihren Computer sehr oft in der Schule einsetzen, eher schlechte Lernergebnisse zeigen, und zwar unabhängig von der sozialen Herkunft.
Bei deutschen Schülern zeigt sich ein ähnliches Bild wie in der Gesamtstudie. Sie verbringen üblicherweise mindestens zwei Stunden und 24 Minuten am Computer an jedem Tag des Wochenendes. Dabei verbringen die Schüler mit einem höheren sozialen Status eher weniger Zeit vor dem Computer und suchen dabei harte Infos, während die sozial Benachteiligten lieber Musik, Filme oder Spiele herunterladen.
Computereinsatz allein schließt keine Kompetenzlücke
Neun Prozent der deutschen 15-jährigen Schüler verbringen an jedem Schultag mehr als sechs Stunden online. Diese Gruppe ist weniger erfolgreich in der Schule, was sich auch daran zeigt, dass fast jeder Dritte aus dieser Gruppe angab, in den zwei Wochen vor dem Test zu spät zur Schule gekommen zu sein. Das passierte allerdings auch den 17 Prozent der Schüler, die nur maximal eine Stunde am Computer sitzen.
Die Studie widerspricht der Erwartung, Computereinsatz könne bei grundlegenden Fertigkeiten die Lücke zwischen Schülern mit hohem und niedrigem sozialen Status ausgleichen. Offenbar sind andere Faktoren wichtiger für den Schulerfolg, so Andreas Schleicher, Direktor der Bildungsabteilung bei der OECD.
"Eine Interpretation unserer Ergebnisse ist, dass der Aufbau von einem tiefen und strukturierten Verständnis und der Entwicklung der Fähigkeit zu einem vertieften Denken einen intensiven Austausch zwischen Lehrer und Schüler erfordert", so Schleicher. Technik lenke da möglicherweise oft auch ab.
Mehr über die Pädagogik nachdenken
Eine andere Erklärung sei, dass "wir noch nicht gut genug darin geworden sind, Computer und ihr Lehrmaterial richtig einzusetzen". Es reiche möglicherweise nicht, der Lehrtechnik des 20. Jahrhunderts einfach die Technik des 21. Jahrhunderts hinzuzufügen.
"Wenn wir wollen, dass Schüler smarter werden als ein Smartphone, müssen wir härter darüber nachdenken, welche Pädagogik dazu nötig ist", so Schleicher. Klar sei dabei eins: Wenn Schüler lernten, mit ihren Mobiltelefonen die gängigen Antworten auf Lehrerfragen auswendig zu lernen, helfe das wenig.
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Pisa-Studie: Deutsche Schüler können zu wenig am Computer |
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Da ich ein Mensch bin, mache ich auch Fehler. Ich bin voll Berufstätig in einem...
Die meisten meiner Bekannten haben sogar einen, die wenigsten kennen sich damit aber...
+1 ging mir genau so
Ganz einfach. So wie du ohne Smartphone klar kommst. Die Motorik der Smartphone-Nutzer...