Piranha-Byte-Spiele sind nicht unbedingt konkurrenzfähig
Ein Teil der Antwort auf diese Frage ist wohl: Die Spiele sind nicht in allen Belangen konkurrenzfähig. Bei der Inszenierung und den Details zeigt sich, worauf Piranha Bytes verzichten muss, um große Projekte zu stemmen. Selbst das sieben Jahre alte Rollenspiel The Witcher 3 sieht deutlich besser aus als Elex 2 und ist in den Zwischensequenzen wie ein Spielfilm inszeniert.
In Elex 2 wirken die Gesichter der Figuren puppenhaft und leblos. Einen Onlinemodus, um gemeinsam mit anderen Magalan zu erkunden, gibt es nicht. Auch das Kampfsystem ist im Vergleich zur Konkurrenz schwerfällig und ungenau.
Und doch entwickelt Elex 2 seinen ganz eigenen Reiz. Spielerinnen und Spieler müssen Aufgaben erfüllen für die unterschiedlichen Fraktionen im Spiel. Die Berserker verzichten auf Technik, wohnen in Holzhütten und nutzen mittelalterliche Schwerter, die Albs schießen mit Lasergewehren. Durch neue Fähigkeiten wird die Spielfigur immer stärker und kann es mit mächtigeren Gegnern aufnehmen. Die Motivationsspirale funktioniert und fesselt beim Spiel viele Stunden trotz der veralteten Technik.
Die jahrelange Erfahrung, das eingespielte Team und moderne Werkzeuge ermöglichen es, dass Piranha Bytes Open-World-Spiele überhaupt entwickeln kann. Seit 2003 nutzen die Macher die gleiche Entwicklungsumgebung ("Engine"). Diese Eigenentwicklung beinhaltet Werkzeuge und ist für die Spielmechaniken verantwortlich, also etwa Animationen, das Kampfsystem und das rasche Laden der Spielwelt in den Speicher.
Seit Jahren steht das Studio in der Kritik, dass die Spiele grafisch und bei der Kampfsteuerung veraltet seien und ein Wechsel auf eine andere Engine überfällig sei.
"Mächtig und schnell, aber auch sehr empfindlich"
Pankratz aber sagt: "Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht, die eigene Engine zu behalten und weiterzuentwickeln." Würde Piranha Bytes eine große Entwicklungsumgebung wie die Unreal-Engine lizensieren, die auch für Kinofilme und Serien benutzt wird, kämen zahlreiche "Kinderkrankheiten" zurück, für die man Monate bräuchte, um sie zu reparieren. "Irgendein Typ redet dann plötzlich nicht mehr mit dir und du machst dich auf die Suche nach einer Lösung. In unserer eigenen Engine kennen wir uns sehr gut aus und wissen, was wir umsetzen können", sagt Pankratz.
Tatsächlich sind solche Probleme auch in großen Studios gefürchtet. So wechselte der US-Entwickler Bioware auf die Frostbite-Engine von Publisher Electronic Arts und konnte viele geplante Ideen im Science-Fiction-Spiel Anthem nicht umsetzen.
Der frühere Bioware-Geschäftsführer verglich Frostbite mit einem Formel-1-Wagen, der "mächtig und schnell, aber auch sehr empfindlich und sehr schwer zu handhaben" sei. Piranha Bytes bleibt lieber beim guten alten Volvo, der sich bewährt hat.
"Volles Pfund aufs Maul"
Der Volvo läuft schon seit 2001, damals noch mit einer anderen Engine oder, um im Bild zu bleiben: mit einem anderen Motor. In dem Jahr veröffentlichte das Studio mit Gothic sein Rollenspieldebüt und traf einen Nerv. Anfang des neuen Jahrtausends verfügten Rechner allmählich über die Leistung, glaubwürdige 3D-Welten darzustellen. Gothic erregte mit seinem Dark-Fantasy-Szenario international Aufmerksamkeit und zeigte, dass moderne Rollenspiele auch aus Deutschland kommen können.
Schon damals kristallisierte sich heraus, was man heute als das Piranha-Bytes-Rezept für Rollenspiele bezeichnen könnte. In Gothic wird der Spieler zu Beginn in eine Gefängniskolonie geworfen, die von einer magischen Barriere umschlossen ist. Gangster dreier Fraktionen haben sich in verschiedenen Lagern organisiert, Spieler arbeiten sich als unbekannter Held nach oben. Die Bewohner gehen ihren Tagesabläufen nach, wer Gegenstände aus fremden Hütten klaut, bekommt Ärger.
Auch vermeintlich sinnlose Aktionen erhöhen die Glaubwürdigkeit der Welt. So kann sich die Spielfigur auf Stühle setzen oder einen fettigen Fleischspieß drehen. Anders als in vielen anderen Rollenspielen benutzen die Bewohner der Piranha-Bytes-Welten eine derbe Sprache, der Spruch "volles Pfund aufs Maul" aus der Gothic-Reihe ist bei Fans heute noch beliebt.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
- ohne Werbung
- mit ausgeschaltetem Javascript
- mit RSS-Volltext-Feed
Piranha Bytes: Die Rollenspielmacher aus dem Ruhrpott | Der Wettlauf um Open-World-Games war fast zu viel |
Ich habe auch nichts anderes behauptet. Komischerweise schmecken Biere mit exakt den...
Da hast Du wohl recht. Natürlich ist neue Technik kein Garant für gutes Gelingen, aber...
keine Angst das kommt befindet sich bei einem Spanischen Entwickler :) ich glaube nicht...
und dann gibt es leute die sich darüber beschweren, das die bundesregierung projekte...