Pilotprojekt: Hessische Polizei kontrolliert Beamte mit Venenscannern
Missbräuchliche Datenabfragen haben die hessische Polizei in Verruf gebracht. Nun soll die Identität der Beamten biometrisch überprüft werden.

Die Polizei in Hessen will die Identität von Beamten künftig mit Hilfe biometrischer Verfahren überprüfen. "Um die Sicherheit bei der Abfrage von Bürgerdaten in Polizeisystemen zu erhöhen, wird im Rahmen eines Pilotprojektes auf der Polizeistation in Rüsselsheim derzeit der Einsatz von biometrischen Handvenenscannern für den Dienstalltag getestet", teilte das Innenministerium am 13. August 2020 in Wiesbaden mit. Anlass der Mitteilung war der Start des Innovation Hub 110, das für die hessische Polizei "innovative IT-Lösungen" entwickeln soll.
Hintergrund des Vorgehens sind unter anderem rechtsextreme Drohschreiben, die nach Abfragen von Adressen in Polizeidatenbanken an die betreffenden Personen verschickt worden waren. Mittlerweile seien der hessischen Polizei 69 solcher Drohschreiben bekannt, die meist per E-Mail, manchmal auch per SMS oder Fax versendet worden seien, hatte der hessische Innenminister Peter Beuth (CDU) am 21. Juli 2020 gesagt. Er schließe nicht aus, dass es ein rechtes Netzwerk in der hessischen Polizei gebe.
Der Mitteilung zufolge sollen die Venenscanner als zweiter Faktor bei der Authentifizierung von Beamten eingesetzt werden. "Wir nehmen die in den vergangenen Monaten aufgekommenen Vorwürfe gegenüber der Polizei sehr ernst. Eine hohe Verfügbarkeit von Daten bedeutet auch ein hohes Maß an Verantwortung. Die Überprüfung der Identität mittels biometrischer Methode mit dem Handvenenscanner gilt bereits als sehr sicher", sagte Landespolizeipräsident Roland Ullmann.
Laut Ullmann müssen die Beamten nach Erkennung ihrer Handvenenbiometrie im polizeilichen Auskunftssystem (Polas) nochmals ihre individuelle Kennung eingeben. "Mit dieser Zwei-Faktor-Authentifizierung wollen wir die größtmögliche Sicherheit bei der Datenabfrage erreichen, ohne dass der Ablauf im Arbeitsalltag zu stark eingeschränkt wird", sagte Ullmann. Fünf Handvenenscanner samt Software zur Erkennung, Speicherung und Authentisierung der Daten seien auf der Polizeistation in Rüsselsheim bereits im Einsatz und würden bis Ende des Jahres im Echtbetrieb getestet.
Um unberechtigte Abfragen zu verhindern, hat die hessische Polizei der Mitteilung zufolge seit Dezember 2018 strengere Kontrollmechanismen eingeführt. Zu diesen gehörten anlassunabhängige Stichprobenkontrollen, die Nennung des Abfragegrunds bei jedem Abruf sowie eine tiefergehende Überprüfung jeder 50. Abfrage im Polas. Darüber hinaus würden "alle individuellen Zugangsberechtigungen für die gesamte hessische Polizei in einem dreiwöchigen Turnus zurückgesetzt und neu vergeben". Die polizeilichen Sperrbildschirme aktivierten sich mittlerweile bereits nach drei Minuten Inaktivität und jeder Polizist in Hessen müsse sich beim Verlassen des Raumes von seinem Computer abmelden.
Die Sicherheit von Handvenenscannern wird von Experten allerdings bestritten. So hatten die Sicherheitsforscher Jan Krissler alias Starbug und Julian Albrecht auf dem Hackerkongress 35C3 im Dezember 2018 in Leipzig bereits vorgeführt, wie sich mit einfachen Mitteln Handattrappen erstellen lassen. Ein gut belichtetes Foto einer Hand oder eines Fingers, einen Laserdrucker und etwas Bienenwachs, mehr brauchte es dem Hack zufolge nicht, um Venenerkennungssysteme zu umgehen.
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Warum? Polizisten rennen mit Boddy-Cams rum, das muss ich mir als Bürger gefallen...
Und wenn dann nach Jahren festgestellt wird, dass ein bereits verstorbener Beamte munter...
ich kenne einen Betreiber von Rechenzentren, der erst in den letzten Jahren von...
Stimmt, an einen Fingerabdruck kommt man leichter. Aber hochauflösende Kameras habe wir...