Picard und Riker zanken wie ein altes Ehepaar

Vor allem das Zusammenspiel zwischen Jean-Luc Picard und Will Riker ist gut erzählt und weist eine gewisse Situationskomik auf, die uns manchmal an ein altes Ehepaar erinnert. Einige Figuren finden wir etwas zu klischeehaft, etwa den Captain der USS Titan. Das Storytelling ist insgesamt aber ordentlich, Langeweile wie bei einigen Folgen von Discovery kam bei uns nicht auf. Die Geschichte folgt einem recht stringenten Faden, die Wendungen wirken zumindest in den ersten sechs Folgen auf uns kohärent und nicht übertrieben.

Das Erzählrezept der dritten Staffel wird aber schnell offensichtlich: Kurtzman setzt voll auf den Retrofaktor. Raffi ist neben Seven of Nine die einzige Hauptfigur aus den ersten beiden Staffeln der Serie, die es in die dritte Staffel geschafft hat.

An dieser Stelle sei Jeri Ryan als Seven Of Nine ein Kompliment ausgesprochen. Die Schauspielerin kann in der letzten Staffel von Picard endlich zeigen, was sie wirklich drauf hat: Vor allem mit ihrer Mimik drückt sie immer wieder hervorragend ihre inneren Konflikte aus, was eine willkommene Abwechslung zu der ansonsten eher hölzern und austauschbar wirkenden Besatzung ihres Schiffes ist.

Zuschauer erfahren Hintergründe bekannter Figuren

Wie bereits in den ersten beiden Staffeln von Picard werden die inneren Konflikte der Figuren wesentlich stärker beleuchtet als in alten Star-Trek-Serien. Das ist dieses Mal nicht nur bei Jean-Luc Picard interessant, über dessen Gefühlsleben und Vorgeschichte in der zweiten Staffel eine Menge zu erfahren war: Auch die alte TNG-Crew bekommt eine Art Charakter-Upgrade. Wir erfahren Dinge über Beverly Crusher, Will Riker und Worf, die in TNG kein Thema waren. Das finden wir interessant.

  • Patrick Stewart als Jean-Luc Picard, Jonathan Frakes als Will Riker und Jeri Ryan als Seven Of Nine (Bild: Paramount/CBS/Startrek.com)
  • Ashlei Sharpe Chestnut als Sidney La Forge (Bild: Paramount/CBS/Startrek.com)
  • Jeri Ryan (Mitte) als Seven Of Nine zusammen mit Patrick Stewart und Jonathan Frakes auf der Brücke (Bild: Paramount/CBS/Startrek.com)
  • Jeri Ryan als Seven Of Nine (Bild: Paramount/CBS/Startrek.com)
  • Patrick Stewart als Jean-Luc Picard (Bild: Paramount/CBS/Startrek.com)
  • Gates McFadden als Beverly Crusher (Bild: Paramount/CBS/Startrek.com)
  • Jonathan Frakes als Will Riker (Bild: Paramount/CBS/Startrek.com)
Gates McFadden als Beverly Crusher (Bild: Paramount/CBS/Startrek.com)

Gegen das Retrokonzept der dritten Staffel ist an sich nichts einzuwenden - mit Lower Decks hat das Star-Trek-Franchise eine Serie im Portfolio, die sich explizit auf Star-Trek-Nerds fokussiert und darin sehr gut ist. Was wir jedoch überraschend finden, ist der plötzliche Schwenk auf dieses Konzept bei Picard. In den ersten beiden Staffeln gab es zwar auch schon Referenzen auf frühere Ereignisse, der Fokus ist aber wesentlich weniger deutlich als in der dritten und letzten Staffel.

Im Grunde stellt die dritte Staffel von Picard einen kompletten Neuanfang dar: Keines der Ereignisse der ersten beiden Staffeln wird auch nur erwähnt, die Geschichte ist zumindest in den ersten sechs Folgen komplett losgelöst von den vorigen Geschehnissen. Wir fragen uns daher, warum wir die ersten beiden Staffeln überhaupt geschaut haben, wenn das Serienfinale deren Inhalte offenbar komplett ignoriert. Die dritte Staffel halten wir als Star-Trek-Fans für sehr gelungen, sie lässt uns in der Gesamtbetrachtung aber etwas ratlos zurück, was die generelle Planung der Serie betrifft.

Natürlich setzte Star Trek: Picard von Anfang an auf den Nimbus von Jean-Luc Picard und baute in den ersten beiden Staffeln neue Geschichten um ihn herum. Die letzte Staffel fühlt sich aber von der Grundstimmung her an wie ein zu einer Serie ausgebauter Nachfolger des letzten Kinofilms mit der TNG-Crew, Nemesis. Explizit beziehen wir uns bei diesem Vergleich auf die Grundstimmung der Serie, nicht auf die Inhalte: Diese halten wir bei der dritten Staffel von Picard für wesentlich besser als bei Nemesis, der uns eher enttäuschte.

Guter Abschluss für Star-Trek-Fans

Für uns als Star-Trek-Fans geht das All-In-Retrokonzept der dritten Staffel von Picard auf. Alex Kurtzman hat einen versöhnlichen Abschluss geschaffen, die bisherigen Kritiker der Serie dürften weniger zu meckern haben. Der Schritt war für den Produzenten vielleicht auch deshalb weniger risikoreich, da schon lange feststand, dass nach der dritten Staffel Schluss sein wird. Wer Star Trek aus den 1990er Jahren mag, wird auch die letzte Staffel von Picard lieben.

Star Trek: Picard ist ab dem 17. Februar 2023 bei Paramount+ und Amazon Prime Video zu sehen. Pro Woche wird eine neue Folge veröffentlicht, die Staffel hat insgesamt zehn Folgen.

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 Picard Staffel 3: Zum Abschluss ein Fest für TNG-Fans
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ovbspawn 03. Mär 2023 / Themenstart

Sagen wir mal so: Staffel 1 hab ich komplett gesehen und fand die zwar nicht wirklich...

ovbspawn 03. Mär 2023 / Themenstart

Ich gucke es lieber sofort, weil auf Paramount+ hab ich auch keinen Bock. Freue mich...

ovbspawn 03. Mär 2023 / Themenstart

Ist denn heut schon Freitag? ;-) Schönes Wochenende

ovbspawn 03. Mär 2023 / Themenstart

Stand 2te Folge... ein klares nein. Ich hab von der 2ten Staffel nur die erste halbe...

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