Photovoltaik: Auf dem Baggersee schwimmt ein Solarkraftwerk

Nach dem Kohleausstieg muss mehr Strom aus erneuerbaren Energien kommen, doch der Platz für die Anlagen wird knapp. In anderen Ländern werden Solarmodule daher zu Wasser gelassen. Lohnt sich der Aufwand?

Ein Bericht von Dirk Kunde veröffentlicht am
Schwimmendes Solarkaftwerk Bomhofplas: 10 Cent Einspeisevergütung in den Niederlanden
Schwimmendes Solarkaftwerk Bomhofplas: 10 Cent Einspeisevergütung in den Niederlanden (Bild: BayWa RE)

Wenn Platz knapp ist, muss man Flächen doppelt nutzen. Der Bomhofsplas ist ein Baggersee an der A28 bei Zwolle in den Niederlanden. Neben Sand für Baustellen wird hier Energie aus Sonnenlicht gewonnen. Auf dem See schwimmen 73.000 Solarmodule. "Es ist die weltweit größte schwimmende Photovoltaik-Anlage außerhalb Chinas", sagt Benedikt Ortmann stolz im Gespräch mit Golem. Er verantwortet das Solar-Geschäftsfeld bei der BayWa Renewable Energy aus München.

Inhalt:
  1. Photovoltaik: Auf dem Baggersee schwimmt ein Solarkraftwerk
  2. Achtmal so viel Solarleistung notwendig
  3. Braunkohletagebau-Seen nutzen

Die Module werden mit Neigung zum Himmel auf einer schwimmenden Trägerkonstruktion befestigt und in Ost-West-Ausrichtung auf dem See verankert. Für Solarmodule ist das eine ungewöhnliche Ausrichtung, doch so startet die Energieerzeugung bereits mit dem Sonnenaufgang und endet später. "Ein solches System erreicht ähnliche Stromerträge wie eine nach Süden ausgerichtete Installation. Ein großer Vorteil ist, dass wir dem Wind eine kleinere Angriffsfläche bieten und damit die Stabilität des Gesamtsystems erhöhen", sagt Ortmann. Die Anlage soll pro Jahr rund 25.000 Megawattstunden Strom liefern. Das würde für 7.200 Haushalte ausreichen. Da die Module vom Wasser gekühlt werden, fällt die Energieausbeute sogar rund zwei Prozent höher aus als an Land.

Bekommen Fische einen Stromschlag?

Die Verunreinigung durch Staub und Vogelkot fällt geringer aus als erwartet. Die BayWa R.E. hat bereits Erfahrung mit drei kleineren Solaranlagen auf niederländischen Seen. Somit gibt es Antworten auf die drängendsten Fragen: Befestigt man die Anlage am Ufer oder am Grund? Wo platziert man Wechselrichter und Transformatoren. Was passiert bei Eisbildung? Und bekommen Fische einen Stromschlag?

Kontakt mit Schwimmern oder Wassersportlern gibt es auf dem Bomhofsplas nicht. Der See ist eine Gewerbefläche und nur solche hat das Unternehmen im Fokus. Die Vorteile: Behördliche Genehmigungsverfahren sind einfacher und in der Regel besteht bereits ein Anschluss ans Stromnetz. Auch Flora und Fauna im Wasser werden von Solarmodulen nicht negativ beeinflusst. Im Gegenteil: In warmen Sommern kann die Verschattung das Algenwachstum bremsen.

Einspeisevergütung in Deutschland zu gering

Die 1.800 Mitarbeiter der BayWa R.E. realisieren erneuerbare Energieprojekte rund um den Globus. Das Unternehmen ist eine Tochter der BayWa AG, was ursprünglich für Bayerische Warenvermittlung landwirtschaftlicher Genossenschaften steht. Man könnte also vermuten, dass es bereits Solarmodule auf bayrischen Seen gibt. Doch weit gefehlt. Es scheitert derzeit an der Einspeisevergütung für Energie ins Stromnetz. Sie liegt hierzulande unterhalb von 5 Cent pro Kilowattstunde. In den Niederlanden liegt sie bei rund 10 Cent.

"Wir arbeiten aber daran, die Kosten für unsere Floating-Solaranlagen weiter zu optimieren mit dem Ziel, sie in Deutschland wirtschaftlich zu machen", sagt Ortmann. "Die Unterhaltskosten bei schwimmenden Anlagen sind zwar niedriger als an Land, dafür sind die Baukosten höher. Langfristig könnte sich das aber ausgleichen." Der Betrieb einer solchen PV-Anlage ist schließlich auf mindestens 20 Jahre ausgelegt.

Bei der Recherche findet sich nur eine einzige schwimmende Solaranlage in Deutschland. Sie liegt in der baden-württembergischen Gemeinde Renchen. Zwischen A5 und deutsch-französischer Grenze schwimmen auf dem Baggersee Maiwald 2.300 Solarmodule. Das benachbarte Kieswerk und die Erdgas Südwest betreiben die Anlage. Zwei Drittel der Energie wird direkt von den Baggern, Brechern und Förderbändern im Kieswerk genutzt, der Rest fließt ins Stromnetz.

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Achtmal so viel Solarleistung notwendig 
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gaciju 27. Apr 2020

Nein, der Strom war in Deutschland fuer Kleinverbraucher schon vor Kohle und...

schorfi 22. Apr 2020

wenn du selbst recht viel Energie verbrauchst, vmtl mehr als du damit erzeugst, lohnt...

decembersoul 22. Apr 2020

Ja, da hast du wohl recht. Eine Verrechnung ist da kaum möglich. Ich habe auch ein...

M.P. 21. Apr 2020

Prinzipiell sollte es möglich sein, teiltransparente Module zu bauen, die für Pflanzen...



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