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Per Whatsapp-Video: Saudischer Kronprinz soll Bezos gehackt haben

Es sind Vorwürfe wie aus einem Agententhriller: Das Smartphone des reichsten Mannes der Welt soll von einem kaum weniger reichen Kronprinzen gehackt worden sein. Saudi-Arabien weist die Vorwürfe als "absurd" zurück.
/ Friedhelm Greis
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Amazon-Chef Jeff Bezos soll vom saudischen Kronprinzen gehackt worden sein. (Bild: Clodagh Kilcoyne/Reuters)
Amazon-Chef Jeff Bezos soll vom saudischen Kronprinzen gehackt worden sein. Bild: Clodagh Kilcoyne/Reuters

Die Vorwürfe sind nicht ganz neu, doch nun richten sie sich gegen eine konkrete Person aus dem saudischen Königshaus: Durch einen Whatsapp-Chat mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman soll im Mai 2018 das Smartphone von Amazon-Chef Jeff Bezos gehackt worden sein. In den folgenden Monaten sollen laut Medienberichten Gigabytes an Daten von dem Gerät abgeflossen sein, von denen offenbar einige bei dem US-Klatschblatt National Enquirer landeten(öffnet im neuen Fenster) . Der Fall ist vor allem deswegen brisant, weil der von den Saudis ermordete Journalist Jamal Khashoggi(öffnet im neuen Fenster) für die Washington Post geschrieben hatte, die Bezos gehört.

Die britischen Zeitungen The Guardian(öffnet im neuen Fenster) und Financial Times(öffnet im neuen Fenster) berufen sich in ihren Artikeln auf forensische Analysen des Handys, die von Bezos in Auftrag gegeben worden seien. Demnach bestehe eine "mittlere bis hohe Wahrscheinlichkeit" , dass der Whatspp-Account bin Salmans in den Hack involviert sei, zitiert die Financial Times aus dem Bericht. Der Datenabfluss habe begonnen, nachdem Bezos über den Account eine "scheinbar harmlose, verschlüsselte Video-Datei" erhalten habe. Bezos und bin Salman sollen einige Wochen zuvor bei einem USA-Besuch des Kronprinzen ihre Telefonnummern ausgetauscht haben.

Verbindungen zu Hacking Team?

Die Forensiker sollen jedoch nicht herausgefunden haben, welche Spyware für den Hack genutzt worden sein könnte. Es werde jedoch angenommen, dass der Hack durch Tools ermöglicht worden sei, die bin Salmans Berater Saud al-Kahtani(öffnet im neuen Fenster) bereitgestellt habe. Kahtani soll auch den Mord an Khashoggi angeordnet haben. So hatte die Washington Post berichtet(öffnet im neuen Fenster) , dass Kahtani sich von dem italienischen Anbieter Hacking Team Spyware besorgt haben soll, um Khashoggi und andere Kritiker des saudischen Königshauses auszuspionieren. Es gab sogar Berichte , dass Saudi-Arabien die ganze Firma kaufen wollte.

Die Enthüllungen gegen Bezos starteten wenige Wochen, nachdem Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul ermordet worden war. Bezos' Sicherheitsberater Gavin De Becker hatte bereits im März 2019 vermutet(öffnet im neuen Fenster) , dass Saudi-Arabien hinter den Enthüllungen stecken könnte und in der Washington Post "einen großen Feind" sehe. Bezos selbst hatte im Februar 2019 enthüllt(öffnet im neuen Fenster) , dass der Verlag des National Enquirer, AMI, ihn mit Nacktfotos zu erpressen versucht habe.

Die saudi-arabische Botschaft in Washington bezeichnete die Vorwürfe auf Twitter(öffnet im neuen Fenster) als "absurd" und forderte "eine Untersuchung dieser Behauptungen, damit wir alle Fakten herausfinden können" .


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