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PCIe-Anschluss: Lieber neue Mainboards als GPU-Hebebühnen und -Heckspoiler

Damit die neuen Nvidia -GPUs RTX 4000 nicht den Anschluss zerbrechen, machen die Hersteller absurde Verrenkungen. Die Lösung wäre radikal einfach.
/ Sebastian Grüner
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Standardisierte Halterung statt Basteleien oder Haltestäben (Bild: Lenovo)
Standardisierte Halterung statt Basteleien oder Haltestäben Bild: Lenovo

"Lächerlich" , eine "Hebebühne" für Grafikkarten oder auch "Clown-Auto" - die Reaktionen auf Nvidias RTX 4000 und darauf basierende Partner-Designs sind ziemlich hämisch. Das betrifft nicht nur Kommentare auf sozialen Netzwerken, sondern auch in journalistischen Formaten wie Gamers Nexus(öffnet im neuen Fenster) oder in dem Magazin The Verge(öffnet im neuen Fenster) . Die teils harsche Kritik ist dabei völlig angebracht, weil sich die Hersteller an Absurditäten überbieten, statt sich an Standards zu halten oder diese zu entwickeln.

Das grundlegende Problem ist dabei schnell erklärt, immerhin begleitet es PC-Nutzer seit Jahren: Mit der massiv gesteigerten Leistung werden die Grafikkarten immer größer und immer schwerer. Aktuelle Designs umfassen teils 3,5 oder 4 Slots, können bis zu 40 cm lang sein und wiegen inzwischen mehr als 2 kg. Der Anschluss für PCIe-Karten und auch die Mainboards bringt das an physische Belastungsgrenzen, die beim Herausrutschen der Karten zum Totalschaden führen können - an Karte und Board.

Die OEM-Hersteller haben sich deshalb einiges einfallen lassen, damit genau das mit den neuen RTX 4000 nicht passiert. An Lächerlichkeit kaum zu überbieten ist dabei der Dark Obelisk samt obligatorischer RGB-Beleuchtung von Galax(öffnet im neuen Fenster) , der als "Haltestab" bezeichnet wird und das Herausknicken der Karte verhindern soll. Einige Nutzer erinnert dies gar an Hebebühnen wie in der Autowerkstatt(öffnet im neuen Fenster) . Etwas eleganter löst es Gigabyte für seine Aorus-Karten mit einer verschraubten "Anti-Absack-Klammer" , die gleich die Schwerkraft überwinden soll, wie es im PR-Text heißt(öffnet im neuen Fenster) .

Neu sind solche Halterungen nicht, wie etwa der Zubehörhersteller Cooler Master mit ähnlichen Lösungen(öffnet im neuen Fenster) beweist, die schon länger am Markt verfügbar sind. Einige wagemutige Bastler behelfen sich sogar mit strammen PCIe-Stromkabeln oder schlicht mit einer Schnur.

Mit der RTX-4000-Serie hat die Industrie aber offenbar den Punkt erreicht, an dem dies kein optionales Zubehör mehr zu sein scheint, sondern zwingend notwendiger Bestandteil, der direkt mit der Karte ausgeliefert wird. Einige Hersteller wie HP, Dell(öffnet im neuen Fenster) oder Lenovo(öffnet im neuen Fenster) verbauen derartiges Equipment konsequent in ihren Profi-Serien.

Andere Befestigungen müssen her

Dass derartige Verrenkungen notwendig werden, liegt aber nicht nur an den immer größeren Grafikkarten, sondern auch an den Herstellern für Mainboards und Gehäuse. So sieht die PCIe-Spezifikation etwa explizit eine rückwärtige Halterung vor, die von den Hardware-Kollegen in der Redaktion auch schlicht Heckspoiler genannt wird. Bisher ist diese aber eben optional.

Wer sich immer schon gefragt hat, wofür die Gewindelöcher an der Rückseite der Grafikkarte eigentlich gedacht sind: Dafür! Entsprechende Halterungen finden sich aber nur in wenigen Fällen an handelsüblichen Gehäusen, Kunden finden die Heckspoiler nicht im Zubehörhandel. Nachvollziehbar ist dieser Mangel nicht. Immerhin ist der simple Zusatz standardisiert und wird teils auch verwendet, wohlgemerkt seit Jahrzehnten.

Mit der Kompatibilität endlich brechen

Da die Grafikkarten aber auch längst über die Größe von ATX-Boards hinausgewachsen sind, wäre es mittel- bis langfristig auch wünschenswert, den Formfaktor mit den rechtwinklig abstehenden Grafikkarten zu überwinden und sich etwas Neues zu überlegen. Bei einer Höhe von vier Slots ist ein Parallelbetrieb mehrerer Karten eh nicht mehr möglich. Ein Blick in den Server-Markt zeigt, dass dort die Karten in Blade-Servern zum Platzsparen sowieso schon parallel zum Board verbaut werden.

Noch geschieht dies aber sehr oft mit dem bekannten PCIe-Anschluss. Hier sollte einfach etwas Neues her, indem der Anschluss so ausgeführt wird, wie dies bereits mit dem M.2-Standard passiert ist - nur eben größer und an die Bedürfnisse einer GPU angepasst. Das würde zwar mit einer jahrzehntealten Kompatibilität der PCIe-Anschlüsse brechen. Aber ganz ehrlich: Mit dem Kauf einer neuen Grafikkarten- oder CPU-Generation steht über kurz oder lang eh der Kauf eines neuen Mainboards an und ein neuer Standard könnte sich so langsam, aber sicher durchsetzen.


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