PC-Gaming vs. Konsole: Keinen Bock mehr auf Detailhascherei

Basteleien am PC sind seit meiner Kindheit eine regelmäßige Freizeitbeschäftigung. Das RAM aufrüsten im 386er, das CD-Laufwerk nachrüsten oder Festplatten tauschen - von den Spieleanfängen unter MS-DOS bis zum hochgezüchteten Gaming-PC war es ein langer Weg. So viel Spaß das Bauen auch machte, irgendwann wurde es zu einer nervigen Angelegenheit, dass PC-Hardware immer wieder nicht den Ansprüchen genügte.
Die nervende Phase begann, als mein Single-Core-Prozessor mit den aufgekommenen zweikernigen Konkurrenten nicht mehr mithalten konnte. Diese Komponente zu ersetzen war aber nicht der ausschlaggebende Punkt, da ein guter Prozessor über mehrere Jahre zuverlässige Dienste leisten kann. Arbeits- und Massenspeicher gehören in der Regel auch zu den Bauteilen, mit denen man über einen langen Zeitraum etwas Solides hat.
Das Nadelöhr und ein Problem, das durch die Vielzahl an Einstellungsmöglichkeiten in den Videoeinstellungen (g+) von Spielen entstand, stellt in dieser Geschichte die Grafikkarte dar. Sicher: Die automatischen Voreinstellungen reichen aus, um stets ein flüssiges Spielerlebnis zu haben. Aber allein das Wissen darum, dass da noch mehr ginge, beschäftigte mich. Hier noch ein bisschen mehr Schärfe durch anistrope Filterung, dort noch etwas geradere Linien durch Anti-Aliasing - und V-Sync ist ja auch nicht verkehrt.
Der Wunsch, alles auf Maximum zu stellen
Da anistrope Filterung mit 2-fach, 4-fach, 8-fach und 16-fach noch mehrere Stufen mitbringt und Anti-Aliasing früher mit FSAA (Full Scene Anti-Aliasing), MSAA (Multisample Anti-Aliasing) und FXAA (Fast Aproximate Anti-Aliasing) ebenfalls verschiedene Methoden bereitstellte, gab es in Kombination mit "V-Sync an" und "V-Sync aus" schon einige Kombinationen, die durchgespielt werden wollten. Vom Schieberegler für Details, Schatten, Weitsicht und Ähnlichem ganz zu schweigen.
Im Laufe der Jahre gab es immer mehr Möglichkeiten, die Grafik in Spielen bis ins letzte Detail an die eigene Hardwareleistung anzupassen. Und warum nicht alles auf "Maximal"? Wenn es etwas Besseres gibt, möchte man das doch auch zu sehen bekommen - oder nicht?
Mit nicht mehr ganz jugendlichem Hochmut war die letzte Investition in einen Rechner der Kauf eines Gaming-Notebooks im Jahr 2011. Zielsetzung: Skyrim musste mit den (damals) höchsten Details laufen. Der Plan ging auf - und da ich in den Jahren danach moderne Klassiker wie die Mass-Effect-Reihe nachholte (g+) habe, konnte von mangelnder Leistung keine Rede sein.
Bis Dragon Age: Inquisition erschien und das Gefrickel an den Grafikeinstellungen wieder losging.
Die Aufrüstungssackgasse
Mit dem Gaming-Notebook befand ich mich in einer Aufrüstungssackgasse, da sich hier außer dem Arbeitsspeicher und dem 2,5-Zoll-Massenspeicher nichts Weiteres ersetzen ließ. Aber egal, erstmal zog sich dieser wenig zufriedenstellende Zustand noch hin und ich kam damit zurecht. Dann erschien 2018 das Reboot von God of War.
Springen wir kurz nochmal zurück in das Jahr 2011 und zu Skyrim: Playstation-3-Besitzer wurden damals, genauso wie PC-Spieler, von Microsoft dazu genötigt, 30 Tage länger auf DLCs zu warten als Xbox-Nutzer. Während PC-Spieler aber nach der erzwungenen Wartezeit einfach drauflosspielen konnten, plagten sich Besitzer der Sony-Konsole mit technischen Problemen herum, die in der jüngeren Vergangenheit nur von Cyberpunk 2077 übertroffen wurden.
2018 musste die Playstation 4 nicht mit solchen Problemen kämpfen und war marktbeherrschend. Neben God of War lockten zudem weitere, damals exklusive Titel wie The Last of Us (Remastered) und Uncharted 4.
Detroit: Become Human stand 2018 ebenso in den Startlöchern wie das ein Jahr später erschienene Days Gone. Ein Blick auf den Kosten-Nutzen-Faktor - eine Playstation 4 Slim für unter 300 Euro oder ein neuer Gaming-PC - machte die Entscheidung, eine Playstation zu kaufen, äußerst einfach.
Zufriedenheit beim Zocken!
Und siehe da, es stellte sich ein unerwartetes Gefühl ein: Zufriedenheit beim Zocken! Kein Gedanke mehr an irgendwelche Einstellungen in einem Untermenü, die ein Fünkchen bessere Bildqualität liefern könnten. Ein netter Nebeneffekt von Konsolen, der vielleicht dem Älterwerden zuzuschreiben, aber nicht zu vernachlässigen ist: Man sitzt gemütlich auf dem Sofa, alles funktioniert einfach und wenn nicht gerade ein Systemupdate dazwischenkommt, kann man jederzeit einfach drauflosspielen.
Ich kann also sehr gut verstehen, dass die Marktanteile des PC-Gamings nachlassen. Hier lauert aber bereits das nächste Kapitel meiner Gaming-Geschichte.
Sie hat mit dem begrenzten Ökosystem der Nintendo Switch zu tun. Dadurch rücken die in den vergangenen Jahren aufgekommenen Gaming-Handhelds von Steam und Co. langsam, aber sicher in den Mittelpunkt meines Interesses. Ob ich meine Grafikeinstellungsmacke mittlerweile überwunden habe und nun reif genug wäre, zu einer PC-ähnlichen Gaming-Plattform zurückzukehren, steht aber auf einem anderen Blatt.
IMHO ist der Kommentar von Golem.de. IMHO = In My Humble Opinion (Meiner bescheidenen Meinung nach).



