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Panasonic Toughpad JT-B1 im Test: Außendienstmitarbeiter mit Schwächen

Das Android-Tablet JT-B1 aus Panasonics Toughpad-Reihe ist für den Außeneinsatz konzipiert und soll auch mit rauen Arbeitsbedingungen umgehen können. Trotz des hohen Preises muss der Nutzer aber einige Einschränkungen hinnehmen.
/ Sebastian Wochnik
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Raue Arbeitsumgebungen machen dem Panasonic Toughpad JT-B1 nichts aus. (Bild: Sebastian Wochnik/Golem.de)
Raue Arbeitsumgebungen machen dem Panasonic Toughpad JT-B1 nichts aus. Bild: Sebastian Wochnik/Golem.de

Das Toughpad von Panasonic taugt als mobiler Begleiter, mit dem auch härter umgegangen werden kann. Der integrierte SoC reicht für alle aktuellen Android-Applikationen, und vor allem die Akkulaufzeit weiß zu gefallen. Das Display hingegen hinterlässt einen negativen Eindruck, wie unser Test zeigt.

Panasonic JT-B1 Toughpad - Test-Fazit
Panasonic JT-B1 Toughpad - Test-Fazit (01:23)

Das JT-B1 mit 7-Zoll-Display ist eines von zwei Android-Geräten aus der Toughpad-Reihe(öffnet im neuen Fenster) des japanischen Herstellers Panasonic. Wie das bereits von uns getestete Windows-Tablet FZ-G1 ist es für den Außeneinsatz konzipiert (ruggedized) und deshalb besonders robust gefertigt. Wie bei der Windows-Variante ist im JT-B1 ein LTE-Modul verbaut, so dass auch unterwegs eine schnelle Internetverbindung möglich ist.

Äußerlich sind sich das FZ-G1 und das JT-B1 sehr ähnlich. Bei beiden besteht der Rand aus einem elastischen Kunststoff und die Rückseite aus einer Magnesiumlegierung. Mit einer Dicke von 18 mm ist das Android-Tablet zwar 4 mm dünner als das FZ-G1, 7-Zoll-Geräte wie das Asus Fonepad oder iPad Mini sind aber nur halb so dick. Mit einem Gehäusemaß von 221 x 130 mm ist das Tablet kaum größer als andere 7-Zoll-Tablets.

Der robusten Bauart geschuldet ist das etwas höhere Gewicht von 550 Gramm. Das iPad Mini ist mit 308 Gramm rund 240 Gramm leichter. Dennoch lässt sich das Tablet angenehm in der Hand halten, wozu die mitgelieferte Handschlaufe stark beiträgt.

Mit Erweiterungsschnittstelle

Auf der Rückseite befindet sich der herausnehmbare Lithium-Ionen-Akku, dieser ist ein Teil des Gehäuses. Abgedichtet mit einer Gummidichtung ist er auch vor Staub und Wasser geschützt, zwei Scharniere halten ihn in seiner Position. Ebenfalls dort zu finden sind Kontakte für eine Dockingstation. Unter einer Klappe, die mit vier Triwing-Schrauben befestigt wird, befindet sich eine Erweiterungsschnittstelle für Peripherien wie Barcode-Scanner oder Magnetkartenleser. Diese werden laut Panasonic nur zusammen mit Business-Partnern entwickelt und nicht im regulären Handel angeboten.

Hardwaretasten, aber kein Lautstärkeregler

Anders als bei aktuellen Android-Tablets üblich hat Panasonic auf der Vorderseite vier Hardwaretasten untergebracht, drei davon sind frei programmierbar. Der Nutzer kann den Tasten beliebige Programme oder Aktionen zuweisen. Der Anschalt-Button ist von einem Kunststoffring umrandet. Er kann nicht versehentlich beim seitlichen Drüberstreifen aktiviert werden.

Es ist gut zu erkennen, dass Panasonic das Tablet als Arbeitsgerät für den Außeneinsatz entwickelt hat, beispielsweise ist der Lautstärkeregler nicht zu finden. Während der Arbeit wird dieser nämlich eher selten gebraucht. Immerhin ist eine der frei programmierbaren Tasten vom Werk aus mit dem Panasonic-eigenen Dashboard verknüpft, wo die Lautstärke geregelt werden kann.

Die Kopfhörerbuchse befindet sich auf der Oberseite und wird nur von einer Gummiklappe vor Dreck und Staub geschützt. Besser gesichert sind dagegen der Netzstecker und der USB-Anschluss. Diese sind hinter einer massiven Abdeckung zu finden, die mit einer Gummidichtung zum Schutz vor Staub und Wasser versehen ist. Besonders ist auch noch, dass die Abdeckung zusätzlich mit einem Kunststoffriegel verschlossen werden kann.

Immun gegen Staub und Strahlwasser

Wie schon das Windows-Tablet FZ-G1 ist die Android-Variante nach IP-65 zertifiziert. Damit ist es gegen das Eindringen von Staub und Strahlwasser aus allen Richtungen geschützt. Ebenso soll es laut Panasonic im ausgeschalteten Zustand Stürze aus 1,5 Metern Höhe unbeschadet überstehen. Im Temperaturbereich von -10 bis 50 Grad Celsius soll das FZ-G1 problemlos betrieben werden können.

Das Android-Tablet entspricht auch dem militärischen Schutzstandard MIL-STD-810G(öffnet im neuen Fenster) . Dies wurde im Auftrag von Panasonic von einem unabhängigen Institut geprüft, die Ergebnisse liegen Golem.de vor. Dabei durchlief das Tablet erfolgreich unter anderem Falltests aus 1,8 m Höhe auf Sperrholzboden. Auch überstand es einen simulierten Sandsturm bei 70 Grad Umgebungstemperatur und eignet sich dadurch für die Suche nach Pharaonengräbern.

Falltest bestanden

Wir haben das Toughpad aus einer Höhe von einem Meter auf Laminat fallen lassen. Dem Gerät machte dieser Sturz nichts aus. Gelitten hat dagegen der Boden. Auf dem Laminat ist nämlich nun eine Delle zu finden. Auch als wir das Tablet im laufenden Betrieb mit Sand überschütteten, lief es problemlos weiter. Ärgerlich ist nur, dass einige Sandkörner in einer Ritze im Übergang vom Bildschirm und Gehäuse hängen blieben.

Schlechtes Display

Das LC-Display misst in der Diagonalen 7 Zoll und hat eine Auflösung von 1.024 x 600 Pixeln, was einer Pixeldichte von 170 ppi entspricht. Beim Anzeigetyp setzt Panasonic auf ein TN-Panel, was einige Nachteile mit sich bringt. So invertieren die Farben, wenn das Tablet im Hochformat nach rechts geneigt wird. Auffällig ist auch noch, dass das Display beim Berühren an einer bestimmten Stelle Wellen schlägt, die durch erhöhten Druck auf das LCD entstehen. Mit der Zeit kann die Schicht brechen, in der sich die Flüssigkeit mit den Kristallen befindet, so dass an dieser Stelle nichts mehr dargestellt werden kann.

Ein weiteres Manko ist, dass keine reinen Farben dargestellt werden können - außer Schwarz. Vor allem wenn der Hintergrund weiß ist, fällt das auf. Es wirkt, als ob das Display mit Glitter überzogen wäre.

Als Deckglas dient beim JT-B1 Gorilla Glass 2 von Corning, das besonders robust und kratzresistent ist. Eine matte Folie auf diesem mindert Reflexionen der Umgebung. Zusammen mit der hohen Helligkeit von 500 Candela pro Quadratmeter ist das Display auch bei direkter Sonneneinstrahlung gut ablesbar.

Zum Rand hin nimmt die Helligkeit des Displays aber erkennbar ab. Auf eine fettabweisende Schicht hat Panasonic verzichtet. Dadurch wird das Display trotz matter Folie schnell schmierig und schlechter lesbar.

Mittelklasse-Hardware

Für ordentliche Benchmarkergebnisse sorgt der OMAP 4460-SoC von Texas Instruments. Der SoC besteht aus zwei auf ARMs Cortex-A9-Architektur basierenden, mit 1,5 GHz getakteten Kernen und der SGX540-GPU von PowerVR. Der Arbeitsspeicher ist 1 GByte groß. Beim Geekbench liegt das JT-B1 mit 1.322 Punkten knapp vor dem Nexus 7 mit 1.280 Punkten. Ein Vergleich mit dem Grafikbenchmark GLBenchmark 2.7 zeigt, dass das Tablet mit durchschnittlich 11,3 fps nur eine Grafikleistung der Mittelklasse hat. Das Nexus 7 erreicht mit 9,8 fps einen noch geringeren Wert. Der 3DMark-Grafikbenchmark stürzt beim Ausführen ab.

Manchmal ein wenig träge

Das Tablet reagiert träge und braucht manchmal eine Weile, um auf Eingaben zu reagieren. Vor allem beim Bedienen der Bildschirmtastatur und Öffnen von Applikationen fällt das auf. Der Helligkeits- und Lagesensor reagiert dafür zügig.

Der interne Speicher ist 16 GByte groß, wovon dem Nutzer 11,72 GByte zur Verfügung stehen. Ein Steckplatz für bis zu 32 GByte große MicroSD-Karten ist vorhanden. Der Slot für diese sowie für die MicroSIM-Karte befindet sich unter dem Akku. WLAN unterstützt das JT-B1 nach 802.11 a/b/g/n. Für die Datenübertragung steht zusätzlich ein LTE-Modul zur Verfügung, telefonieren lässt sich mit dem Gerät aber nicht. Bluetooth läuft in der Version 4.0, ein GPS- und NFC-Modul ist ebenfalls verbaut.

Kamera nur für Schnappschüsse

Das JT-B1 hat auf der Rückseite eine 13-Megapixel-Kamera mit Autofokus und LED-Fotolicht. Die Kamera schießt eher unterdurchschnittliche Fotos, die oft unter- oder überbelichtet sind und viele Artefakte aufweisen. Für den eigentlichen Einsatzzweck, das Lesen von Barcodes und Aufnahmen zu Dokumentationszwecken, reicht die Kamera aber aus. Die Frontkamera für die Videotelefonie nimmt mit 720p auf. Wie die meisten anderen Frontkameras auch, ist sie zum Fotografieren aufgrund der schlechten Qualität nicht geeignet.

Lange Akkulaufzeit und Ur-Android

Der Akku wird über eine gesonderte Buchse geladen. Mit dem beigelegten Ladegerät samt Kabel dauerte es etwa 5 Stunden, bis die volle Nennladung von 5.720 mAh erreicht war. Bei normaler Nutzung mit Surfen auf der Couch, mal ein Youtube-Video schauen, unterwegs die E-Mails checken und einer abendlichen Runde Angry Birds hielt der Akku bei voller Bildschirmhelligkeit einen Tag durch. Zwei Tage hielt das Toughpad bei gleicher Beanspruchung durch, wenn die Helligkeit automatisch geregelt wird.

Bei der ununterbrochenen Wiedergabe eines 1080p-Videos bei maximaler Helligkeit war der Akku mit einer Leistung von 22 Wh nach 4 Stunden leer. Das Nexus 7 hat im gleichen Test rund 7,5 Stunden durchgehalten. Der Grund für die kurze Laufzeit ist wohl das sehr helle Display des JT-B1. Bei den Credits des Videos fiel auf, dass bewegter Text auf dem Tablet teilweise flimmert. Im Browser war dieser Effekt nicht festzustellen.

Panasonic hat sich mit eigenen Anpassungen am installierten Betriebssystem Android 4.0 alias Ice Cream Sandwich zurückgehalten. Einzig das eigene Dashboard, ein Devicemanagement und ein Userbuttonmanager wurden von Panasonic installiert. Das Dashboard beinhaltet Funktionen, welche sonst in der Benachrichtigungsleiste zu finden sind. Dazu zählen die Helligkeitsregulierung, das Aktivieren des Flugmodus und die Anzeige der Akkulaufzeit. WLAN, GPS und Bluetooth lassen sich auch über diese App an- oder ausschalten, genauso wie es möglich ist, dort die Lautstärke zu regulieren. Mit dem Userbuttonmanager lassen sich die frei konfigurierbaren Tasten belegen.

WLAN vom Chef gesperrt

Im Devicemanagement lassen sich verschiedene Komponenten des Tablets deaktivieren. Dazu zählen unter anderem die Kamera oder das GPS-Modul. Ein IP-Filter lässt sich ebenfalls über die App einrichten. Damit unbefugte Personen die Einstellungen nicht ändern können, lässt sich auch ein Passwort für die Änderungen einrichten. Übertragen auf die Arbeitswelt heißt das, dass ein Chef seinem Angestellten den Zugriff auf WLAN-Netzwerke verweigern kann, so dass dieser während der Arbeit mit dem JT-B1 nicht im Internet surfen kann.

Probleme nach Sicherheitsupdate

Nach einem Sicherheitsupdate hatten wir Probleme mit dem Herstellen einer mobilen Internetverbindung. Durch das Update wurde nämlich die APN gelöscht und nicht wieder automatisch konfiguriert. Das mussten wir übernehmen. Nach der Konfiguration konnten wir wieder eine mobile Internetverbindung aufbauen.

Verfügbarkeit und Fazit

Das Panasonic Toughpad JT-B1 ist mit 16 GByte internem Speicher und einem LTE-Modul ab 890 Euro bei diversen Onlinehändlern erhältlich. Panasonic gewährt auf das Tablet eine dreijährige Garantie und verspricht, ein defektes Gerät innerhalb von 96 Stunden zu reparieren.

Fazit

Panasonics Toughpad JT-B1 scheint auf den ersten Blick dem bereits getesteten FZ-G1 in nichts nachzustehen. Doch vor allem das Display hinterlässt einen negativen Eindruck. Zwar ist es besonders hell und noch bei einstrahlendem Sonnenlicht gut lesbar, doch invertiert es aus einem seitlichen Blickwinkel deutlich. Auf dem Display dargestellte Farben wirken, als ob sie mit Glitter überzogen wären.

Panasonic bewirbt das Tablet als robusten Begleiter für Außendienstmitarbeiter. Es ist auch dementsprechend zertifiziert. Kein Wunder, dass Umwelteinflüsse wie Spritzwasser und Dreck dem Tablet wenig ausmachen. Auch hüfthohe Stürze machten unserem Tablet beim Falltest nichts aus.

Technisch liegt das JT-B1 auf dem Niveau eines Mittelklassetablets. Dennoch reagiert es manchmal ein wenig träge. Durch das integrierte LTE-Modul ist eine schnelle Internetverbindung auch unterwegs möglich. Der große herausnehmbare Akku liefert eine lange Laufzeit, vorausgesetzt, das Display arbeitet nicht mit maximaler Helligkeit.

Insgesamt stellt sich das JT-B1 als robustes Tablet mit ausreichend Leistung und guter Akkulaufzeit dar. In Anbetracht des hohen Preises hätten wir uns aber ein deutlich besseres Display gewünscht.


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