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Panasonic Lumix GH7 im Test: Die Kamera ohne Kompromisse

Die Lumix GH7 zeigt, wie gut Panasonic seine Kundschaft versteht, und überrascht im Test mit ihrem Autofokus.
/ Martin Wolf
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Die Panasonic Lumix GH7 führt die Tradition der videozentrierten Serie angemessen fort. (Bild: Martin Wolf / Golem.de)
Die Panasonic Lumix GH7 führt die Tradition der videozentrierten Serie angemessen fort. Bild: Martin Wolf / Golem.de

Sieben Jahre sind vergangen seit meinem Test der Panasonic Lumix GH5. In dieser Zeit hat mir die Kamera treue Dienste geleistet und mich nie im Stich gelassen. Sie passte derart gut zu meinen täglichen Einsatzszenarien, dass ich keinerlei Gedanken an ein Konkurrenzmodell verschwendete und stattdessen lieber einen zweiten Body kaufte.

Auch als das neuere Modell GH6 aus dem Hause Panasonic auf den Markt kam, war ich nicht davon überzeugt, dass die Kamera ersetzt werden müsste. Zu speziell waren die Verbesserungen - sie betrafen zum Großteil Funktionen, die ich nicht unbedingt benötigte. Lediglich das ab Werk integrierte V-Log(öffnet im neuen Fenster) für die Videoaufzeichnung und die Ladefunktion per USB-C reizten mich.

Die geringere Akkulaufzeit, das höhere Gewicht und der integrierte aktive Lüfter hingegen machten mir die Pluspunkte schnell madig.

Mit dem aktuellen Modell GH7 hat Panasonic allerdings ein paar weitere Tricks auf Lager, die mich den Umstieg ernsthaft erwägen lassen könnten. Zu den Einzelheiten komme ich noch, zunächst ein Überblick über die technischen Grundlagen und das Äußere der Kamera.

Wie gewohnt sind Sensor und Bajonett für die Wechseloptiken im Micro-Four-Thirds(öffnet im neuen Fenster) -Format. Das bedeutet eine verhältnismäßig kleine Sensorfläche mit allen daraus resultierenden Vor- und Nachteilen. Knapp zusammengefasst: Die Vorteile sind eine potenziell kompaktere Bauweise von Kamera und Objektiven, zu den Nachteilen gehört verstärktes Rauschen wegen der hohen Pixeldichte auf dem Sensor.

Panasonic Lumix GH7 - Fazit
Panasonic Lumix GH7 - Fazit (02:06)

Die GH7 ist dennoch alles andere als klein und mit ihren über 800 Gramm Gewicht auch recht schwer. Dafür fühlt sie sich hochwertig und robust an und hat eine gute, wetterfeste Versiegelung aller Öffnungen. Einen Regenguss überstand das Testmuster unbeschadet.

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Die Lüftungsschlitze an beiden Seiten des klapp- und schwenkbaren Displays lassen befürchten, dass zumindest der Lüfter bei dauerhaftem Hochleistungsbetrieb in staubigen oder feuchten Umgebungen Schaden nehmen könnte. Das ist zugegebenermaßen kein alltägliches Szenario, sollte aber nicht unerwähnt bleiben.

Die 17 Knöpfe und 5 Räder sind haptisch gut abgesetzt und machen eine blinde Bedienung sehr leicht. Vor allem, wenn man sie den eigenen Vorlieben anpasst.

Tasten und Menüs für jeden Geschmack

Wie auch schon bei den Vorgängern hat Panasonic dafür gesorgt, dass jedwede noch so spezifische Belegung der meisten Knöpfe einfach per Menü vorgenommen werden kann. Der Display-Knopf wurde von seiner Position unter dem rechten Daumengelenkknochen an den unteren Rand des Bodys verlegt. Das ist verständlich, denn er ließ sich leicht unabsichtlich betätigen. Andererseits ermöglichte er früher das Auslösen einer Funktion, ohne den Daumen überhaupt bewegen zu müssen.

Die Anpassungen im Layout der Bedienungselemente sind subtil und sinnvoll.

Die wohl gravierendste Änderung dürfte der neue Lock-Knopf sein. Wird er umgelegt, verriegelt er alle Einstellungsmöglichkeiten an der Kamera. Das ist insbesondere dann hilfreich, wenn die Kamera beispielsweise unbeaufsichtigt bei Events läuft.

Die Menüführung ist übersichtlich, und obwohl es wirklich granulare Optionen für viele Funktionen gibt, musste ich keine Einstellung länger suchen. Auch das Handbuch bemühte ich nicht. Das mag allerdings auch daran liegen, dass ich jahrelange Erfahrung mit der GH-Menüstruktur habe und sich diese hier nur unwesentlich geändert hat.

Gewohnt gute Menüstruktur

Zwei Beispiele für Anpassungen, die ich vorgenommen habe: Die Anzeige des Verschlusses im Videomodus habe ich von Grad auf Sekunden umgestellt, die Fokushilfe wurde zunächst in einem Rotton angezeigt, ich wählte stattdessen lieber Blau. Beide Optionen waren genau an der vermuteten Stelle - und beide hatte ich an der GH 5 noch niemals gesehen.

Auch bei den Aufnahmeoptionen herrscht Vielfalt. Es lohnt sich, vorher zu überlegen, welche Videomodi wirklich benötigt werden, und diese in Favoriten zu speichern, sonst ist die Auswahl auf den ersten Blick erschlagend. Bis zu 120 Bilder in 10-Bit-4k kann die GH7 aufzeichnen, jedoch mit leichten Abstrichen in Dynamikumfang und nicht RAW.

Neu ist die Möglichkeit der Tonaufnahme im 32-Bit-Float-Format. Das macht eine Aussteuerung überflüssig und bietet im Nachhinein volle Flexibilität. Allerdings ist dies nur mit dem zusätzlich erhältlichen XLR-Adapter(öffnet im neuen Fenster) möglich, der im Blitzschuh Platz findet.

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Auf Fotoseite sind neben RAW- und JPEG-Bildern nun auch 100 Megapixel große zusammengesetzte Bilder möglich. Das passiert in der Kamera und dauert ein paar Sekunden. Die Ergebnisse sind nur mäßig überzeugend, einem Vergleich mit ähnlich hoch aufgelösten Bildern aus einer echten 100-Megapixel-Kamera (G+) halten die Fotos nicht stand. Das mag auch an dem verwendeten Objektiv(öffnet im neuen Fenster) gelegen haben.

Die interne Verarbeitung der Hires-Bilder ließ dann endlich auch einmal den Lüfter des Testmusters anspringen. Ich höre ihn nur, wenn ich das Ohr direkt an die Rückseite der Kamera halte. Anders als befürchtet steht also nicht zu erwarten, dass er die Tonspur bei Videoaufnahmen ruiniert.

Die größte Neuerung sind aber nicht in den Bildmodi.

Autofokus endlich konkurrenzfähig

Was sowohl im Video- als auch im Fotomodus auffällt, dürfte sicherlich auch ausschlaggebend für die potenzielle Käuferschaft der GH7 sein: Der Autofokus ist um Welten besser als bei allen Vorgängermodellen.

Nicht nur sind die neuen Optionen für die Motiverkennung zuverlässiger und vielfältiger, sondern auch die Geschwindigkeit ist spürbar höher als je zuvor. Dabei bleibt die Motivverfolgung sogar bei hohen Bildraten stabil. Panasonic ist mit der GH7 erstmals in der GH-Modellreihe vom rein kontrastbasierten System auf einen hybriden Ansatz mit Phasenvergleichsmessung gewechselt. Das macht sich in nahezu allen Belangen positiv bemerkbar.

Ich würde bei Videoaufzeichnungen trotzdem keinen Autofokus verwenden - das liegt allerdings daran, dass ich im Alltag meist schlecht erkennbare Details fokussiere, die kein singuläres Motiv darstellen. Demzufolge scheitert der motivbasierte Autofokus auch daran, die Anschlüsse eines Notebooks auf unserem Weißtisch zuverlässig scharfzustellen. Das ist jedoch kein normales Einsatzgebiet für einen solchen Video-Autofokus.

Schnellere Bildfolgen, schlechterer Stick

Im Serienfotomodus mit seinen bis zu 75 Bildern pro Sekunde bin ich über den Geschwindigkeitszuwachs froh und kann mich auch mit der Motiverkennung anfreunden, die ich sonst normalerweise zugunsten eines klassischen, flexibel positionierbaren Fokuspunktes verschmähe. Dieser Fokuspunkt ist bei der GH7 wie auch bei unserer GH5 durch einen kleinen Joystick auf der Kamerarückseite positionierbar.

Dieser Prozess ist wesentlich mühsamer als auf dem alten Modell. Anscheinend wurde das Ansprechverhalten des Sticks geändert, was zu erratischen Bewegungen führte. Alternativ kann der Punkt natürlich auch per Touchscreen bewegt werden.

Bei schlechten Lichtbedingungen schneidet die Lumix GH7 mit ihrem kleinen Sensor erwartungsgemäß nicht sonderlich gut ab. Die Bildqualität verschlechtert sich ab ISO 1000 rapide. Im direkten Vergleich mit der GH5 ist keine signifikante Verbesserung in den RAW-Aufnahmen feststellbar.

Das Rauschverhalten bei hohen ISO-Zahlen im Videomodus ist bei der GH7 hingegen um einiges besser. Auch die elektronische Bildstabilisierung wurde optimiert, die zusätzlich zur optischen Variante hinzugeschaltet werden kann. Der Bildbeschnitt rangiert von 1,1-fach bis 1,5-fach.

Die neuen Aufnahmeformate bedingen schnelle Speichermedien. Daher kann die GH7 zusätzlich zu SD-Karten auch CF-Express-Karten beschreiben.

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Die Akkukapazität ist leicht auf 16 Wattstunden gestiegen, glücklicherweise ist das Batteriefach abwärtskompatibel und nimmt auch Akkus im alten Format auf. Über die Möglichkeit, die Kamera über den schnellen 3.2-Gen-2-USB-C-Anschluss zu laden, freue ich mich ebenso wie über die gut sichtbare Ladestatus-LED auf der Oberseite der GH7. Je nach Nutzungsszenario halten aber selbst die potenteren neuen Akkus der GH7 meist weniger lang durch als die in der GH5.

Die sonstigen Anschlüsse sind weitgehend gleich geblieben. Für mich von Belang ist vor allem der in voller Größe ausgeführte RAW-fähige HDMI-Port, der selbst bei angeklapptem Bildschirm gut benutzbar ist. Die GH7 kann auch kabellos FullHD per RTMP streamen, kabelgebunden sind 4K im Netzwerk möglich.

Panasonic Lumix GH7: Verfügbarkeit und Fazit

Die Panasonic Lumix GH7 kostet im Fachhandel derzeit rund 2.200 Euro. Der optionale Aufsatz für RAW-Audio ist für 550 Euro erhältlich.

Fazit

Die GH7 dürfte für viele hybride Foto- und Videokreative derzeit genau das sein, was die GH5 für mich 2017 war: die Kamera, auf die sie gewartet haben. Sie vereint alle zeitgemäßen Filmaufnahmeformate bis hin zur Zeitlupe in 4K, ohne Abstriche im Fotomodus zu machen.

Dabei ist besonders das neue Autofokussystem ein starker Pluspunkt gegenüber den älteren Modellen. Es ist nicht nur treffsicherer und schneller, sondern bleibt auch viel zuverlässiger auf dem gewählten Motiv - selbst bei hohen Bildraten. Damit ist Panasonic in diesem Bereich auf technischer Augenhöhe mit der Konkurrenz von Sony und Canon.

Die Bildqualität ist sehr gut, wenn man die der Sensorgröße geschuldeten Abstriche bei schlechten Lichtverhältnissen in Kauf nehmen kann. Hervorzuheben ist das verbesserte Rauschverhalten bei hohen ISO-Werten im Videomodus. Ohnehin steigt die Flexibilität beim Filmen durch die RAW-Modi stark.

Die Option für RAW-Audio mag 500 Euro mehr kosten, doch wären hierfür ohnehin ein paar Hundert Euro für ein passendes Aufnahmegerät fällig. Dieses würde jedoch nicht synchron aufnehmen und wäre ein zusätzlich mit Akku, Speichermedien und Aufmerksamkeit zu versorgendes Stück Ausstattung.

Die GH7 richtet sich wie ihre Vorgänger an Foto- und Videografen, die gegen jedes zusätzliche Gramm im Gepäck und jede vermeidbare Ablenkung im Arbeitsfluss kämpfen. Sie ist in nahezu allen Belangen perfekt für diese Zielgruppe geeignet. Details wie der gut sichtbare rote Rahmen um das Bild bei Aufnahme, die Lock-Taste zur Sperrung der Kamera, Timecode-Synchronisation per Blitz-Sync-Anschluss und die LED, die den Ladestatus gut sichtbar kommuniziert, sind Zeichen dafür, wie gut Panasonic seine Kundschaft versteht.

Panasonic Lumix GH7 Spezifikationen
Auflösung/Sensor 25.2MP BSI CMOS
Bildstabilisierung 5-fach sensorbasierter OIS 7,5 Blendenstufen, EIS zuschaltbar
Videomodi 5,8k/30 Prores RAW, 4k/120 4:2:0 10 Bit / FullHD mit bis zu 300 fps ohne Zeitlimit
Serienfotos 14 fps bei 25 Megapixel Auflösung mech. / 75 fps el.
Sucher/Display 3,68 Mio. Dots OLED 120 fps / 1,84 Mio. Dots klappbarer,dreh- und schwenkbarer Touchscreen
Empfindlichkeit ISO 200 - ISO 25.600
Verschlussgeschwindigkeit 60s-1/32.000s (el.)
Speicherkarten SDXC, CFexpress Typ B
Anschlüsse USB 3.2 Gen 2 Type-C, HDMI Type-A, 2.5 mm Fernbedienung, 3.5 mm Mikrofon, 3.5 mm Kopfhörer
Akku 2.200 mAh Lithium-ionen / ca. 330-360 Bilder (CIPA) / ca. 90 Min. 4K/60p
Gewicht 804 g
Maße (B x H x T) 138,4 x 100,3 x 99.6 mm
Konnektivität WLAN, Bluetooth 5.0, kein GPS
Ton Stereomikrofon, 2-Kanal 96 kHz/32 Bit (mit externem Adapter)
Datenformate JPEG (DCF, Exif 3.0), RAW, H.264/MPEG-4 AVC, H.265/HEVC, Apple ProRes, Apple ProRes RAW

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Die Kritikpunkte sind daher fast zu vernachlässigen: Der aktive Lüfter ist zumindest potenziell eine Schwachstelle und nagt natürlich am Akku, die Joystick-Steuerung des Fokuspunktes ist schlechter als bei der GH5 und ja, die 70 Gramm mehr Gewicht sind durchaus spürbar.

Trotzdem ist die GH7 ein absolut gelungener Ersatz für das in die Jahre gekommenes Arbeitstier GH5 und angemessen zukunftssicher ausgestattet für einen mindestens ebenso langen Einsatzzeitraum.

Unter diesem Link finden sich unbearbeitete Rohdateien. Die vollen Kameraspezifikationen finden sich hier(öffnet im neuen Fenster) beim Hersteller.


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