Panama-Papers: 2,6 TByte Daten zu dubiosen Offshore-Firmen
Es soll das größte Datenleck aller Zeiten sein: 100 Medien werten weltweit die Unterlagen zu mehr als 200.000 Briefkastenfirmen in Panama aus. Unter den Nutznießern sind hochrangige Politiker und weltbekannte Sportler.

Mehr als 100 Medienorganisationen aus rund 80 Ländern haben in den vergangenen zwölf Monaten umfangreiches Datenmaterial eines weltweiten Systems von mehr als 214.000 Briefkastenfirmen durchforstet. Dabei erhielt die Süddeutsche Zeitung von einem bislang unbekannten Whistleblower 2,6 TByte an Daten der panamaischen Kanzlei Mossack Fonseca. Zu den rund 11,5 Millionen Dokumenten seit 1977 gehören fast fünf Millionen E-Mails, mehr als drei Millionen Datenbankformate, mehr als zwei Millionen PDF-Dokumente, mehr als eine Million Bilder und rund 320.000 Textdokumente.
400 Journalisten waren damit beschäftigt, die Unmenge an Material auszuwerten. Zu den Medien zählten Teams des Guardian und der BBC in England, von Le Monde in Frankreich und La Nación in Argentinien. In Deutschland hätten Journalisten von SZ, NDR und WDR mitgearbeitet, in der Schweiz die Sonntagszeitung, in Österreich das Wochenmagazin Falter und der ORF. Das genaue Vorgehen sei bei mehreren Treffen in Washington, München, London und Lillehammer abgestimmt worden.
Datenmenge kaum zu bewältigen
Um die Datenfülle überhaupt auswerten zu können, seien die Dokumente zunächst systematisch mit dem Programm Nuix erfasst worden. Mit diesem Programm arbeiteten auch internationale Ermittlungsbehörden. Auf "hochleistungsfähigen Rechnern" hätten die Süddeutsche Zeitung und das Internationale Konsortium für investigative Journalisten (ICIJ) die Dokumente per OCR in eine maschinenlesbare Form gebracht. Durch die digitale Aufbereitung sei es möglich gewesen, die Daten mit Hilfe von Listen zu durchsuchen - wichtige Politiker, internationale Verbrecher, bekannte Sportstars. Die Liste "Parteispenden-Affären" habe am Ende 130 Namen umfasst, die UN-Sanktionsliste mehr als 600. "In wenigen Minuten glich der mächtige Such-Algorithmus die Listen mit den 11,5 Millionen Dokumenten ab", schreibt die SZ.
Zu den Nutznießern dieser an sich nicht illegalen Briefkastenfirmen gehörten den ersten Enthüllungen zufolge unter anderem enge Vertraute des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Diese hätten in den vergangenen Jahren unter konspirativen Umständen offenbar mehr als zwei Milliarden Dollar durch Briefkastenfirmen geschleust und dabei hohe Millionenbeträge außer Landes geschafft.
Auch Lionel Messi unter den Kunden
In den Daten fänden sich zudem die Namen mehrerer Staats- und Regierungschefs, hieß es weiter. So gehören oder gehörten offenbar dem saudi-arabischen König Salman ibn Abd al-Asis, dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko und dem früheren georgischen Ministerpräsidenten Bidsina Iwanischwili Offshore-Firmen. Islands Premier Sigmundur David Gunnlaugsson habe bis Ende 2009 zusammen mit seiner jetzigen Frau eine Briefkastenfirma besessen, in der auch Anleihen wichtiger isländischer Banken deponiert gewesen seien.
Die geleakten Dokumente sollen auch den Sport betreffen. So werde der argentinische Fußballspieler Lionel Messi vom FC Barcelona, der Ende Mai wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung in Spanien vor Gericht stehen wird, in den Unterlagen als Begünstigter einer der Staatsanwaltschaft bis dato unbekannten Offshore-Firma geführt.
Hauptzweck: Verschleierung der wahren Inhaber
Die Kanzlei Mossack Fonseca aus Panama bietet die Gründung und Verwaltung von Offshore-Firmen an. Nach eigenen Angaben beschäftigt das Unternehmen über 500 Mitarbeiter auf der ganzen Welt. Die Kanzlei ist in Belize, den Niederlanden, Costa Rica, Großbritannien, Malta, Hongkong, Zypern, den Britischen Jungfern-Inseln, Bahamas, Panama, Anguilla, Seychellen, Samoa und den US-Bundesstaaten Nevada und Wyoming tätig. Gegründet wurde die Kanzlei 1977 von dem deutschstämmigen Rechtsanwalt Jürgen Mossack. 1986 tat er sich dann mit dem Panamaer Ramón Fonseca Mora zusammen.
Nach Ansicht der SZ belegen die Daten, "wie eine globale Industrie, angeführt von großen Banken, Anwaltskanzleien und Vermögensverwaltern, die Besitztümer von Politikern, Fifa-Funktionären, Betrügern und Drogenschmugglern, aber auch von Milliardären, Prominenten und Sport-Stars in aller Verschwiegenheit verwaltet".
Julian Assange dürfte neidisch werden
Zwar sei es bei manchen Geschäften "logisch", zu einer Offshore-Firma zu greifen. Aber aus den Panama-Papieren gehe hervor, dass es meistens darum gehe, die wahren Inhaber der Firmen zu verschleiern. Oftmals hielten die Vermittler der Offshore-Firmen - Banken, Anwälte, Vermögensberater - den Namen der Kunden geheim oder setzten Strohmänner ein. Daher hätten die Journalisten innerhalb der internationalen Kooperation Tausenden von Spuren nachgehen und Belege prüfen, Verträge studieren und mit Experten sprechen müssen.
Nach Darstellung der Süddeutschen Zeitung ist der Umfang der Dokumente umfangreicher als die von Wikileaks veröffentlichten Botschaftsdepeschen, Offshore-Leaks, Lux-Leaks und Swiss-Leaks zusammengenommen. Der Wert einer Enthüllung misst sich jedoch nicht alleine am Datenvolumen. Die von Ex-Geheimdienst-Mitarbeiter Edward Snowden geleakten NSA-Dokumente passten auf wenige USB-Sticks. Wie groß die politische Sprengkraft der Panama-Papiere ist, muss sich noch zeigen. Die Piratenpartei spekuliert schon darüber, dass nach einem möglichen Rücktritt von Islands Premierminister Gunnlaugsson eine Regierung unter Führung der isländischen Piratenchefin Birgitta Jónsdóttir zustande kommen könnte.
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Joa, und deswegen wurde heute morgen gemeldet, dass auch sehr viele deutsche Banken dran...
Woher hast du diese Information? Hast du das Leak zufällig irgendwo gefunden und selbst...
It's a trap! :D
Also grob gerundet so hoch wie 3x der Mt. Everest.