Wie Fischschwärme auf den Klimawandel reagieren
Rund um den Globus verzehren die Menschen gut 140 Millionen Tonnen Fisch und Meeresfrüchte, jedes Jahr, Tendenz trotz Überfischung steigend. Gerade in vielen weniger entwickelten Küstenstaaten dient der Fang aus dem Meer als Grundnahrungsmittel. Global ist die Fischerei ein Multimilliardenmarkt. Nach Schätzungen der Welternährungsorganisation FAO sind mehr als 800 Millionen Menschen direkt oder indirekt davon abhängig. Kein Wunder also, dass die Auswirkungen des marinen Klimawandels auf die Fischgründe von großem Interesse sind.
"Mit der Erwärmung werden sich Fischarten in höhere, kühlere Breiten verlagern", prognostizierte Hans-Otto Pörtner vom Alfred-Wegner-Institut in Bremerhaven schon vor einigen Jahren. Fangmengen würden nicht nur wegen Überfischung zurückgehen, sondern auch aufgrund veränderter Lebensräume mit geringerem Nahrungsangebot für die Fische. Studien britischer Forscher belegen bereits, dass sich der Kabeljaubestand aus der Nordsee um wenige hundert Kilometer nach Nordosten verlagert hat. Jüngste Untersuchungen von Ismael Nuñez-Riboni vom Thünen Institut für Seefischerei bestätigen diesen Trend. In den nächsten Monaten plant er ähnliche Untersuchungen für den Hering.
In der überdurchschnittlich erwärmten Ostsee wird es laut Thorsten Reusch, Meeresökologe am Kieler Geomar-Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung, vor allem dem Dorsch eindeutig zu warm. Der Wissenschaftler geht davon aus, dass der Dorsch dort in 50 bis 80 Jahren ausgestorben sein könnte. Zählen in deutschen Gewässern Flunder, Kabeljau und Dorsch zu den Verlierern des Klimawandels, wandern bislang unbekannte Fischarten wie Sardellen, Wolfsbarsche und Meeräschen aus der Biskaya und dem Ärmelkanal in die Ostsee. Weitere Studien haben diesen Nord-Trend einheimischer Fischerarten auch in anderen Weltregionen nachgewiesen, wie entlang der Pazifikküste der USA.
"Global verlagern sich gerade viele Ökosysteme", sagt Thünen-Forscher Nuñez-Riboni. Er erwartet, dass diese Verschiebungen in den nächsten Jahren noch genauer und mit höherer räumlicher Auflösung untersucht werden. Mit ihren hochseetauglichen Fischtrawlern wird sich die Industriefischerei diesem Trend anpassen und den Fischschwärmen auch über größere Distanzen folgen können. Die Fahrten solcher hochprofessionalisierten Schiffe sind über ein automatisches Tracking-System (AIS) permanent verfolgbar. Eigentlich dient es zur Kontrolle der Fischereitätigkeit, liefert nun aber auch wichtige Daten über Verlagerungen der Fischvorkommen. Lokalen Kleinfischern vor allem in ärmeren Küstenstaaten droht dagegen der Verlust ihrer Lebensgrundlage.
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