Forscherdiskussion: Rätsel um den versiegenden Golfstrom
Wie ein globales Förderband transportiert ein verknüpftes System aus Meeresströmungen Wassermassen durch die Ozeane. Kaltes Wasser bewegt sich vom Nordatlantik in ein bis drei Kilometern Tiefe gen Süden, umspült die Südspitze Afrikas und Australien und heizt sich im Pazifik auf. Auf dem Rückweg nimmt wärmeres und damit leichteres Wasser in Oberflächenströmungen die Abkürzung durch den Indischen Ozean, passiert den Südatlantik und die Karibik, um als Golfstrom große Mengen Wärme nach Norden zu bringen. Viele Anzeichen deuten infolge des Klimawandels auf eine Abschwächung dieser "Zentralheizung Europas".
Erst im April dieses Jahres berichteten deutsche und britische Wissenschaftler, dass der Golfstrom heute schwächer ist als jemals in den vergangenen 1.500 Jahren. "Wir haben alle verfügbaren Daten über die Temperatur der Meeresoberfläche analysiert, vom späten 19. Jahrhundert bis heute", sagt Pik-Forscher Stefan Rahmstorf. Sie zeigten, dass sich das Golfstromsystem seit Mitte des 20. Jahrhunderts um etwa 15 Prozent verlangsamt habe.
Für Rahmstorf liefert der Klimawandel die einzig plausible Erklärung. Denn Schmelzwasser aus Grönland und der Arktis verdünnt das stark salzhaltige Wasser aus dem Süden. Es wird leichter und sinkt mit weniger Wucht von der Oberfläche in die Tiefe. Die Folge: Der zentrale Motor der atlantischen Umwälzströmung wird geschwächt.
Forscher debattieren
"Diese Analyse sehe ich jedoch sehr kritisch", sagt MPI-Direktor Jochem Marotzke. Als Hypothese könne der Klimawandel als Bremser des Golfstroms zwar genannt werden, einen robusten Beleg dafür mag er in der Studie aber nicht sehen. Wie unsicher die Klimaforscher bei Aussagen zur Entwicklung des Golfstromsystems sind, zeigt eine weitere Arbeit eines amerikanisch-chinesischen Forscherduos von Mitte Juli. Mit einer Abschwächung der Umwälzströmung im Atlantik werde eher weniger Wärme im Ozean gespeichert, schreiben die beiden Wissenschaftler. Dadurch komme es nicht zu der bisher angenommenen Abkühlung, sondern im Gegenteil zu einem stärkeren Anstieg der globalen Oberflächentemperaturen.
"Diese These ist nicht nachvollziehbar", kritisiert Rahmstorf. Die Autoren würden eine schwach belegbare Prognose für die kommenden zwei Jahrzehnte machen, die auf reiner Spekulation beruhe. Auch Marotzke hält die Schlussfolgerungen dieser Studie für sehr fragwürdig.
"Gerade bei der Erforschung der Meeresströmungen und der Winde herrscht noch viel Unsicherheit", sagt Pik-Forscher Levermann. Das zeigt sich in solch widersprüchlichen Veröffentlichungen. Das sei aber keine Schwäche der Klimaforschung. Im Gegenteil: Provokante Studien fördern die wissenschaftliche Diskussion, regen neue Expeditionen für klärende Messungen in verschiedenen Meeresregionen an. Nur so kann das komplexe Wechselspiel zwischen Oberflächen- und Tiefenwasser, Ozean und Atmosphäre, Strömungen und Winden immer besser verstanden werden.
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