Orthodoxe Dateimanager: Vier Jahrzehnte alt - und trotzdem unverzichtbar!

Unendliche Mannigfaltigkeit in unendlicher Kombination: Frei nach diesem Grundprinzip der vulkanischen Philosophie könnten Nutzer auch die Vielfalt der Dateimanager betrachten. Neben den mit den Betriebssystemen mitgelieferten Dateimanagern, wie dem Explorer unter Windows oder dem Finder unter MacOS, existieren viele weitere Dateimanager, mit teils recht unterschiedlichen Herangehensweisen.
Eine Klasse von Dateimanagern stellen die orthodoxen Dateimanager, auch Zwei-Panel-Datei-Manager genannt, dar. Sie nutzen ein Konzept, das insbesondere dann seine Vorteile ausspielt, wenn viel und oft mit Dateien gearbeitet wird und eine flexible Arbeitsweise gewünscht ist.
Mit ihrer charakteristischen Zwei-Panel-Architektur und tastaturzentrierten Bedienung bieten sie eine Effizienz, die moderne grafische Dateimanager selten erreichen.
Orthodoxe Dateimanager verdanken ihre Bezeichnung ihrer Treue zu den etablierten Designprinzipien des Norton Commander, der 1986 erschien. Der Begriff Orthodox File Manager (OFM) wurde durch Nikolai Bezroukov 1996 geprägt(öffnet im neuen Fenster) und bezeichnet die standardisierte Implementierung der Zwei-Panel-Philosophie: "I introduced the term 'orthodox file managers' in 1996 (see OFM Bulletin 1998) ..." (auf Deutsch: "Ich habe 1996 den Begriff 'orthodoxe Dateimanager' eingeführt (siehe OFM Bulletin 1998) ..." ).
Das zentrale Element solcher Dateimanager sind zwei symmetrische Verzeichnisfenster (Panels), die es ermöglichen, Dateien direkt zwischen Quell- und Zielverzeichnis zu verwalten. Eines der beiden Panels ist aktiv (Quelle), das andere passiv (Ziel). Sämtliche Befehle beziehen sich auf dieses Verhältnis.
OFMs bieten einen einheitlichen Funktionsumfang: Kopieren, Verschieben, Löschen und Umbenennen über klar strukturierte Menüs und vordefinierte Shortcuts.
Geht ganz ohne Maus
Die vollständige Tastaturbedienung steht im Vordergrund und erlaubt es, sämtliche Operationen ohne Maus durchzuführen. Die Belegung entspricht auch heute noch größtenteils denen des Norton Commanders:
F1: Hilfe F2: Benutzermenü F3: Datei betrachten F4: Datei bearbeiten F5: Kopieren F6: Verschieben/Umbenennen F7: Verzeichnis erstellen F8: Löschen F9: Menüleiste aktivieren F10: Beenden Tab: Zwischen Panels wechseln Einfügen: Dateien markieren
Auch Archivformate wie zip oder tar werden meist direkt unterstützt, oft so, als wären sie normale Verzeichnisse. Hierbei ist die Rede von virtuellen Dateisystemen. Sie abstrahieren verschiedene Speicherquellen, Archive, FTP-Server oder Cloud-Speicher und binden sie transparent als Verzeichnisse ein.
Spezifikationen und Geschichte
Ergänzt wird dieser Ansatz durch integrierte Dateibetrachter und Editoren, so dass viele Aufgaben innerhalb des Dateimanagers, ohne einen Rückgriff auf andere Anwendungen, erledigt werden können. Orthodoxe Dateimanager sind eng mit der nativen Shell des Systems verbunden. Pfade und Befehle lassen sich direkt innerhalb des Dateimanagers an die Kommandozeile übergeben.
Trotz der Standardisierung der Kommandos und des generellen Aussehens ist die Anpassbarkeit ein weiteres Merkmal. Tastenkombinationen, Menüstrukturen und das Erscheinungsbild lassen sich in vielen Fällen an persönliche Bedürfnisse anpassen.
Spezifikationen
Nikolai Bezroukov prägte nicht nur den Begriff des orthodoxen Dateimanagers, sondern überführte diese Philosophie in einige Spezifikationen. Die OFM-Spezifikation von 1999(öffnet im neuen Fenster) hatte das Ziel, diese Philosophie zu standardisieren. Sie legt Grundfunktionen und Interaktionsmuster fest, um eine langfristig tragfähige Basis für Entwickler und Anwender zu schaffen.
Nach dem ursprünglichen OFM-Standard von 1999 wurde 2004 eine Erweiterung veröffentlicht(öffnet im neuen Fenster) . Ziel war es, neben dem fest etablierten Grundkonzept auch fortgeschrittene Funktionen wie Filter, benutzerdefinierte Sortierung und Archivverwaltung zu normieren.
Die letzte Erweiterung stammt aus dem Jahr 2012(öffnet im neuen Fenster) . Zu den wesentlichen Erweiterungen zählen flexible Panel-Größen, erweiterte Skriptintegration mit Variablenzugriff sowie die Vorbereitung auf Funktionen wie Tabs und Plugin-gesteuerte Dateiansichten.
Um übermäßige Komplexität zu vermeiden, wurden nur Features aufgenommen, die sich in mindestens einem Jahr realer Nutzung bewährt hatten. Seitdem wurde die Spezifikation nicht weiter überarbeitet. Dennoch lieferte sie wichtige Impulse und eine Orientierung für die Praxis.
Geschichte
Einer der ersten Dateimanager mit textbasierter, aber visuell strukturierter Oberfläche war Pathminder(öffnet im neuen Fenster) von Albert Nurick und Brittain Fraley. Er erschien im Jahr 1984. Einen Monat nach der Veröffentlichung erschien mit Dualview ebenfalls ein textbasierter Dateimanager.
Mit Xtree(öffnet im neuen Fenster) erschien 1985 ein weiterer Vertreter, der ähnlich wie Pathminder eine Art Baumstruktur darstellte. Der De-facto-Standard der orthodoxen Dateimanager wurde 1986 mit dem Norton Commander definiert, der durch geschicktes Marketing und technische Verfeinerung stilbildend wirkte.
Gestartet wurde die Arbeit am Norton Commander von John Socha im Jahr 1986. Zu dieser Zeit trug das Projekt den Namen Visual DOS beziehungsweise VDOS(öffnet im neuen Fenster) :
"I started work on what became known as the Norton Commander in the fall of 1984 while I was still a graduate student in Applied Physics at Cornell University. The first versions were entirely in assembly language, but that was too time-consuming, so I soon switched to a blend of C and assembly language at a time when most 'real programmers' wouldn't touch C. At the time I called it Visual DOS, with the abbreviation of VDOS instead of the usual two-letter abbreviations used at the time."
(auf Deutsch: "Ich begann mit der Arbeit an dem später als Norton Commander bekannten Programm im Herbst 1984, als ich Doktorand für Angewandte Physik an der Cornell University war. Die ersten Versionen waren vollständig in Assembler geschrieben, aber das war zu zeitaufwendig, so dass ich bald zu einer Mischung aus C und Assembler wechselte, zu einer Zeit, als die meisten 'echten Programmierer' mit C nichts zu tun haben wollten. Damals nannte ich es Visual DOS, mit der Abkürzung VDOS anstelle der damals üblichen zweibuchstabigen Abkürzungen." )
Norton Commander 1.0 erschien im Mai 1986
Norton Commander 1.0 erschien im Mai 1986 und definierte die Grundprinzipien, die bis heute Gültigkeit haben. Auch bot er erstmals einen integrierten Viewer und Editor, wodurch komplette Workflows ohne Anwendungswechsel möglich wurden. Die Version 3.0 von 1989 gilt als Höhepunkt der DOS-Ära mit Hypertext-Hilfe und dem legendären Sternenhimmel-Bildschirmschoner(öffnet im neuen Fenster) .
Inspiriert vom Norton Commander erschienen ab Ende der 1980er Jahre weitere orthodoxe Dateimanager wie der Volkov Commander(öffnet im neuen Fenster) oder der DOS Navigator(öffnet im neuen Fenster) .
In der Unix- beziehungsweise Linux-Welt entstand 1994 mit dem Midnight Commander(öffnet im neuen Fenster) von Miguel de Icaza einer der bekanntestenr Auch für Systeme wie OS/2 wurden welche entwickelt, die heute aber nur noch wenige Nutzer haben.
Vom Terminal zur GUI
Neben den textbasierten orthodoxen Dateimanagern entstanden mit dem Aufkommen von Windows auch grafische Umsetzungen dieses Konzepts. Hier sind Entwicklungen wie der Windows Commander (1993), der später zum Total Commander wurde, und die Umsetzung des Norton Commander für Windows (1998) zu nennen. Unter Linux entstanden grafische OFMs wie der Gnome Commander und Krusader.
Heutzutage werden zahlreiche für unterschiedliche Systeme aktiv entwickelt und vorangetrieben. Neben den hier vorgestellten existieren unzählige weitere - von kleineren Prototypen bis zu ausgewachsenen kommerziellen Varianten.
Grundsätzlich müssen zwei Formen unterschieden werden. Die klassischen, auf einer Terminal UI (TUI) basierten Dateimanager und die auf einer grafischen UI (GUI) basierten Dateimanager.
TUI-basierte Implementationen
Zu den TUI-basierten Implementationen würde aus heutiger Sicht auch der Norton Commander gehören. Selbst im Zeitalter grafischer Systeme und Bildschirmauflösungen jenseits der 4K haben solche Dateimanager nach wie vor ihre Berechtigung - sei es auf der Nutzung im Terminal oder auf entfernten Rechnern per SSH.
Far Manager
Der Far Manager(öffnet im neuen Fenster) wurde 1996 von Eugene Roshal, seines Zeichens Schöpfer des RAR-Formats, entwickelt. Seit 2007 ist er freie Software(öffnet im neuen Fenster) unter der modifizierten BSD-Lizenz und wird aktiv entwickelt.
Er ist ein textbasierter orthodoxer Dateimanager für Windows, der die Tradition des Norton Commanders in die moderne Windows-Ära überträgt.














Die Zwei-Panel-Struktur wird durch eine Kommandozeile am unteren Rand ergänzt, die eine direkte Ausführung der Befehle ermöglicht. Dabei wird eine Art Autovervollständigung geboten.
Die Oberfläche unterstützt verschiedene Farbschemata und kann detailliert angepasst werden. Moderne Features wie Drag & Drop innerhalb des Dateimanagers werden, trotz der Konsolennatur, unterstützt.
Umfangreiches Plugin-System
Daneben verfügt der Far Manager über einen integrierten Texteditor sowie einen Viewer. Auch die Unterstützung für Archiv-Formate und deren Einbindung ist gegeben.
Mit seinem umfangreichen Plugin-System(öffnet im neuen Fenster) und der Fokussierung auf Effizienz richtet er sich an erfahrene Anwender. Verfügbar ist der Dateimanager für Windows(öffnet im neuen Fenster) , jeweils in einer x64 und einer ARM64-Version. Es existiert auch eine Linux-Portierung(öffnet im neuen Fenster) des Managers.
Midnight Commander
Der Midnight Commander(öffnet im neuen Fenster) gilt auf dem Terminal unter Unix- und Linux-Systemen als Standard-OFM. Erstmals veröffentlicht wurde er im Jahr 1994 durch Miguel de Icaza, der später das Gnome-Projekt mitbegründete.














Als GNU-Software unter der GPL in Version 3 veröffentlicht, läuft er in Textterminals und bietet seine volle Funktionalität sowohl lokal als auch über SSH-Verbindungen. Seine Entwicklung kam mehrere Jahre zum Erliegen, aber seit 2009 wurde er mit der Version 4.6.2 wieder aktiv weiterentwickelt(öffnet im neuen Fenster) .
Die VFS-Implementierung unterstützt SSH, SFTP, FTP und zahlreiche Archivformate. Für die direkte Arbeit mit Dateien steht ein eingebauter Texteditor zur Verfügung. Er bietet unter anderem Syntax-Highlighting für viele Programmiersprachen.
Mit Maus-Unterstützung
Ergänzt wird der Editor durch einen Viewer, der Text- und Binärdateien unterstützt. Die integrierte Suchfunktion hilft beim Auffinden von Dateien im Verzeichnisbaum. Die Farbgebung ist anpassbar, es stehen verschiedene Skins zur Verfügung.
Trotz der textbasierten Natur bietet der Midnight Commander eine Maus-Unterstützung in modernen Terminal-Emulatoren. Unter Linux-Systemen kann der Midnight Commander über den Paketmanager installiert werden. Für MacOS gilt das Gleiche, etwa über Homebrew(öffnet im neuen Fenster) . Daneben existiert mit mcwin32(öffnet im neuen Fenster) eine Windows-Portierung des Dateimanagers.
GUI-basierte Implementationen: Linux
Neben den terminalbasierten Implementationen existiert eine große Auswahl an GUI-basierten Implementationen des OFM-Paradigmas.
Linux
In der Linux-Welt existierten einige historische OFMs, wie der Tux Commander(öffnet im neuen Fenster) , emelFM2(öffnet im neuen Fenster) oder Sunflower(öffnet im neuen Fenster) , die mittlerweile mehr oder weniger inaktiv sind.
Gleichzeitig existieren dort aktiv weiterentwickelte orthodoxe Dateimanager.
Gnome Commander
Der Gnome Commander(öffnet im neuen Fenster) wurde ursprünglich 2001 vorgestellt und richtet sich an Nutzer der Gnome-Desktop-Umgebung. Die Anwendung ist in C++ geschrieben und nutzt GTK für die grafische Oberfläche. Interessant ist, dass mittlerweile eine Reimplementation in Rust vorgenommen wird(öffnet im neuen Fenster) .














Gnome Commander integriert sich gut in GTK-basierte Desktop-Umgebungen. Standardmäßig glänzt er in einem Norton-Commander-Blau. Der Dateimanager ist eng in die Gnome-Desktop-Umgebung integriert und nutzt das zugrundeliegende GIO-Framework als Abstraktionsschicht für Dateien und andere Ressourcen.
Der Archivzugriff ist im Gnome Commander nicht so komfortabel gelöst wie in anderen vergleichbaren Dateimanagern, da sich hier auf externe Tools verlassen wird und keine Integration in ein virtuelles Dateisystem erfolgt. Daneben bietet der Dateimanager Unterstützung für erweiterte Dateiattribute, darunter Eigentümer, Benutzergruppen, Zugriffsrechte und Zeitstempel.
Ein Lesezeichen- und Favoritensystem erlaubt es, häufig genutzte Pfade als Schnellzugriffe zu speichern und wieder aufzurufen. Weiterhin unterstützt der Dateimanager entfernte Verbindungen, was den Zugriff auf SSH-, SFTP-, FTP-, SMB-, sowie WebDAV-Server ermöglicht.
Das Projekt ist unter der GPL in Version 2 lizenziert und wird auf Gitlab gepflegt(öffnet im neuen Fenster) . Installiert werden kann der Gnome Commander über den jeweiligen Paketmanager der Linux-Distribution.
Krusader
Krusader wurde 2000 vorgestellt und bietet eine moderne grafische Interpretation der orthodoxen Dateimanager-Philosophie. Die Oberfläche integriert sich nahtlos in KDE und nutzt dessen Designsprache. Tabs, Toolbars und Kontextmenüs sind vollständig anpassbar.














Die C++-Implementierung nutzt KDE-Frameworks, was den Zugriff auf verschiedene Dateisysteme und Ressourcen ermöglicht. Dadurch lassen sich Netzwerkpfade und Archive wie reguläre Ordner behandeln.
Die Archiv-Unterstützung ist dank der KDE-Bibliotheken sehr breit aufgestellt: Krusader kann mit nahezu allen gängigen Archivformaten umgehen, darunter zip, rar, 7Z und tar. Die Archive lassen sich direkt durchsuchen und bei Bedarf entpacken oder erstellen.
Die Suchfunktion erlaubt nicht nur das schnelle Auffinden von Dateien, sondern auch die inhaltsbasierte Suche. Zur Vorschau von Dateien nutzt Krusader den einen kombinierten Viewer und Editor.
Für Dateivergleiche steht eine eingebaute Synchronisationsfunktion mit grafischer Oberfläche zur Verfügung, die Unterschiede zwischen Verzeichnissen übersichtlich darstellt und verschiedene Synchronisationsmodi anbietet.
Andere Funktionen wie die Mehrfachumbenennung werden über externe Werkzeuge wie KRename realisiert. Krusader ist unter der GPL lizenziert und kann über den Paketmanager installiert oder alternativ bezogen werden(öffnet im neuen Fenster) .
GUI-basierte Implementationen: MacOS
Auch für MacOS steht eine Reihe orthodoxer Dateimanager zur Verfügung, darunter auch solche, die besonderen Wert auf eine gelungene Integration in das System legen.
Commander One
Commander One(öffnet im neuen Fenster) wurde 2015 von Eltima Software (jetzt Electronic Team) für MacOS veröffentlicht. Er kombiniert die klassische Zwei-Panel-Struktur mit einer modernen Cocoa-Oberfläche.
Die Zwei-Panel-Ansicht ist zentrales Element, ergänzt durch Toolbar, Pfadleiste und Dateidetails. Der Dateimanager unterstützt MacOS-Finder-Tags, Quick Look und bietet native Hotkey-Unterstützung.
Die Anwendung wurde in Swift entwickelt und ist sowohl in einer kostenlosen Grundversion als auch in einer kostenpflichtigen Pro-Variante mit erweiterten Funktionen erhältlich.














Klassische OFM-Funktionstasten werden weitgehend unterstützt, ebenso wie Drag & Drop und Kontextmenüs im Stil des MacOS-Finders. Auch die einfache Möglichkeit, versteckte Dateien anzuzeigen, ist positiv hervorzuheben.
In der Pro-Version wartet Commander One mit erweiterten Archivfunktionen auf. Archive in Formaten wie zip, rar, 7z oder tar lassen sich nicht nur extrahieren, sondern auch direkt erstellen. Hinzu kommt eine leistungsfähige Cloudintegration, die unter anderem Google Drive, Dropbox, Onedrive, Amazon S3 und WebDAV unterstützt. Auch Apples iCloud ist sinnvoll eingebunden.
Für den Zugriff auf entfernte Server bietet Commander One integrierte Clients für FTP, SFTP und SCP. Ein eingebautes Terminal-Fenster ermöglicht den direkten Zugriff auf die Shell, ohne die Anwendung zu verlassen.
Allerdings muss hier berücksichtigt werden, dass es Unterschiede zwischen der Version aus dem App Store und der von der Webseite des Herstellers gibt(öffnet im neuen Fenster) . Aufgrund der Sandbox-Beschränkungen sind einige Funktionen nur in der Version des Herstellers verfügbar. Dazu zählen etwa das Beenden von Prozessen, das Mounten von iOS-Geräten und das Ignorieren der System-Einstellungen für die Funktionstasten.
Außer über den App Store kann Commander One auch direkt über die Webseite des Herstellers bezogen werden(öffnet im neuen Fenster) .
Marta
Marta ist ein moderner und minimalistisch gestalteter Zwei-Panel-Dateimanager für MacOS, der 2017 als Indie-Projekt von Yan Zhulanow vorgestellt wurde. Geschrieben in Swift und vollständig nativ, vereint Marta orthodoxe Bedienphilosophie mit der Ästhetik und Performance moderner Apple-Systeme.














Das Zwei-Panel-Layout steht im Fokus, unterstützt durch eine konfigurierbare Statusleiste und eine leistungsfähige Kommandozeile. Klassische OFM-Funktionstasten werden weitgehend unterstützt.
Ein modular aufgebautes Plugin-System, das derzeit auf Lua-Basis entwickelt wird(öffnet im neuen Fenster) , erlaubt die individuelle Erweiterung der Funktionalität. Daneben existiert seit der ersten Version eine Swift-API.
Bereits integriert ist eine Unterstützung für Archivformate wie zip, tar, rar und 7z, die sich direkt als virtuelle Verzeichnisse öffnen lassen.
Für den komfortablen Zugriff auf häufig verwendete Pfade stehen Favoriten sowie eine durchsuchbare Verlaufsfunktion zur Verfügung. Ein integriertes Terminal ist vorhanden und kann optional angezeigt beziehungsweise versteckt werden.
Die Konfiguration erfolgt über Marco(öffnet im neuen Fenster) , ein für Marta entwickeltes Format, das die Konfiguration allerdings unnötig umständlich erscheinen lässt.
Die Software ist kostenlos, wird aktiv weiterentwickelt und kann über die offizielle Webseite(öffnet im neuen Fenster) oder Homebrew bezogen werden.
Nimble Commander
Nimble Commander ist ein weiterer ressourcenschonender und klassisch orientierter Zwei-Panel-Dateimanager für MacOS. Die Anwendung wurde in Objective-C++ entwickelt und ist nativ für MacOS geschrieben.














Im Zentrum steht ein übersichtliches Zwei-Fenster-Layout, das Terminal-Fenster ist nicht darin integriert, sondern kann über das "View"-Menü als Overlay aktiviert werden.
Daneben stehen Funktionen zur Dateiverwaltung wie Suchen, Umbenennen oder die Arbeit mit Archiven zur Verfügung. Nimble Commander unterstützt viele Archivformate, darunter zip, tar, GZ, BZ2 und weitere Formate.
Auch ermöglicht es der Nimble Commander, in den Admin-Modus zu wechseln und mit entsprechenden Rechten zu arbeiten. Die Konfiguration bietet zahlreiche Anpassungsmöglichkeiten, von Tastenkürzeln über Dateitypen bis hin zum Erscheinungsbild.
Nimble Commander ist unter der GPL in Version 3 lizenziert, ist also freie Software und kann über die offizielle Webseite(öffnet im neuen Fenster) , den App Store oder Homebrew bezogen werden.
GUI-basierte Implementationen: Windows
Nachdem DOS über Jahre hinweg als bevorzugte Plattform orthodoxer Dateimanager gedient hatte, erfolgte mit dem Aufstieg grafischer Betriebssysteme eine allmähliche Migration dieser Gattung in die Windows-Welt - meist als Neuentwicklungen mit vertrautem Bedienkonzept.
Altap Salamander
Der Altap Salamander wurde 1997 ursprünglich unter dem Namen Servant Salamander von Petr Šolín und Pavel Schreib veröffentlicht und zählt zu den ältesten grafischen orthodoxen Dateimanagern für Windows. Entwickelt in Tschechien, bot das Programm von Beginn an eine schlanke, schnelle Alternative zum Windows Explorer.














Altap Salamander kombiniert die klassische Zwei-Panel-Ansicht mit einer aufgeräumten und funktionalen Benutzeroberfläche. Die integrierte Archivunterstützung erlaubt den direkten Zugriff auf Formate wie zip, rar, ISO oder CAB. Mit eingebauten Clients für FTP, FTPS, SFTP und SCP können Dateioperationen auch im Netzwerk durchgeführt werden.
Werkzeuge zur Dateiverwaltung runden das Paket ab. Dazu gehören Funktionen zum Verzeichnisvergleich, zur Datei-Synchronisation sowie zur Berechnung und Prüfung von Prüfsummen und die Suche. Ein interner Viewer unterstützt die Anzeige im Text- und Binärmodus, während der genutzte Editor sich frei konfigurieren lässt. Durch das Plugin-System lässt sich der Funktionsumfang erweitern.
Während der Dateimanager lange Zeit als Shareware vertrieben wurde, wurde er nach dem Kauf von Altap(öffnet im neuen Fenster) durch Fine(öffnet im neuen Fenster) zu freier Software. Die freigegebene Variante(öffnet im neuen Fenster) , genannt Open Salamander, findet sich auf Github und ist unter GPL in Version 2 lizenziert.
Derzeit ist keine aktive Weiterentwicklung erkennbar, was darauf hindeutet, dass das Projekt momentan pausiert. Technisch gesehen ist die Anwendung ein Kind seiner Zeit: eine reine WinAPI-Anwendung, ohne moderne C++-Paradigmen wie RAII, Smart Pointers oder STL; dafür mit reichlich tschechischen Kommentaren im Code.
Bezogen werden kann der Altap Salamander über die offizielle Seite des Herstellers(öffnet im neuen Fenster) .
Free Commander XE
Free Commander XE wird seit den frühen 2000er Jahren für Windows entwickelt. Die Anwendung wurde von Marek Jasinski initiiert und richtet sich an Nutzer, die ein flexibles, Zwei-Panel-basiertes Werkzeug für Dateiverwaltung unter Windows suchen.














Free Commander XE wurde in Delphi entwickelt und läuft nativ unter Windows. Das Programm wird aktiv weiterentwickelt und ist sowohl als kostenlose Version als auch in einer Donator-Version verfügbar. Diese Donator-Version umfasst aktuell offenbar die 64-Bit-Version(öffnet im neuen Fenster) .
Die Oberfläche orientiert sich an klassischen Prinzipien orthodoxer Dateimanager, wurde aber mit modernen Windows-Elementen angereichert. Zwei horizontal oder vertikal teilbare Panels bilden das zentrale Layout. Tabs, anpassbare Toolbars und farbige Dateiansichten sorgen für Übersichtlichkeit.
Eine eingebaute Kommandozeile, Kontextmenüs und Drag & Drop sind ebenso vorhanden wie Einstellungen zur Nutzeranpassung. Für die Organisation und den Abgleich von Dateien steht ein integriertes Tool für Dateivergleich und Verzeichnissynchronisation zur Verfügung.
Die Archivunterstützung umfasst gängige Formate wie zip, rar, CAB und 7z. Der Zugriff erfolgt je nach Format direkt oder über externe Anwendungen. Die Netzwerkfunktionen ermöglichen den Zugriff auf Netzwerkpfade, UNC-Freigaben sowie FTP- und SFTP-Server.
Ein interner Viewer erlaubt die Anzeige und Bearbeitung von Texten, Bildern und Daten. Als Editor wird eine externe Anwendung konfiguriert. Ein Batch-Umbenennungstool mit Unterstützung für reguläre Ausdrücke ermöglicht das gleichzeitige Umbenennen vieler Dateien.
Die Anwendung ist Freeware und kann über die offizielle Webseite(öffnet im neuen Fenster) bezogen werden.
Total Commander
1993, ursprünglich als Windows Commander gestartet, musste Christian Ghisler das Programm nach einer Aufforderung von Microsoft(öffnet im neuen Fenster) aus markenrechtlichen Gründen umbenennen. Total Commander gilt als einer der bekanntesten orthodoxen Dateimanager für Windows.














Die Oberfläche von Total Commander ist funktional und anpassbar. Die klassische Zwei-Panel-Ansicht lässt sich durch verschiedene Ansichtsmodi ergänzen, von einfachen Dateilisten bis zu detaillierten Spaltenansichten. Die Symbolleisten sind vollständig konfigurierbar, und Nutzer können praktisch jeden Aspekt der Oberfläche ihren Bedürfnissen anpassen.
Die integrierte Archivunterstützung erlaubt den direkten Zugriff auf Formate wie zip, rar, 7Z, tar, GZ und viele weitere. Ein FTP/SFTP-Client ist ebenfalls integriert und unterstützt neben klassischem FTP auch FTPS, SFTP und WebDAV. Verbindungen können gespeichert, organisiert und über Bookmarks schnell aufgerufen werden.
Die Such- und Filterfunktionen bieten Unterstützung für reguläre Ausdrücke, Volltextsuche im Dateiinhalt und einen integrierten Duplikat-Finder. Zusätzlich erlauben Schnellfilter das sofortige Eingrenzen angezeigter Dateien in Echtzeit.
Ein integriertes Synchronisationswerkzeug unterstützt verschiedene Abgleichmodi, darunter bidirektionale und asymmetrische Synchronisation, während das Multi-Rename-Tool Funktionen zum gleichzeitigen Umbenennen von mehreren Dateien bietet.
Mit dem integrierten Viewer können Textdateien mit bis zu 8.192 Petabyte betrachtet werden. Auch Bilder und Multimedia-Inhalte können direkt angezeigt werden.
Total Commander verfügt über ein umfangreiches Plugin-System, das verschiedene Plugin-Typen unterscheidet. Packer-Plugins (WCX) erweitern die Unterstützung für Archivformate.
Dateisystem-Plugins (WFX) ermöglichen den Zugriff auf alternative Datenquellen außerhalb des regulären Dateisystems, etwa auf FTP-Server, WebDAV, Cloudspeicher, die Windows-Registry oder laufende Prozesse. Diese Ressourcen erscheinen innerhalb des Dateimanagers wie normale Verzeichnisse.
Lister-Plugins (WLX) ermöglichen die Anzeige spezieller Dateiformate im internen Betrachter, zum Beispiel für Multimedia-, Office- oder CAD-Dateien. Inhalts-Plugins (WDX) stellen zusätzliche Dateieigenschaften bereit, die etwa in benutzerdefinierten Spalten angezeigt oder für Such- und Filterfunktionen verwendet werden können.
Bezogen werden kann Total Commander über die offizielle Webseite(öffnet im neuen Fenster) . Dort kann ebenfalls eine Lizenz erworben werden(öffnet im neuen Fenster) .
GUI-basierte Implementationen: plattformübergreifende OFMs
Neben den bisher vorgestellten Dateimanagern, die meist auf ein einzelnes Betriebssystem beschränkt sind, existieren auch plattformübergreifende Lösungen.
Double Commander
Double Commander(öffnet im neuen Fenster) , dessen erste Version 2006 erschien, versteht sich als plattformübergreifende Lösung. Die in Object Pascal geschriebene Anwendung bietet native Binaries für Linux, MacOS und Windows.














Die Bedienelemente sind größer und klarer als bei vielen Konkurrenten, was der Benutzerfreundlichkeit zugutekommt, allerdings auch als klobig empfunden werden kann. Tabs ermöglichen das Arbeiten mit mehreren Verzeichnissen pro Panel.
Die Oberfläche ist anpassbar, vom Farbschemata über Symbolleisten hin zu Tastenkombinationen. Die Archivunterstützung umfasst eine breite Palette von Formaten wie zip, 7Z oder tar.
Die erweiterte Suchfunktion erlaubt nicht nur Dateinamen- und Pfadsuche, sondern auch die Nutzung von regulären Ausdrücken sowie die Suche im Dateiinhalt. Eine integrierte Synchronisationsfunktion mit grafischer Darstellung erleichtert das Vergleichen und Angleichen von Verzeichnissen. Abgerundet wird der Funktionsumfang durch einen integrierten Viewer, der Texte, Bilder und Dateien anzeigen kann.
Der Dateimanager nutzt die Total Commander Plugin-API(öffnet im neuen Fenster) , so dass Total Commander Plugins unter Windows auch im Double Commander genutzt werden können.
Der Double Commander ist unter der GPL in Version 2 lizenziert(öffnet im neuen Fenster) und kann über die offizielle Seite(öffnet im neuen Fenster) bezogen werden.
Mu Commander
Mu Commander(öffnet im neuen Fenster) ist ein plattformunabhängiger, Java-basierter orthodoxer Dateimanager, der 2002 veröffentlicht wurde. Er setzt auf ein klassisches Zwei-Panel-Layout und ist besonders für Nutzer interessant, die einen leichtgewichtigen Dateimanager auf unterschiedlichen Betriebssystemen wie Windows, Linux, MacOS oder BSD nutzen möchten.














Zwei Panels stehen im Fokus, ergänzt durch eine Shell, Pfadleisten, Toolbar, Statusanzeigen und ein Menüband. Das Design lässt sich über verschiedene Styles konfigurieren, ist aber nicht auf native Optik ausgelegt.
Der Funktionsumfang umfasst integrierte Unterstützung für zahlreiche Netzwerkprotokolle wie FTP, SFTP, SMB, HTTP, Amazon S3 und Bonjour. Auch Archivformate wie zip, tar, GZip und BZip2 werden unterstützt und lassen sich direkt wie normale Verzeichnisse durchsuchen.
Praktische Funktionen wie Favoriten und eine Verlaufsansicht erleichtern den Zugriff auf häufig verwendete oder zuletzt besuchte Pfade. Der integrierte Dateibetrachter erlaubt die Vorschau von Text-, Binär- und Bilddateien.
Das Programm ist unter der GPL lizenziert und wird aktiv als Open-Source-Projekt gepflegt(öffnet im neuen Fenster) . Es kann über die offizielle Webseite(öffnet im neuen Fenster) oder je nach System über den Paketmanager bezogen werden.
Mobile Adaptierungen
Neben Lösungen für Desktop-Systeme existieren auch solche für mobile Systeme, allem voran Android. Allerdings sind solche Dateimanager unter Android und iOS eher selten, da diese Plattformen restriktiver im Umgang mit dem Dateisystemzugriff und Benutzeroberflächenparadigmen sind.
So existiert eine Umsetzung des Total Commander für Android(öffnet im neuen Fenster) , die als Freeware vertrieben wird.














Ein weiterer mobiler Vertreter findet sich mit dem Ghost Commander(öffnet im neuen Fenster) , der ebenfalls das OFM-Paradigma implementiert, das allerdings noch konsequenter umsetzt.














iOS-Beschränkungen verhindern echte orthodoxe Implementierungen. App-Sandboxing und File-System-Zugriffsbeschränkungen machen die charakteristischen Features nur schwer umsetzbar.
Daneben stellt sich im mobilen Bereich die Frage nach der Sinnhaftigkeit solcher Implementierungen, da die Vorteile wie eine schnelle Bedienung über die Tastatur, wenn überhaupt, nur in bestimmten Setups zum Tragen kommen.
Fazit
Orthodoxe Dateimanager repräsentieren ein Konzept, das sich über fast vier Jahrzehnte bewährt hat. Ihre Effizienz, Konsistenz und Erweiterbarkeit machen sie zu unverzichtbaren Werkzeugen für Power-User, Entwickler und Systemadministratoren.
Die Philosophie der tastaturorientierten, effizienten Dateiverwaltung bleibt relevant für all jene, die täglich mit großen Mengen von Dateien arbeiten müssen.
Besonders interessant ist, dass trotz des Alters dieses Konzepts die Entwicklung sehr aktiv ist. Heutige Implementierungen werden kontinuierlich weiterentwickelt und an aktuelle Bedürfnisse angepasst.
Diese Einheitlichkeit im Bedienkonzept, bedingt durch die informelle Standardisierung, sorgt dafür, dass Nutzer beim Wechsel zwischen verschiedenen orthodoxen Dateimanagern kaum Einarbeitungszeit benötigen.
Welcher Dateimanager für wen geeignet ist, ist eine Frage der persönlichen Präferenz. Hier kann nach Betriebssystem vorselektiert werden und auch die Frage, ob es freie Software oder auch ein kommerzielles Produkt sein darf, entscheidet.
Gemeinsam haben alle hier vorgestellten Dateimanager eine gewisse Basisfunktionalität. Die Differenzierung der einzelnen Dateimanager fängt meist erst bei den komplexen Features an. Während zum Beispiel der Total Commander mit vielen Funktionalitäten glänzt und über ein reichhaltiges Pluginangebot verfügt, kann er für einige Nutzer altgebacken oder überladen wirken.
Nicht alle orthodoxen Dateimanager sind in die eigene Landessprache übersetzt, so dass auch dies ein Entscheidungskriterium sein kann.
Am besten einfach ausprobieren!
Unter Linux bieten sich je nach gewählter Desktop-Umgebung der Gnome-Commander oder Krusader an, während MacOS mit Commander One, Marta und dem Nimble Commander über gut integrierte Dateimanager verfügt. Auch für Windows-Nutzer stehen mehrere Lösungen zur Verfügung, die nativ auf dem System laufen.
Wer betriebssystemübergreifend unterwegs ist, kann auf Multiplattform-Manager wie den Double Commander oder den Mu Commander zurückgreifen. Je nach individuellen Anforderungen kann auch die Nutzung terminalbasierter Varianten wie des Far Managers oder des Midnight Commander eine sinnvolle Alternative darstellen. Welche Lösung am besten passt, lässt sich meist erst im praktischen Einsatz beurteilen; eine individuelle Erprobung ist daher unerlässlich.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass orthodoxe Dateimanager ein effizientes Arbeiten mit vielen Dateien und komplexen Verzeichnisstrukturen ermöglichen; ganz ohne den Umweg über mausgesteuerte Bedienkonzepte. Das spart Zeit, schont die Nerven und steigert die Produktivität.
Florian Bottke ist seit vielen Jahren in der Softwareentwicklung, insbesondere im Backend, tätig. Daneben schreibt er regelmäßig zu technischen Themen und pflegt seine Leidenschaft für die Belletristik. Im Web ist er unter seeseekey.net(öffnet im neuen Fenster) zu finden.



