Ist Artikel 13 das neue Acta für Anonymous?
In einigen Punkten der geplanten EU-Urheberrechtsreform sehen viele nun - wie damals bei Acta - eine Bedrohung des Internets. Dass gerade jetzt wieder ein Video von Anonymous erschienen ist, das es derzeit auf fast 80.000 Aufrufe bringt, erinnert an frühere Zeiten.
Wie bei Acta ruft Anonymous wieder dazu auf, auf die Straße zu gehen. Operation 13 nennen die Aktivisten das. AnonNewsDE schreibt: "Wenn so ein Riesenthema wie Artikel 11 und 13 aufkommt, horcht man nach, ob andere Anons oder Zellen noch aktiv sind und Lust haben, dagegen zu agieren." Die Mobilisierung sei überraschend schnell gegangen, innerhalb weniger Tage habe sich das Kollektiv neu vernetzt, in IRC-Channels würden Aktionen geplant, es entstünden Memes, Plakate und Flyer. "Natürlich wird man keine IRC-Chats mit über 300 Anons haben, so wie es 2012 gegen Acta war"n so AnonNewsDE. "Aber selbst 20 bis 30 kreative Köpfe können - symbolisch gesehen - mit Schwarmintelligenz ganze Berge versetzen."
Die Abneigung gegen Artikel 13 teilt das Kollektiv unter anderen mit Grundrechtsorganisationen und Youtubern. Im Mittelpunkt steht für AnonNewsDE die Kritik an den befürchteten Upload-Filtern.
Der Verordnungsentwurf sei viel zu schwammig formuliert, beispielsweise die Ausnahmeregelungen für Parodien. Ein automatischer Filter könne kaum zwischen Parodie und Ernst unterscheiden, sagt AnonNewsDE in einem Beitrag bei den Ruhrbaronen. Memes, Remixe und der kreative Umgang auch mit urheberrechtlich geschütztem Material könnten dadurch aus dem Internet verschwinden, wenn große Plattformen sie schon beim Upload ausfilterten, befürchten die Gegner. Ende März soll das EU-Parlament die Urheberrechtsreform final beschließen.
Vernetzung und Planung im IRC-Chat
Abends füllt sich der IRC-Chat, in dem sich Anons koordinieren. Eine Mischung aus erfahrenen Aktivisten und Neulingen diskutiert darüber, wie man möglichst viele Menschen erreichen kann. Ist es besser, viele kleine Demos zu machen oder sollte man sich auf einige große Städte konzentrieren? Wie bekommt man es hin, die Aufmerksamkeit von großen Medien zu bekommen und wer kann dabei helfen, Videos und Infomaterial zu gestalten? Wie bekommt man die Vernetzung mit anderen Gruppen hin, über Vorurteile hinweg?
Das Mobilisierungspotenzial in Deutschland ist hoch, innerhalb einer Woche verdoppelte sich die Anzahl der Teilnehmer bei zwei Demonstrationen in Köln auf über 3.000. Der deutsche Youtuber LeFloid mit über drei Millionen Abonnenten veröffentlichte drei Videos innerhalb einer Woche, auch in anderen Ländern formen sich Bündnisse. Hauptsächlich gehe die Koordinierung unter Anonymous-Aktivisten von Deutschland, Polen und den Niederlanden aus, schreibt AnonNewsDE.
Demo-Leitfaden: "Trinkt genug Wasser!"
Einige Aktivisten haben einen Operations-Leitfaden erstellt, der gerade Menschen mit wenig Demonstrationserfahrung Ratschläge gibt. Eine Demonstration gelinge "am besten mit friedlichen, bunten und sorgfältig vorbereiteten Aktionen", heißt es da. Die Teilnehmer sollten darauf achten, genug Wasser zu trinken und festes Schuhwerk zu tragen, damit niemand in einer Menschenmasse stürze. Es klingt beinahe handzahm und scheint so gar nicht zu dem Bild von den "gefährlichsten Hackern aller Zeiten" passen zu wollen, das manche Medien zeichnen.
Auch zur Maskierung, die frühere Demonstrationen prägte, gibt es eine defensive Empfehlung: "Eine Guy-Fawkes-Maske ist cool, keine Frage!" Aber, wenn die Polizei bittet, die Maske abzunehmen - immerhin besteht in Deutschland Vermummungsverbot -, solle man dem Folge leisten: "Mit der Maske repräsentierst du Anonymous und wir sind für kreative und vor allem friedliche Proteste bekannt!"
AnonNewsDE sagt, es sei derzeit am wichtigsten, Menschen für die Demonstrationen zu mobilisieren: "Einige hier haben mehr als elf Jahre Erfahrung im Kollektiv wie auch mit Straßendemos auf dem Buckel. Daher wird zum Beispiel bei dem Aufruf direkt ein Leitfaden verlinkt, wie man friedlich und erfolgreich demonstriert."
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