OpenRAN: Offenheit birgt "Sicherheitsrisiken und neue Chancen"
Das BSI hat schwere Sicherheitsbedenken zu Open RAN. Ein Fraunhofer-Experte erwartet sogar mehr Sicherheit auf lange Sicht. Ein CTO hält O-RAN noch nicht für nutzbar.

Aus Sicht eines Open-RAN-Experten hat die Technologie trotz der Sicherheitslücken viel Potenzial. Das sagte Slawomir Stanczak, Abteilungsleiter Drahtlose Kommunikation und Netze am Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut und Professor für Netzwerkinformationstheorie an der TU Berlin, Golem.de. "Open-RAN-Architekturen mit offenen Schnittstellen versprechen Interoperabilität. Diese Offenheit birgt zwar neue Sicherheitsrisiken, bietet aber auch neue Chancen. Beispielsweise ermöglichen offene Schnittstellen den Zugang zu tieferliegenden Daten für KI und maschinelles Lernen und schaffen Vertrauen, weil sie offen sind."
In einer Risikoanalyse im Auftrag des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) wurde festgestellt, dass von einer Vielzahl der in O-RAN spezifizierten Schnittstellen und Komponenten mittlere bis hohe Sicherheitsrisiken ausgehen.
Schweizer Mobilfunkbetreiber Sunrise ernüchtert zu O-RAN
Da Open RAN noch eine relativ neue Technologie ist und offene Systeme gegenüber geschlossenen Systemen auf lange Sicht angeblich sicherer seien, spreche Stanczak in diesem Zusammenhang "lieber von Sicherheitsherausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Wir untersuchen dieses Thema in unserem Forschungshub 6G-RIC, der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird." Im Frühjahr 2022 werde man erste Ergebnisse präsentieren können, kündigte Stanczak an.
Elmar Grasser, Chief Technology Officer beim Schweizer Mobilfunkbetreiber Sunrise kommt aus der Praxis und sieht das anders. Er sagte am 25. November 2021 auf der Connect Conference 2021 zu Open RAN: "Wir setzen darauf und haben einen Testlauf gestartet. Es ist ein interessantes Konzept. Doch der gegenwärtige Reifegrad zeigt, dass Open RAN noch nicht bereit für einen Rollout ist." Grasser würde sich wie ein Ausrüster fühlen, wenn er das einsetzen würde. "Im Moment braucht man, um diese Technik zu nutzen, so viel Beschleunigung für die Hardware, als wenn man einen Volkswagen zu einen Ferrari tunen würde", sagte Grasser.
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