Wie kommerzielle Satellitenbilder das Spiel verändern

Fahrt aufgenommen hat diese Entwicklung auch durch Anbieter kommerzieller Satellitenbilder. Diese stellen der Öffentlichkeit Daten zur Verfügung, die in puncto Detailgrad und Abdeckung vor gar nicht allzu langer Zeit höchstens den besser ausgestatteten Geheimdiensten zur Verfügung standen.

Das US-amerikanische Unternehmen Maxar Technologies, das sich auf Satellitenaufnahmen zur Erdbeobachtung spezialisiert hat, stellte Medien immer wieder Satellitenaufnahmen zur Verfügung. Darunter nicht nur Bilder vom russischen Truppenaufmarsch vor dem Krieg und den Truppenbewegungen während des Krieges, sondern auch ganz konkrete Belege für die russischen Massaker in Butscha und ausgehobene Massengräber.

"Wir sind in der Lage, in Echtzeit Wissen zu sammeln. Sie wollen Beweise für Menschenrechtsverletzungen in Butscha sehen? Wir können Maxar beauftragen und innerhalb von ein paar Minuten Bildmaterial für genau dieses Gebiet erhalten", sagte der Forscher Ritwik Gupta vom Lawrence Berkeley National Laboratory dem Politmagazin Politico.

Aber auch das Unternehmen Capella Space bietet seine Dienste an. Es hat sich auf Synthetic Aperture Radar (SAR) spezialisiert, ein radargestütztes Bildgebungsverfahren, das die Erdoberfläche mit elektromagnetischen Wellen abtastet. Dadurch können mitunter viel höhere Auflösungen erreicht werden als mit herkömmlichen Bildgebungsverfahren. Der Hauptvorteil der Technologie ist allerdings, dass auch bei schlechtem Wetter oder bei Nacht gute Bilder erstellt werden können.

Unter anderem CNN und die New York Times griffen gern auf die Bilder von Capella Space zurück. Aber auch vielen freien Analysten, Interessierten und der Osint-Community geben diese Unternehmen die Möglichkeit, an hochauflösendes und frisches Bildmaterial zu kommen - für einen entsprechenden Preis. Das hatte zur Folge, dass die Weltöffentlichkeit die von Russland geleugneten Vorbereitungsmaßnahmen zur Invasion so gut wie live mitverfolgen konnte.

Satellitenfirmen haben ein Eigeninteresse

Auf der anderen Seite bieten die Satellitenfirmen ihr Datenmaterial freilich nicht aus reiner Menschenliebe an, für sie ist das in erster Linie ein Geschäft. Jeder Artikel bei renommierten Medien wie New York Times, Washington Post oder CNN, in dem die Aufnahmen von Maxar oder Capella lang und breit besprochen werden, ist auch eine Werbung für die Firmen und ihr Angebot.

OSINTtechnical sieht Maxar Technologies und Capella Space kritisch und schwört selbst auf die freien Bilder von Sentinel: "Das veröffentlichte Bildmaterial von Maxar und Capella hat einen gewissen redaktionellen Charakter. Es gibt einen Gewinnanreiz für sie. Aber sie haben Bilder des russischen Konvois veröffentlicht, das war für jedermann klar erkennbar, was da zu sehen ist. In den letzten Monaten hat sich die Veröffentlichung jedoch verlangsamt, da der Interpretationsbedarf zugenommen hat und es weniger auffällige Bilder gibt. Die freien Open-Source-Bilder von Sentinel sind superwichtig, weil sie kostenlos sind. Sie haben zwar eine geringere Auflösung, aber man kann trotzdem alles sehen. Wirklich wertvoll! Wir nutzen sie, um die Auswirkungen der russischen Truppen zu beurteilen."

Aber auch andere komplett kostenlos verfügbare Satellitendaten werden genutzt. So nutzten zum Beispiel Aric Toler und Michael Sheldon von Bellingcat Daten aus dem Nasa-Programm zur Überwachung von Waldbränden, um Angaben des russischen Geheimdienstes FSB zu verfizieren.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed
 Open Source Intelligence: Der Geheimdienst der SchwarmintelligenzGeolocating und Panzer zählen 
  1.  
  2. 1
  3. 2
  4. 3
  5. 4
  6.  


Muhaha 20. Jun 2022

Die OSINT-Community ist genau das Gegenteil von dieser ganz speziellen Ecke des...

Muntermacher 18. Jun 2022

Bei den Russen wirkt es eher umgekehrt, das Risiko im eigenem Haus per Rakete getroffen...

Qorr 17. Jun 2022

Gut geschrieben, sehr informativ. Danke!



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Google Street View
Deutschland bekommt keine Möglichkeit zur Zeitreise

Mit der überfälligen Aktualisierung verliert Street View auch das alte Bildmaterial - und das hat nicht nur mit Datenschutz zu tun.
Von Daniel Ziegener

Google Street View: Deutschland bekommt keine Möglichkeit zur Zeitreise
Artikel
  1. Schifffahrt: Hurtigruten plant Elektroschiff mit Segeln und Solarmodulen
    Schifffahrt
    Hurtigruten plant Elektroschiff mit Segeln und Solarmodulen

    Die norwegische Postschiff-Reederei will 2030 das erste Schiff in Betrieb nehmen, das elektrisch und vom Wind angetrieben wird.

  2. Saporischschja: AKW ist nach Staudammzerstörung mittelfristig in Gefahr
    Saporischschja
    AKW ist nach Staudammzerstörung mittelfristig in Gefahr

    Ein Experte für Reaktorsicherheit befürchtet, dass dem Atomkraftwerk Saporischschja das Kühlwasser ausgeht.

  3. Volker Wissing: Deutschlandticket soll in Frankreich gelten - und umgekehrt
    Volker Wissing
    Deutschlandticket soll in Frankreich gelten - und umgekehrt

    Frankreich plant etwas Ähnliches wie das 49-Euro-Ticket. Wissing will mit den Franzosen gemeinsame Sache machen.

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • XXL-Sale bei Alternate • MindStar: MSI G281UVDE 269€, ASRock RX 6700 XT Phantom D OC 379€, XFX Speedster MERC 319 RX 6800 XT Core 559€ • Corsair Vengeance RGB PRO SL DDR4-3600 32 GB 79,90€ • Corsair K70 RGB PRO 125,75€ • SHARP 65FN6E Android Frameless TV 559,20€ [Werbung]
    •  /