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Open RAN: Wohin die Fördergelder fließen

Für die Entwicklung von Open RAN sollten einst Milliardenbeträge ausgegeben werden. Bislang ist die Technik aber kaum kommerziell im Einsatz. Was ist aus der Förderung geworden?
/ Marc Hankmann
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Die Telekom forciert den 5G-Antennenausbau - und Open RAN. (Bild: Telekom)
Die Telekom forciert den 5G-Antennenausbau - und Open RAN. Bild: Telekom

Von der "weltweit modernsten Netztechnik" sprach Ralph Dommermuth, der Vorstandsvorsitzende der 1&1 AG, als er Anfang Januar 2023 die ersten Mobilfunkstationen mit Open RAN in Betrieb nahm. Open RAN ermöglicht das Zusammenspiel technischer Komponenten von unterschiedlichen Herstellern. Netzbetreiber werden unabhängiger von den Innovationszyklen der Ausrüster.

Auch die Bundesregierung sieht Potenzial in Open RAN . Die Technik könne den Auf- und Ausbau der Netze beschleunigen, nachhaltiger gestalten und die nötigen Investitionen und Betriebskosten senken, erklärt ein Sprecher des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV). Deshalb fördert die Politik die Entwicklung von Open RAN.

Zwei Milliarden Euro für die Zukunft

Im Jahr 2020 verkündete die Presse, die Regierung wolle dafür zwei Milliarden Euro ausgeben. Die zwei Milliarden waren jedoch laut Konjunkturpaket " Corona-Folgen bekämpfen, Wohlstand sichern, Zukunftsfähigkeit stärken (PDF)(öffnet im neuen Fenster) " allgemein zur Unterstützung künftiger Kommunikationstechnologien vorgesehen. "Neben Maßnahmen zur Stärkung der digitalen Souveränität, zur Forcierung des 5G-Ausbaus und Förderung der Innovationskraft bei den mobilen Kommunikationstechnologien 5G und 6G bildet Open RAN einen besonderen Schwerpunkt der Maßnahmen" , erklärt ein BMDV-Sprecher.

Wie viel von den angekündigten zwei Milliarden entfällt also auf Open RAN? Das ist nur schwer zu sagen. Die mit diesem Beschluss befassten Ressorts haben sich darauf verständigt, für die Maßnahmen zur Entwicklung und Erprobung softwaregesteuerter Netztechnologien, zu denen auch, aber nicht nur Open RAN zählt, bis Ende 2024 insgesamt bis zu 300 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. "Eine scharfe Trennung von Mitteln für Open RAN von der Gesamtsumme nach Ziff. 45 Konjunkturpaket vom Juni 2020 gibt es nicht" , erklärt das BMDV.

Netzbetreiber üben Druck aus

Nach Auskunft des Ministeriums wurden für die Forschung und Entwicklung von Open RAN bisher 15 Millionen Euro ausgezahlt. Davon flossen 11 Millionen Euro in Open-RAN-Testfelder, sogenannte ORAN Cities. Außerdem fördert das BMDV (öffnet im neuen Fenster) bis Oktober 2024 das Projekt Open Lab für Open RAN ( i14y Lab(öffnet im neuen Fenster) ) mit rund 17 Millionen Euro.

Die Projektpartner haben von dieser Summe bislang rund vier Millionen Euro abgerufen. Des Weiteren spielt Open RAN bei verschiedenen Projekten eine Rolle, die durch die im Herbst 2022 veröffentlichte Förderrichtlinie(öffnet im neuen Fenster) Geld vom Staat erhalten.

Reicht das aus, um in Zukunft mit Open RAN die Wettbewerbs- und Widerstandsfähigkeit der Mobilfunknetze zu bewahren?

Erster kommerzieller Rollout für 2023 geplant

Gemeinsam mit den Netzbetreibern Orange, Telecom Italia, Telefónica und Vodafone forderte die Deutsche Telekom bereits Ende 2021 die EU auf, der Förderung von Open RAN Vorrang einzuräumen, obwohl diese nur eine von einigen RAN-Techniken ist, die seinerzeit diskutiert wurden.

Die USA hätten seinerzeit bereits 1,5 Milliarden US-Dollar in Open RAN gesteckt, Japan biete finanzielle Anreize und Steuervorteile für Unternehmen, die entsprechende Ausrüstung entwickeln, liefern und betreiben. "Europa sollte eine führende Position im neuen Open-RAN-Ökosystem anstreben" , forderte damals Claudia Nemat, Vorstand Technologie & Innovation der Deutschen Telekom.

Die Telekom ist am i14y Lab beteiligt. Mit dem Projekt O-RAN Town konnte sie erstmalig eine herstellerübergreifende Open-RAN-Lösung in Live-Umgebung testen. Die daraus gewonnen Erkenntnisse wurden in einem Weißbuch (PDF)(öffnet im neuen Fenster) veröffentlicht.

Sie "dienen im Weiteren zur Vorbereitung eines ersten kommerziellen Rollouts in Deutschland ab 2023" , erklärt eine Telekom-Sprecherin auf Anfrage von Golem.de. Ob die Telekom mit der bisherigen Förderpolitik zufrieden ist, hat der Konzern trotz mehrfacher Nachfrage nicht beantwortet.

Sicherheitsrisiken: weitere Forschung notwendig

Aus Sicht des BMDV ist noch weitere Entwicklungsarbeit erforderlich, um sicherzustellen, "dass offene RAN-Lösungen die volle Leistung und gleichwertige Reife aggregierter Netzwerklösungen erreichen" , so das Ministerium. Ende 2021 zeigte eine Risikoanalyse des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) Sicherheitsrisiken auf. Im Mai vergangenen Jahres veröffentlichte die EU einen Bericht über die Sicherheit von Open RAN(öffnet im neuen Fenster) , der laut EU-Kommissarin Margrethe Vestager "große sicherheitspolitische Herausforderungen" offenbarte.

Die Studie des BSI wird indes von 1&1 begrüßt. "Das 1&1 Open RAN erfüllt die darin enthaltenen Sicherheitsempfehlungen in allen Punkten und es besteht ein regelmäßiger Austausch mit der Behörde" , erklärt eine Unternehmenssprecherin.

Nichtsdestotrotz scheint 1&1 Probleme beim Netzausbau zu haben . Immerhin: 1&1 ist der einzige Mobilfunknetzbetreiber in Deutschland, der unabhängig von chinesischen Ausrüstern ist. Staatliche Fördermittel hat das Telekommunikationsunternehmen aus Montabaur übrigens nicht in Anspruch genommen.


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