Open RAN: Rakuten nicht mehr Generalunternehmer des 1&1-Netzes

Der japanische Open-RAN-Ausrüster Rakuten ist nicht mehr Generalunternehmer des 1&1-Mobilfunknetzes. Das hat Golem.de aus Unternehmenskreisen erfahren. Rakuten sei kein Generalunternehmer. "Wir arbeiten mit über 80 Partnerunternehmen beim Betrieb und Ausbau des Mobilfunknetzes zusammen. Rakuten ist ein wichtiger Technologiepartner, der die Software für die Steuerung der Antennen liefert und sich als Systemintegrator darum kümmert, dass seine Programme mit den Core-Network Applikationen unter anderem von Mavenir sowie den anderen Software- und Hardwarekomponenten unseres Netzes zusammenspielen."


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Das japanische Unternehmen, dessen Kerngeschäft eigentlich E-Commerce ist, schaltete im April 2020 sein Open-RAN-LTE-Netz live, im September 2020 folgte 5G.
Im Jahr 2021 hatten 1&1 und Rakuten jeweils angekündigt: "Rakuten wird Generalunternehmer für das 1&1 Mobilfunknetz." Rakuten habe als Generalunternehmer die Verantwortung für die Planung und den kompletten Aufbau. Fronthaul, Midhaul und Backhaul würden über die Schwestergesellschaft 1&1 Versatel realisiert. 1&1 erhalte Zugriff auf den Stack für Zugangs-, Kern-, Cloud- und Betriebslösungen der Rakuten Communications Platform (RCP) sowie auf das Partnernetzwerk. In diesem Zusammenhang stelle Rakuten auch seine speziell entwickelte Orchestrierungssoftware zur Verfügung, damit das 1&1-Netzwerk automatisiert betrieben werden könne.
Rakuten sieht sich weiter als General Contractor
1&1 änderte diese Aussage in der ursprünglichen Pressemitteilung(öffnet im neuen Fenster) auf unsere Nachfrage hin nachträglich. Dort steht nun: "Rakuten wird wichtiger Technologiepartner" . In der Pressemitteilung der Rakuten Group vom 4. August 2021(öffnet im neuen Fenster) schrieb der japanische Konzern dagegen weiterhin: "Rakuten becomes general contractor for the 1&1 mobile network."
Open RAN ist ein Versuch der Netzbetreiber, zusammen mit US-amerikanischen und japanischen Herstellern professionelle Mobilausrüstung durch einfache Hardware und Entkopplung der Funktionen zu ersetzen. Auf proprietäre, hochentwickelte Chips der Ausrüster und die entsprechende Software muss verzichtet werden, weshalb man nicht auf dem aktuellsten Stand der Technik ist. Die Netzbetreiber wollen mit dem Einsatz und der Entwicklung der Me-too-Technologie Open RAN die Macht der großen Netzausrüster brechen. Wenn Open RAN breit eingeführt würde, wäre ein Betreiber in der Lage, verschiedene Anbieter, auch Huawei, Nokia und Ericsson und Open RAN aus den USA, an einem Mobilfunkstandort zu vereinen, statt alle Komponenten von einem Unternehmen kaufen zu müssen. Eine Huawei-Antenne könnte dann mit der Software von Ericsson eingesetzt werden.
1&1 diesmal mit anderen Open-RAN-Nutzern auf dem MWC 2024
Auf dem Mobil World Congress (MWC) vom 26. bis 29. Februar 2024 in Barcelona präsentierte 1&1 seine Errungenschaften beim Open-RAN-Aufbau. Mehr als 100 Besucher nahmen am Summit der O-RAN-Alliance(öffnet im neuen Fenster) teil. Michael Martin, Chief Executive Officer der 1&1 Mobilfunk, sprach hier auf einem Panel zusammen mit Vertretern von Dish, AT&T und SK Telecom über erste Erfahrungen und die zukünftigen Herausforderungen beim Betrieb des "ersten vollständig virtualisierten europäischen Mobilfunknetzes auf Open-RAN-Basis" . Das Open-RAN-Versprechen der Herstellerunabhängigkeit als Multi-Vendor-Ansatz funktioniere, betonte Martin. Auf dem MWC wurde auch erläutert, dass das Ökosystem des Open-RAN-Netzwerkes seit 2021 gewachsen sei.



