Erfahrungsbericht: Interview mit einer Geschädigten
Golem.de: Amelie (Name geändert, Anm. d. Red.), du hast erfahren, wie es ist, bei Kleinanzeigen-Plattformen betrogen zu werden. Was ist dir passiert?
Amelie: Ich kaufe bei Kleinanzeigen oder Vinted, ehemals Kleiderkreisel, öfter gebrauchte Mode, zum Beispiel auch Sonnenbrillen. Bei Vinted habe ich eine Prada-Brille entdeckt, die ich toll fand und die nur 150 Euro kostete, regulär sind es 350 Euro. Ich habe über Paypal Freunde und Familie bezahlt, weil die Verkäuferin etliche positive Bewertungen hatte. Ja, und dann kam die Brille nicht an.
Golem.de: Was hast du dann gemacht?
Amelie: Ich habe die Verkäuferin kontaktiert und sie sagte, dass sie das Paket abgegeben habe. Ich habe sowohl Vinted als auch Paypal kontaktiert und beide antworteten mir im Grunde: "Tja, Pech gehabt." Irgendwann war die Verkäuferin dann nicht mehr bei Vinted, sie hatten ihr Profil gesperrt. Offenbar waren die Personen, die sie gut bewertet hatten, Bekannte.
Golem.de: Hast du dich an die Polizei gewendet?
Amelie: Ja, ich habe gefragt, was ich machen kann und man sagte mir, dass ich wahrscheinlich auf den Kosten sitzen bleiben werde. Die Paypal-Adresse, an die ich bezahlt habe, war auch noch im Ausland. Ich kenne auch andere, denen etwas Ähnliches passiert ist: Eine Freundin von mir hat sich vor zwei Jahren bei Ebay einen teuren Dyson-Föhn bestellt. Sie hat mit dem Verkäufer Abholung vereinbart, aber vorab bezahlt. Als sie den Föhn abholen wollte, stellte sie fest, dass es die Hausnummer gar nicht gibt. An so etwas denkt man ja erstmal nicht.
Golem.de: Manche schicken auch Ausweiskopien, da denkt man sich: "Wird schon alles passen."
Amelie: Ja. Ich traue es mich ja fast nicht zu sagen, aber ich habe später nochmal diese Prada-Sonnenbrille zu einem günstigen Preis gefunden und gekauft. Dieses Mal habe ich mir eine Ausweiskopie von der Verkäuferin schicken lassen. Aber auch diese Brille kam bei mir nie an. Zum Glück habe ich dieses Mal über Paypal Waren und Dienstleistungen bezahlt. So habe ich zumindest mein Geld wiederbekommen. Die Kopie, die die Verkäuferin mir geschickt hatte, war von jemanden, der wie ich auf Vinted eingekauft hat und dort auch auf Betrüger reingefallen war. Und noch ein Fall: ein Kleid für 15 Euro auf Vinted, und auch hier hatte die Verkäuferin das Paket angeblich abgegeben, aber es kam nie an.
Golem.de: Wie hast du dich gefühlt, nachdem das alles passiert ist?
Amelie: Naiv und impulsgesteuert, vor allem nach dem zweiten Brillenkauf, denn da habe ich mir ja wirklich die Ausweiskopie und alles schicken lassen – und bin trotzdem wieder reingefallen. Natürlich habe ich das Geld zurückbekommen, zum Glück.
Golem.de: Betrug kann tatsächlich jeden treffen.
Amelie: Ja, das Profil der Verkäuferin sah ganz normal aus mit den guten Bewertungen. Aber da war richtig kriminelle Energie dahinter. Was mich geärgert hat: Ich habe ja alles zu dem Fall dokumentiert und das mit Screenshots an Vinted weitergegeben – aber sie haben sich nie bei mir gemeldet. Immerhin wurden die Leute irgendwann gesperrt, aber die Kommunikation von Vinted fand ich nicht gut.
Auf der anderen Seite werden manche Anzeigen bei Online-Verkaufsportalen sofort offline genommen. Ich hatte bei Kleinanzeigen mal Markenschuhe eingestellt, die mir zu klein waren. Die Anzeige wurde sofort offline genommen und mir angedroht, dass mein Profil gesperrt würde, sollte ich die Schuhe noch mal anbieten. Die Begründung war, dass es sich bei den Schuhen angeblich um eine Fälschung handle – vermutlich, weil ich keine Rechnung mehr für die Schuhe hatte.
Golem.de: Inwieweit bist du jetzt bei Onlinekäufen vorsichtiger geworden, bezahlst du jetzt zum Beispiel nur noch über Optionen mit Schutzfunktion?
Amelie: Ja, wenn man abgesichert ist, ist mir das lieber. Bei Überweisungen bin ich mittlerweile sehr vorsichtig, ich mache das nur noch sehr ungern. Wobei man auch sagen muss, dass ich den Eindruck habe, dass manche nicht so gerne über den Käuferschutz gehen, weil sie das zu kompliziert finden und das Geld nicht sofort direkt auf ihr Konto geht.
Auf Vinted gibt es nun auch eine Option, die Zahlung sicher abzuwickeln. Aber das Geld geht dann als Verkäufer erst mal in deinen "Geldbeutel" bei Vinted und es dauert, bis das Geld da gebucht ist und es auf das Bankkonto überwiesen werden kann. Gerade ältere Menschen, die Sachen verkaufen, möchten nach meiner Erfahrung ihr Geld am liebsten ganz klassisch per Banküberweisung haben.
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Was tun, wenn man betrogen wurde? |
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