Onlinehandel: Münchner verdient Millionen mit illegalen Medikamenten

Die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg und das Zollfahndungsamt München ermitteln gegen einen 40-jährigen Unternehmer. Lutz D. soll den Ermittlern zufolge in mehreren Tausend Fällen gegen das Arzneimittelgesetz verstoßen haben und Teil eines "international agierenden kriminellen Netzwerks" sein, das mit nicht zugelassenen, verschreibungspflichtigen Medikamenten handelte.
D. bestreitet die Vorwürfe. Auf Anfrage des Spiegel erklärten Ermittler, dass sich D.s weltweiter Gewinn wohl auf einen mindestens zweistelligen, womöglich gar dreistelligen Millionenbetrag belaufe. An ihre Kunden gelangten die Täter laut Angaben der Ermittler(öffnet im neuen Fenster) über mehrere in Island befindliche Server, die Domains in unterschiedlichen Sprachen bereitstellten.
In den vergangenen fünf Jahren stellte der Zoll am internationalen Postverteilzentrum des Frankfurter Flughafens rund 6.000 Briefe und Päckchen an in Deutschland ansässige Abnehmer sicher. Vorrangig Potenz- und Abnehmpillen, Antibiotika, Medikamente gegen Krebs oder HIV, aber auch Medikamente, die versuchsweise in Australien zur Therapie gegen Covid-19 eingesetzt worden seien, fanden laut den Angaben "reißenden Absatz" .
Kryptowährungen im Wert von mehr als 600.000 Euro
Lutz D. bestritt auf Anfrage des Spiegel, die Medikamente selbst verkauft zu haben, gab aber zu, dass er die Logistik organisierte, Ware beschaffte, einlagerte und versandte. Seine Versandlogistik bot er auch anderen Shopbetreibern an. Dabei nutzte er ein Firmennetz, das sich über Deutschland, Großbritannien, Singapur und Hongkong bis auf die British Virgin Islands erstreckte.
Lutz D. drohen bis zu zehn Jahre Freiheitsstrafe. Bereits 2017 wurde er gemeinsam mit einem Komplizen wegen unerlaubten Handels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln in 1.183 Fällen zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt, berichtet der Spiegel.
Bei der Durchsuchung wurden neben drei hochwertigen Sportwagen auch Segways, teure E-Bikes und mehrere Luxusuhren gesichert. Spezialisten der Zentralen Internet Recherche Einheit (ZIRE) des Zollkriminalamtes spürten bei der Durchsuchung des Münchner Firmensitzes im Rahmen der Auswertung vorgefundener IT-Ausstattung Kryptowährungen im Wert von mehr als 600.000 Euro auf. Diese wurden auf Wallets des Zolls transferiert.
Die insgesamt fünf Durchsuchungsbeschlüsse und zwei Haftbefehle wurden bereits im Oktober 2020 vollstreckt, aber wegen weiter laufender Ermittlungen erst jetzt bekannt gegeben.



