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Oneplus 10T im Test: Oneplus' wunderliches T-Modell

Beim Oneplus 10T hat Oneplus einiges vom 10 Pro übernommen und an manchen Stellen verbessert, aber auch Funktionen abgespeckt - eine eigenartige Mischung.
/ Tobias Költzsch
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Das Oneplus 10T (Bild: Tobias Költzsch/Golem.de)
Das Oneplus 10T Bild: Tobias Költzsch/Golem.de

Oneplus hat wieder ein T-Modell vorgestellt: Das Oneplus 10T ist das erste Zwischenmodell nach dem Oneplus 8T. Im Jahr 2021 hatte der chinesische Hersteller kein 9T präsentiert. Das 10T bietet an einigen Stellen Verbesserungen gegenüber dem im Januar 2022 vorgestellten 10 Pro , an zahlreichen Stellen hat Oneplus aber auch deutlich weniger gute Hardware verbaut.

Im Test des Oneplus 10T zeigt sich, dass die Mischung aus schnellerem Prozessor, neuem Kamerasensor, schnellerem Laden, fehlendem drahtlosem Laden und weniger vielseitiger Kamera uns nicht recht überzeugen kann - trotz der verglichen mit dem Pro-Modell günstigeren Preise ab 700 Euro. Die Frage ist: Für wen lohnt sich der Kauf des Oneplus 10T überhaupt?

Oneplus folgt beim Design der Philosophie des 10 Pro: Das 10T hat ebenfalls ein großes Kameramodul auf der Rückseite, das in den Rahmen zu laufen scheint. Anders als beim 10 Pro sind die Ränder des Moduls abgerundet, dafür ist der Übergang zum Rahmen bei unserem türkisfarbenen Modell deutlicher sichtbar.

Gutes Display mit geradem Rand

Das AMOLED-Display des 10T ist 6,7 Zoll groß, hat also die gleiche Größe wie beim 10 Pro. Der linke und rechte Rand des Bildschirms sind allerdings nicht abgerundet, was wir gut finden. Die Auflösung ist mit 2.412 x 1.080 Pixeln niedriger als beim Pro-Modell, zudem handelt es sich nicht um ein LTPO-Display. Das bedeutet, dass zwar 120 Hz unterstützt werden, das Panel allerdings nicht auf akkuschonende 10 Hz herunterregeln kann.

Außerdem passt der Bildschirm des 10T die Farben nicht automatisch an das Umgebungslicht an. Schlecht ist das Display nicht: Die Farben sind gut, dank 120 Hz laufen Menüs flüssig. Im direkten Vergleich mit dem Bildschirm des 10 Pro finden wir letzteren allerdings ein wenig besser.

Während Oneplus beim Display auf ein etwas weniger leistungsfähiges Bauteil setzt, ist der Prozessor des 10T leistungsfähiger als beim 10 Pro. Zum Einsatz kommt Qualcomms Snapdragon 8+ Gen1, also eine etwas aufgemotzte Version des im 10 Pro verbauten Snapdragon 8 Gen1. Im Geräte-Benchmark Geekbench 5 kommt das 10T auf ein Single-Ergebnis von 1.045 Punkten. Das 10 Pro erreicht mit 990 Zählern etwas weniger. Im Alltag können wir zwischen den beiden Smartphones in puncto Systemgeschwindigkeit zugegebenermaßen keinen Unterschied ausmachen; ein wirkliches Verkaufsargument ist der neue Chip gegenüber dem vorigen nicht.

In Deutschland wird das Oneplus 10T mit 8 GByte Arbeitsspeicher und 128 GByte Flash-Speicher oder mit 16 GByte RAM und 256 GByte Flash-Speicher herauskommen. Das Oneplus 10 Pro hingegen gibt es maximal mit 12 GByte RAM. Das 10T verwendet Bluetooth in der neuen Version 5.3, die mehrfache Verbindungen erlaubt. Das 10 Pro hingegen verwendet Bluetooth 5.2. Auch das 10T unterstützt mit aptX, aptX HD, AAC und LDAC eine Reihe verschiedener Bluetooth-Codecs.

Kamera ist gleichzeitig besser und schlechter

Während das 10T bei Chipsatz, Speicher und Bluetooth gegenüber dem 10 Pro im Vorteil ist, macht Oneplus bei der Kamera wieder einen Rückschritt. Statt einer Telekamera als dritter Kamera verwendet Oneplus beim 10T eine Makrokamera, die - wie die Erfahrungen aus der Vergangenheit uns schon haben vermuten lassen - mit ihren 2 Megapixeln äußerst nutzlos ist.

Die Hauptkamera des 10T verwendet einen Sony IMX766 mit 50 Megapixeln und macht im direkten Vergleich mit der Hauptkamera des 10 Pro (Sony IMX 789) vergleichbar gute Fotos. In bestimmten Situationen mit hoher Bilddynamik finden wir die Ausleuchtung der Schatten beim 10T etwas besser. Von der Schärfe her nehmen sich die beiden Hauptkameras nicht viel; das 10 Pro hat eine minimal höhere Kantenschärfe. Auffällig ist, dass die Farben beim Oneplus 10 Pro wärmer und etwas satter sind - wahrscheinlich ein Resultat der Farboptimierung durch Hasselblad, die dem 10T fehlt: Das Smartphone kommt komplett ohne Hasselblad-Schriftzug.

Aufnahmen sehr ähnlich denen des Oneplus 10 Pro

Grundsätzlich nehmen sich die beiden Hauptkameras aber nicht viel. Auch bei der Superweitwinkelkamera des 10T mit ihren 8 Megapixeln stellen wir von der Belichtung her kaum Unterschiede zum 10 Pro fest. Vergrößern wir die Bilder sehr stark, merken wir, dass die Aufnahmen des 10T eine höhere Kantenschärfe haben und weniger verrauscht sind. Allerdings fehlt der Superweitwinkelkamera des 10T die Möglichkeit, Aufnahmen mit deutlich verbesserter Schärfe aufzunehmen, wie es beim 10 Pro möglich ist: Dort lässt sich das Pixel-Binning des 50-Megapixel-Sensors ausschalten und es lassen sich Aufnahmen mit voller Auflösung aufnehmen, die wesentlich schärfer sind.

Bei Teleaufnahmen ist das 10 Pro dem 10T merklich überlegen - sowohl bei der optischen als auch bei der digitalen Vergrößerung. Optisch kann das 10 Pro 3,3-fach vergrößern, beim 10T ohne Teleobjektiv müssen wir hier bereits digital zoomen. Die digitale Vergrößerung ist nicht schlecht, die optische beim 10 Pro ist allerdings deutlich besser. Digital können wir mit dem 10T bis zu 10-fach vergrößern, die Qualität ist dann ebenfalls weniger gut als beim Pro-Modell, das sogar bis 20-fach vergrößern kann.

Für Makroaufnahmen benötigen wir beim Oneplus 10 Pro keinen separaten Modus: Wir können mit dem Smartphone Aufnahmen aus gleicher Entfernung machen wie mit dem 10T und dessen Makromodus. Der Unterschied ist: Beim 10 Pro erhalten wir ein Bild mit 12,5 Megapixeln, beim 10T nur eines mit 2 Megapixeln und schlechterer Qualität. Verbessert hat Oneplus beim 10T hingegen den Nachtmodus: Dieser bringt merklich schärfere Bilder bei schlechter Beleuchtung hervor als der des Pro-Modells. Von der Ausleuchtung her merken wir keine großen Unterschiede - die bessere Bildschärfe ist aber bereits ohne Vergrößerung sichtbar. Videos kann das 10T in maximal 4K mit 60 fps aufnehmen; das 10 Pro hingegen kann 4K-Videos mit bis zu 120 fps und 8K-Aufnahmen mit 24 fps machen.

Insgesamt betrachtet hat Oneplus beim 10T das Kunststück vollbracht, die Kamera verglichen mit dem Oneplus 10 Pro sowohl zu verbessern als auch zu verschlechtern. Der Bildsensor der Hauptkamera in Verbindung mit der Bildverarbeitung bringt im direkten Vergleich mitunter ausgewogener belichtete Bilder hervor, auch der Nachtmodus ist besser - viel mehr Unterschiede gibt es aber nicht. Die Kamera des 10T ist aufgrund des fehlenden Teleobjektivs aber weitaus weniger versatil als die des 10 Pro und im Videobereich eingeschränkter. Die 2-Megapixel-Makrokamera empfinden wir bei einem Gerät dieser Preisklasse als Frechheit. Die Kamera ist insgesamt für uns kein Grund, statt des Oneplus 10 Pro das Oneplus 10T zu kaufen.

Superschnelles Laden - aber nur mit Kabel

Das Oneplus 10T ist das bislang am schnellsten aufladbare Smartphone des Herstellers. Mit dem mitgelieferten Ladegerät lässt sich das Smartphone mit 150 Watt schnellladen. Oneplus zufolge soll es innerhalb von 19 Minuten von null auf 100 Prozent laden, bei uns hat das 20 Minuten gedauert. Verglichen mit den 48 Minuten, die das 10 Pro bei 65 Watt benötigt, ist das deutlich schneller.

Auch beim Akku hat Oneplus es aber geschafft, die Verbesserung mit einer Verschlechterung zu kombinieren: Das 10T lässt sich nicht mehr drahtlos laden - das 10 Pro hingegen mit sehr schnellen 50 Watt sehr wohl. Denkbar ist, dass die Technik für das 150-Watt-Laden keinen Platz mehr für eine Ladespule gelassen hat, ärgerlich ist dieser Rückschritt aber schon. Der Akku des 10T erlaubt uns, einen Film bei voller Helligkeit über 13 Stunden lang abzuspielen - ein guter Wert.

Laut Oneplus aus Platzgründen entfallen ist übrigens der Alert Slider - also der kleine Schiebeschalter, mit dem Oneplus-Smartphones seit Anbeginn der Zeit schnell in den Vibrations- und Stummmodus geschaltet werden konnten. Dieser Schritt wird in Oneplus-Fankreisen sicherlich keinen positiven Widerhall finden. Der Fingerabdrucksensor des 10T ist im Display eingebaut und funktioniert in unserem Test zuverlässig.

Drei neue Android-Versionen und vier Jahre Sicherheitsupdates

Ausgeliefert wird das 10T mit Android 12 und Oxygen OS 12.1, ein Update auf das neue Oxygen OS 13 soll folgen. Das 10T soll das Upgrade dabei noch vor dem 10 Pro erhalten. Oneplus' Benutzeroberfläche ist wie gewohnt übersichtlich, die Neuerungen von Googles Material You gibt es aber nicht - etwa die Möglichkeit, das Farbschema durch das Hintergrundbild bestimmen zu lassen. Immer noch unnötig finden wir die Shelf-Funktion, Oneplus' eigene Alternative zu Googles Discovery-Feed. Shelf lässt sich über einen Wisch nach unten aus der rechten oberen Bildschirmecke aktivieren - eine Funktion, die wir in der ersten Minute unseres Tests deaktiviert haben.

Das Oneplus 10T soll drei Android-Upgrades sowie vier Jahre Sicherheitsupdates erhalten. Da das Smartphone mit Android 12 erscheint und Android 13 noch in diesem Jahr kommen soll, wird das 10T bis einschließlich 2024 neue Android-Versionen bekommen.

Verfügbarkeit und Fazit: Oneplus 10T

Das Oneplus 10T wird in Deutschland in zwei Speichervarianten verfügbar sein. Die Version mit 8 GByte Arbeitsspeicher und 128 GByte Flash-Speicher wird 700 Euro, die Version mit 16 GByte RAM und 256 GByte Flash-Speicher 800 Euro kosten. Das Smartphone soll ab dem 11. August 2022 vorbestellbar sein und am 25. August auf den Markt kommen.

Fazit

Das Oneplus 10T ist ein eigenartiges Smartphone: Oneplus hat zwar einige Punkte verglichen mit dem Oneplus 10 Pro verbessert, an anderer Stelle aber die Hardware auch deutlich abgewertet. Herausgekommen ist ein Smartphone, bei dem wir uns nicht sicher sind, welche Zielgruppe es ansprechen soll.

Die Leistungssteigerung verglichen mit dem 10 Pro halten wir im Alltag für nicht relevant. Die Kamera macht gute Bilder und bei Nacht sogar bessere, ist aber wesentlich eingeschränkter, was den Zoom-Bereich betrifft. Das 10T lädt deutlich schneller als das 10 Pro, kann dafür aber nicht drahtlos aufgeladen werden.

Für fast jede Verbesserung beim 10T hat Oneplus eine kleine Verschlechterung mit eingebaut. Der Hersteller bewirbt das Smartphone als Gerät für Nutzer, die auf Leistung setzen - warum Oneplus allerdings denkt, dass sie eine weniger versatile Kamera, ein schlechteres Display und kein drahtloses Laden haben wollen, erschließt sich uns nicht.

Technische Daten des Oneplus 10T
Oneplus 10 Pro
Display 6,7 Zoll AMOLED, 2.412 x 1.080 Pixel. 60/90/120 Hz Bildrate
Prozessor Qualcomm Snapdragon 8+ Gen1
Speicher 8 GByte LPDDR5-RAM und 128 GByte Flash (UFS 3.1), 16 GByte LPDDR5-RAM und 256 GByte Flash (UFS 3.1)
Kamera 50-Megapixel-Hauptkamera mit f/1.8 und OIS (Sony IMX766), 8-Megapixel-Superweitwinkelkamera mit bis zu 120 Grad Bildwinkel, 2-Megapixel-Makrokamera
Frontkamera 16 Megapixel
Akku 4.800 mAh, Laden mit 150 Watt, kein drahtloses Laden
Netzwerk 5G, Wifi 6, Bluetooth 5.3
Größe 163 × 75,4 × 8,75 mm
Gewicht 204 Gramm
Betriebssystem Android 12 Oxygen OS

Das Oneplus 10T ist etwas günstiger als das 10 Pro, vor allem der Preis des Einstiegsmodells mit 700 Euro erscheint verlockend. Das 10 Pro mit 8 GByte RAM und 128 GByte Speicher kostet bei Oneplus auf Amazon momentan 875 Euro, bis zum 7. August 2022 gibt es noch einen Rabatt von 50 Euro. Im Endeffekt ist das 10 Pro momentan also nur 125 Euro teurer. Das Gesamtpaket beim 10 Pro halten wir bei diesem Preisunterschied für besser.

Letztlich würden wir das Oneplus 10T schlicht auslassen und auf das kommende Oneplus 11 warten: Oneplus wird wohl Anfang 2023 seine neue Smartphone-Generation auf den Markt bringen, die die Hardwarevorteile des 10T und 10 Pro vereinen könnte. Vielleicht entschließt sich Oneplus ja auch, dann wieder ein normales Modell und zusätzlich ein Pro-Gerät zu veröffentlichen - und nicht wie in diesem Jahr nur das Oneplus 10 Pro.


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