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Oldschool: Großartige geistige Nachfolger

Es gibt toll gemachte Spiele, die verblüffend an Klassiker wie Doom oder Ultima erinnern. Golem.de stellt die besten Quasi-Nachfolger vor!
/ Rainer Sigl
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Artwork von Selaco (Bild: Altered Orbit Studios)
Artwork von Selaco Bild: Altered Orbit Studios

Man muss kein sentimentaler Nostalgiker sein, um Spaß an historischen Computerspielen zu haben. Immer wieder stellt sich beim Ausgraben klassischer Games heraus: Hey, das macht immer noch Spaß - selbst dann, wenn Grafik und Präsentation nicht mit aktuellen Hightech-Titeln mithalten können.

Neben einer stetig wachsenden Retro-Community, die auf alter Hardware oder per Emulation die Klassiker hochleben lässt, gibt es viele brandneue Games von kleinen Entwicklerstudios, die der Geschichte Tribut zollen.

Im besten Fall werden so altehrwürdige Ideen entstaubt und mit neuem Komfort in die Gegenwart geholt. Die folgenden modernen Retro-Games sind nicht nur für Nostalgiker einen Blick wert.

Selaco: Und es hat Doom gemacht!

Die Ära der First-Person-Action wurde vor rund 31 Jahren von Doom eingeläutet. Das Herz dieses Klassikers schlägt auch in Selaco(öffnet im neuen Fenster) : Der rasante Oldschool-Shooter beruht auf dem Open-Source-Port GZDoom, beweist aber mit schicken Partikel- und Lichteffekten, dass Retro trotz alter Technik auch in Sachen Ästhetik viel hermachen kann.

Viel wichtiger sind aber die inneren Werte: Das Science-Fiction-Spiel wandert in Sachen Gameplay souverän auf den Spuren von System Shock, Half-Life und Fear.

Das bedeutet einerseits eine handlungsbasierte lineare Spielerfahrung in einer komplexen Umgebung voller Geheimnisse. Andererseits gibt es brachiale und intensive Feuergefechte gegen eine verblüffend clevere Gegnerschar.

Im Early Access sind momentan erst knapp zehn Stunden und damit ein Drittel des geplanten Spielumfangs erlebbar, die haben es aber schon in sich. In Zeiten endloser Multiplayer-Shooter-Klone mühelos einer der besten Solo-Shooter des Jahres.

Erhältlich für Windows-PC; rund 25 Euro (Early Access).

Skald - Against the Black Priory: das ultimative neue Ultima

So weit zurück geht's nicht oft in der Retro-Geschichte: Skald - Against the Black Priory(öffnet im neuen Fenster) nimmt sich die Rollenspiele der C64-Ära als Vorbild. Die frühen Ultima-Teile und obskure Klassiker wie The Magic Candle sind wegen ihrer recht schlichten Grafik auch bei Pixel-Fans inzwischen ein bisschen im Nebel der Vorzeit verschwunden.

Skald geht aber zum Glück über die Reproduktion der Ästhetik hinaus und liefert ein kompakt und erstaunlich gut erzähltes Fantasy-Rollenspiel, das dank kluger Modernisierungen auch für heutige Spieler zugänglich ist.

Die Geschichte verbindet klassische Rundenkämpfe und Würfelproben mit einer düsteren Story, die statt Fantasy-Klischees ein bisschen Lovecraft mitbringt. Ein frisches Spiel im historischen Gewand.

Erhältlich für Windows-PC und MacOS; rund 15 Euro.

Songs of Conquest: Grüße von Heroes of Might & Magic

Wer als Fan von Strategiespielen der großen Zeit von Heroes of Might & Magic, Age of Wonders und King's Bounty nachtrauert, sollte sich Songs of Conquest(öffnet im neuen Fenster) ansehen. Der Titel des unabhängigen schwedischen Entwicklerstudios Lavapotion hat soeben den Early Access verlassen und ist im wunderhübschen Pixelstil rundum gelungen.

In vier spannenden Kampagnen für ebenso viele unterschiedliche Fraktionen geht es in rundenweise Schlachten, und gleichzeitig an das Ausbauen des eigenen Fantasy-Königreichs.

Neben den Kampagnen gibt es Zufallskarten, Koop- und Multiplayerpartien und damit ein Riesenpaket an Retro-Strategie, mit dem sich nicht nur Nostalgiker viele Stunden lang beschäftigen können. Ein modernes Retro-Game, wie es sein soll!

Erhältlich für Windows-PC und MacOS; rund 34 Euro.

Mullet Mad Jack, Crow Country, Isles of Sea & Sky und Sonar Shock

Mullet Mad Jack: Die 80er sind wieder da

Der Stil des First-Person-Shooters Mullet Mad Jack(öffnet im neuen Fenster) mag sich an 80er- und 90er-Jahre-Anime und den ebenfalls in jener Ära angesiedelten frühen Tagen des Shooter-Genres orientieren.

In Sachen Gameplay ist man hier aber ziemlich frisch unterwegs: Fürs Absolvieren jedes einzelnen Levels hat man anfangs nur 30 Sekunden Zeit. Jeder Kill dreht die ablaufende Uhr aber ein paar Sekunden zurück. Zwischen den Einsätzen gibt's eine zufällige Auswahl an Power-ups, die Waffen und Spielstil verändern. Im zehnten Level wartet ein Bossgegner.

Mullet Mad Jack ist nicht nur rasant, sondern hypnotisch und hyperaktiv, ein wahrer Rausch aus Geschwindigkeit und überdrehter Cartoon-Gewalt. Vor solchen Spielen hätten Eltern und Kirchenvereine vor 30 Jahren gewarnt - auch wenn es nur gegen "Roboter-Milliardäre" in den Kampf geht.

Erhältlich für Windows-PC, rund 20 Euro.

Crow Country: Gruseln mit Silent Hill

Der frühe 3D-Look der ersten Playstation-Generation ist seit einiger Zeit nostalgisch heiß begehrt, "Low Poly" hat sich neben dem klassischen Pixel-Art-Style längst als Retro-Stilrichtung durchgesetzt.

Kein Wunder, immerhin sind die Generationen, die mit Resident Evil, Parasite Eve und Silent Hill im Kinderzimmer wohliges Gruseln und richtigen Horror kennengelernt haben, auch schon längere Zeit in einem Alter, in dem sie sentimental auf die eigene Jugend zurückblicken.

Crow Country(öffnet im neuen Fenster) hat die rosa Brille nicht nötig, denn auch ohne Klassiker-Biografie kann das Retro-Survival-Horror-Spiel überzeugen.

Man sollte sich nicht von der nur auf den ersten Blick niedlichen Grafik täuschen lassen: Crow Country ist atmosphärisch dicht, streckenweise ziemlich brutal-blutig und vielleicht einer der besten Horrortitel des Jahres. Mehr Polygone braucht es nicht zum Gruselspaß.

Erhältlich für Windows-PC, Playstation 5 und Xbox Series X/S; rund 20 Euro.

Isles of Sea & Sky: Knoblen mit Sokoban

Das große Sokoban hat als Blaupause für Schiebepuzzles schon jede Menge Nachfolger hervorgebracht, das hübsche Isles of Sea & Sky(öffnet im neuen Fenster) darf sich zu den spannendsten zählen.

Als Schiffbrüchiger rätseln wir uns anfangs recht klassisch von Bildschirm zu Bildschirm. Spätestens in den Dungeons werden die simplen Rätsel aber zunehmend anspruchsvoller.

Unterschiedliche Materialien und Biome verlangen einem durchaus kreative Problemlösungsstrategien ab. Weil das Spiel recht schnell nicht mehr linear, sondern offen ist, kommt sogar ein bisschen Open-World- und Metroidvania-Feeling auf.

Die Grafik erinnert an die 8- und 16-Bit-Ära der ersten Zeldas. Ein netter Soundtrack und viel Humor runden das Rätselabenteuer ab.

Erhältlich für Windows-PC; rund 20 Euro.

Sonar Shock: Nicht bei Shodan petzen!

Zugegeben, das hervorragende Remake des Klassikers System Shock von 2023 hat den Reiz des Originals perfekt wiederaufleben lassen. Wer sich allerdings nostalgisch dessen eigentümliche Bedienung und den im Vergleich recht archaischen Look der frühen 90er-Jahre zurückwünscht, findet im kleineren Sonar Shock(öffnet im neuen Fenster) viel Spaß.

In dem Titel des Entwicklers Raphael Bossniak erforschen wir die Räume eines riesigen sowjetischen U-Bootes und müssen aufklären, wie es zu einer geheimnisvollen Havarie gekommen ist.

Sonar Shock ist als Hommage an System Shock und seine Zeit angemessen klobig geraten, wer sich mit der inzwischen ungewohnten Steuerung (Tank-Controls! Kein Strafing!) arrangiert, findet einen liebevoll nachgebauten Horror-Dungeon-Crawler mit cooler Sowjet-Atmosphäre und viel Retro-Charme.

Erhältlich für Windows-PC und Linux (Steam); rund 8 Euro.


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