Offshore-Windkraft: Verbände kritisieren neues Vergabeverfahren
Laut Branchenverbänden behindert das neue Ausschreibungsdesign für Offshore-Windparks den Ausbau der Windenergie.

Vergabe wie bei Mobilfunkfrequenzen: Die betroffenen Branchenverbände kritisieren das Ausschreibungsverfahren für neue Offshore-Windparks. Es gefährde den Ausbau der Windenergie auf See.
Das novellierte Gesetz zur Entwicklung und Förderung der Windenergie auf See soll den Ausbau von Windanlagen an der Nord- und Ostsee regeln. Doch das im Gesetz festgelegte Ausschreibungsdesign sei "eine zentrale Schwäche", heißt es in einer Mitteilung der Branchenorganisationen BWE, BWO, Stiftung Offshore-Windenergie, VDMA Power Systems und WAB.
Das Verfahren stelle "den Preis für den Ausbau der Flächen in Nord- und Ostsee an die erste und maßgebliche Stelle", heißt es darin."Projektierer müssen künftig - ähnlich wie bei den Versteigerungen der Mobilfunklizenzen - erst Geld auf den Tisch legen, um überhaupt ein Offshore-Windenergieprojekt zu bauen. Statt einem Zuschlag nach den niedrigsten Kosten erhält der Bieter den Zuschlag, der den höchsten Preis für die Nutzungsrechte der Fläche bezahlt."
Strom könnte teurer werden
Dadurch könnten die Kosten steigen: Industriestrom könne um bis zu 21 Euro pro Megawattstunde teurer werden. "Auch der Kostendruck auf die ohnehin durch den fehlenden Ausbau geschwächte Wertschöpfungskette wird - abhängig von der Ausrichtung der Projektentwickler - zunehmen", kritisieren die Organisationen.
Bundesregierung und Offshore-Windindustrie könnten sich grundlegende Fehler nicht leisten, wenn das erste Etappenziel für 2030 erreicht werden solle. "Die Gebotskomponente ist daher schnellstmöglich zu streichen oder wie in den Niederlanden zu deckeln", fordern die Verbände. Im Vordergrund stehen sollten "Nachhaltigkeitskriterien wie die Integration der offshore-produzierten Energie in unser Stromnetz, praktikable und damit realisierbare Dekarbonisierungsbeiträge von geplanten Offshore-Windenergieprojekten, die wirtschaftliche Produktion von grünem Wasserstoff sowie die Stärkung der europäischen Industrie".
Das Gesetz gibt das Ziel vor, dass bis 2045 mindestens 70 Gigawatt Offshore-Windenergieleistung installiert sein sollen. 2030 sollen mindestens 30 Gigawatt bereitstehen, 2035 mindestens 40 Gigawatt. Offshore-Windparks, Windanlagen an Land und Solaranlagen sollen eine wichtige Rolle beim Ausbau der erneuerbaren Energien spielen.
Das im Gesetz definierte Ziel ist ehrgeizig: Aktuell sind 1.501 Anlagen in Betrieb, die zusammen eine Leistung von knapp 7,8 Gigawatt liefern. In der Nordsee stehen derzeit 6,7 Gigawatt zur Verfügung, in der Ostsee 1,1 Gigawatt. In der zweiten Jahreshälfte 2020 stoppte der Ausbau der Windkraft auf See. Inzwischen wird nach Auskunft der Verbände wieder an den Projekten Kaskasi in der Nordsee und Arcadis Ost 1 in der Ostsee gearbeitet. Neue Windräder wurden aber noch nicht errichtet.
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Mit dieser Regelung wird den klassischen Stromkonzernen ein großer Wettbewerbsvorteil...
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