ÖPNV: Viele halten das 49-Euro-Ticket für zu teuer
Im Mai soll das 49-Euro-Ticket kommen. Der Erfolg und der Beitrag zur Verkehrswende werden voraussichtlich nur mäßig sein.

Es kommt im Mai - aber ob es ein Verkaufsschlager wird, ist nicht sicher. Vielen ist das 49-Euro-Ticket offensichtlich zu teuer. Der Beitrag für die Verkehrswende wird wahrscheinlich nicht so groß.
Profitieren werden vor allem diejenigen, die bereits eine Zeitkarte für den öffentlichen Personennahverkehr haben. Für die meisten sinken die monatlichen Kosten und das Angebot wird besser: Sie können damit den ÖPNV überall in Deutschland nutzen. "Es ist davon auszugehen, dass praktisch alle bisherigen Zeitkartenbesitzer auf das 49-Euro-Ticket wechseln werden", sagte Gernot Liedtke vom Institut für Land- und Seeverkehr (ILS), Verkehrssystemplanung und Verkehrstelematik der Technischen Universität (TU) Berlin, dem Science Media Center.
Wer den ÖPNV nur gelegentlich nutze, werde kaum auf das Deutschlandticket genannte Angebot zurückgreifen. Der Preis sei zu hoch, "um sich das Ticket auf Verdacht zu Beginn des Monats anzuschaffen oder gar ein Abo abzuschließen", sagte Liedtke.
Die Mehrheit will das 49-Euro-Ticket nicht nutzen
Laut Mark Andor, Leiter der Forschungsgruppe Prosoziales Verhalten am RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen wird die Mehrheit das Ticket nicht nutzen. Das habe eine Umfrage der Forschungsgruppe und des Meinungsforschungsinstituts Forsa Ende vergangenen Jahres ergeben. Demnach wollen etwa 15 Prozent der Befragten das Deutschlandticket regelmäßig kaufen und nutzen, weitere 10 Prozent sind noch unentschieden. Der Rest, also rund 75 Prozent, hat angegeben, es wahrscheinlich eher nicht zu nutzen.
Für Gelegenheitsnutzer sei das Ticket nicht attraktiv, sagten mehrere Forscher dem Science Media Center. "Mit der Preisgestaltung des 49-Euro-Tickets verschiebt sich die Zielgruppe, da der festgesetzte Preis von 49 Euro die Gelegenheits- und Impulskäufer voraussichtlich ausschließt", sagte Jan Schlüter von der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst in Holzminden.
Andor bestätigt: Seine Forschungsgruppe hatte im Juni vergangenen Jahres Nutzer des 9-Euro-Tickets befragt. Nur etwa 12 Prozent gaben seinerzeit an, ein solches Ticket auch für 49 Euro zu kaufen. Die Hälfte gab an, dass das Ticket für 9 Euro für sie infrage käme. Zu ähnlichen Ergebnissen kam auch die Forschungsgruppe Digitale Mobilität und gesellschaftliche Differenzierung des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB): "Unsere Forschungen haben ergeben, dass 29 Euro für einen Monat ein Preis wäre, bei dem die allermeisten Verkäufe zu erwarten wären", sagte deren Leiter Andreas Knie. "Jedenfalls sind 49 Euro zu teuer, um wirklich einen großen Durchbruch zu schaffen."
Die Autonutzung wird kaum geringer
Entsprechend erwarten die Wissenschaftler auch keine großen Einsparungen an Kohlendioxidemissionen. "Bisherige Erfahrungen mit kostenlosen ÖPNV-Angeboten und die Erfahrung mit dem 9-Euro-Ticket deuten darauf hin, dass kein starker Rückgang der Autonutzung zu erwarten ist", sagte Andor. "Für eine bestimmte Gruppe von Haushalten, insbesondere Pendlerinnen und Pendler mit guter ÖPNV-Anbindung, könnte das Ticket jedoch dazu führen, dass sie auf ihr Auto oder eines ihrer Autos verzichten, was für diese Gruppe zu starken Mobilitätsverlagerungen führen könnte. Gemessen an der Gesamtbevölkerung ist diese Gruppe jedoch voraussichtlich zu klein, um einen substanziellen Einfluss auf die aggregierten CO2-Emissionen zu nehmen."
Es liege aber nicht nur am Preis allein, dass die Menschen nicht auf den ÖPNV umsteigen. Außerhalb der großen Städte sei das Angebot nicht attraktiv - da sind sich die Forscher einig. Die augenblickliche Struktur des ÖPNV sei "morsch" und "im Kern eine Resterampe - erdacht für Menschen, die keinen Führerschein haben", kritisierte Knie."Die Angebote werden lieblos platziert und können die aktuellen Anforderungen einer Automobilgesellschaft nur noch in den ganz großen Städten bedienen. Im ländlichen Raum funktionieren Busse und Bahnen nahezu ausschließlich als Schüler- und Auszubildendenverkehre."
Zwar seien im ÖPNV "eine attraktive Preisgestaltung und ein gutes Angebot nötig", sagte Andor vom RWI. "Es ist jedoch anzunehmen, dass dies allein nicht reicht und zudem Privilegien der Autonutzung reduziert werden müssen, wenn eine stärkere Verkehrsverlagerung wirklich erreicht werden soll." Sein Team arbeite an einem "Gesamtkonzept der Bepreisung des ÖPNV, aber auch des Autofahrens", das in Kürze vorgestellt werden soll.
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Nein du hast nicht Argumentiert, du hast eine Aussage getroffen, wie nur keine Verbote...
weil für die 20 km mit dem Auto 30 Minuten gebraucht werden, mit den öffentlichen leider...
Muss nicht mal ein kleines Auto sein. Ist aktuell ein Model 3 Performance, also...
Ja!
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