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Nvidia Geforce GTX 1080 Ti Retro-Test: Eine Grafikkarte aus der goldenen Zeit?

Der Enthusiasmus bei GPU -Launches ist verflogen. Wir schauen, was bei der letzten wirklich beliebten Karte so viel besser war.
/ Martin Böckmann
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Die Nvidia Geforce GTX 1080 Ti wird gelegentlich als Greatest of all time bezeichnet. (Bild: Nvidia)
Die Nvidia Geforce GTX 1080 Ti wird gelegentlich als Greatest of all time bezeichnet. Bild: Nvidia

Als Nvidia im März 2017 die Geforce GTX 1080 Ti ( Test ) vorstellte, schien die Welt noch in Ordnung zu sein. Jedenfalls beim ersten Blick durch die rosarote Nostalgiebrille, denn die heute allgegenwärtige Kritik an zu hoher Leistungsaufnahme und Preisen gab es damals schon. Dennoch wird die GTX 1080 Ti heute in Forendiskussionen als Goat (Greatest of all time) betitelt. Wir schauen, warum das so ist.

Schon beim Speicher zeigt sich, dass eine für ihre Zeit überdimensionierte Ausstattung später Vorteile haben kann. Die Nvidia Geforce GTX 1080 Ti verfügt über 11 GByte GDDR5X-Speicher an einem etwas ungewöhnlichen 352-Bit-Speicherinterface. Der heutigen Diskussion um die Obsoleszenz von 8-GByte-Grafikkarten entgeht das letzte Modell der GTX-Serie damit bereits.

Bei den Ports auf der Rückseite erkennen wir auf den ersten Blick keinen Unterschied. Drei Displayport-Anschlüsse sowie einmal HDMI sind auch heute üblich, aber die Spezifikationen unterscheiden sich. Displayport 1.4a und HDMI 2.0 sind noch immer für 4K-Monitore geeignet, allerdings nur bis 120 Hertz. Wer keinen absoluten High-End-Monitor besitzt, hat also mit der Geforce GTX 1080 Ti bis heute keinerlei Probleme, einen neuen Monitor zu verwenden.

Der letzte große Architektursprung

Der wohl größte Faktor für die vermeintliche Stagnation bei der GPU-Entwicklung ist jedoch bei der Rasterleistung der GPU zu finden. Dazu sei gesagt, dass es ohnehin keine Alternative gibt, denn hardwarebeschleunigtes Raytracing und DirectX 12 Feature-Level 12.2 gibt es erst seit der RTX-20-Serie ( Test, G+ ) (Turing) aus dem Jahr 2018.

Im Vergleich der vorherigen fünf Grafikkartengenerationen fällt uns auf, dass die Rasterleistung zwar durchaus steigt, allerdings ist dafür zu einem größeren Teil die Nutzung von mehr Recheneinheiten ursächlich. So hat die Geforce GTX 1080 Ti für 28 SMs (Shader Multiprozessoren). Ihre Rasterleistung entspricht grob einer heutigen Nvidia Geforce RTX 5050 mit 20 SMs, die zudem eine deutlich höhere Taktfrequenz erreicht. Die rund 20 Prozent schnellere RTX 5060 hat bereits 30 SMs.

Es lässt sich durchaus argumentieren , dass die großen Sprünge in der Architekturentwicklung bereits abgeschlossen sind, denn pro Taktzyklus scheint die Performance kaum höher zu sein. Neue Entwicklungen und durchaus beachtliche Fortschritte gibt es zwar, diese betreffen aber fast ausschließlich neue Funktionen.

Wer die nicht nutzt, bekommt vom weiterhin beachtlichen Entwicklungstempo wenig mit. Wir haben daher ausprobiert, was die GTX 1080 Ti im Jahr 2025 ohne Raytracing und KI leistet.

Kaum ein Upgrade notwendig: die GTX 1080 Ti in Benchmarks

Bei der Auswahl der Spiele und Tests sind wir durch die fehlenden Raytracing-Fähigkeiten etwas eingeschränkt, doch ist das laut den Steam-Statistiken in der Mehrzahl der Fälle gar kein Hindernis. Am häufigsten werden nämlich ältere Titel gespielt, die teilweise zwar etwas mit neueren Features anfangen können, sie aber nicht voraussetzen.

Das Alter der Grafikkarte täuscht aus heutiger Sicht über die zu erwartende Leistung, denn bereits damals war die Grafikkarte als Nachfolger der Nvidia-Titan-X für 4K-Inhalte mit hohen Details ausgelegt. Das Ergebnis ist oft überraschend gut und zeigt deutlich, warum die Erwartungen an Grafikkarten im Preisbereich zwischen 300 und 500 Euro heutzutage oft enttäuscht werden. Es gibt aber auch klare Nachteile gegenüber neueren Modellen.

Im gerade frisch erschienenen World of Warcraft: Mists of Pandaria Classic erreichen wir mit der Grafikstufe 10 mit deaktiviertem MSAA durchschnittlich 90-fps in der offenen Welt sowie 120-fps in geschlossenen Räumen auf einem 4K-Display. In niedrigeren Auflösungen ist die Bildrate - starke CPU vorausgesetzt - immer dreistellig.

Für die großen Titel noch immer ausreichend

Ähnlich geht es uns in Counter-Strike 2, League of Legends, Apex Legends, Fortnite und selbst AAA-Titeln wie Rise of the Tomb Raider und Hogwarts Legacy, jeweils vorausgesetzt, dass kein MSAA in hohen Auflösungen hinzugeschaltet wird. Auch GTA V Enhanced Edition läuft auf der Geforce GTX 1080 Ti gut. Noch heute ist 4K-Gaming mit Nvidias letzter GTX-Grafikkarte mit mehr als 60-fps möglich.

Gänzlich inkompatibel sind hingegen Spiele, die Raytracing oder VRS 2 (Variable Rate Shading) voraussetzen. Die gute Raster-Performance der GTX 1080 Ti ist in diesem Fall hinfällig, da die Spiele gar nicht starten. Ebenso quittieren diverse KI-Tools zum Betrieb lokaler LLMs mit Fehlermeldungen den Dienst oder nutzen ungefragt die CPU für Berechnungen, da sie keine Tensor-Kerne vorfinden.

Für Streamer bedingt geeignet

Die professionelle Nutzung der Grafikkarte ist ebenfalls im Vergleich zu neueren Grafikkarten eingeschränkt, was jedoch wie beim Raytracing längst nicht alle Szenarien betrifft. Zwar ist die Encoding-Qualität beim Streamen und Aufnehmen geringer als beim NVENC der neunten Generation in Blackwell-GPUs, das fällt aber nur bei niedriger Bitrate wirklich auf.

Gänzlich fehlen lediglich AV1 und HEVC im 4:2:2-Farbprofil. Hier haben die neuen Blackwell-Grafikkarten einen Qualitätsvorteil, wenn Videos per GPU-Beschleunigung exportiert werden sollen. In-Home-Streaming per Steam funktioniert hingegen auch mit der Nvidia Geforce GTX 1080 Ti, eine Runde Hogwarts Legacy ließ sich problemlos und in guter Qualität auf unser Macbook Air und das Valve Steamdeck streamen. Selbst für unsere Anleitung zur Cloud-Workstation ( Golem Plus ) ist die Grafikkarte also weiterhin geeignet.

Was neue Grafikkarten besser können

Im Rückblick zeigt sich, dass bis zu einer Auflösung von 2.560 x 1.440 Pixeln eigentlich gar keine neue Grafikkarte erforderlich ist, insbesondere, da Raytracing zusätzliche Leistung benötigt und damit effektiv doch eine noch etwas stärkere Grafikkarte benötigt wird, um wirklich mithalten zu können.

Trotzdem wird auch deutlich, dass die Entwicklung mit der Geforce GTX 1080 Ti keinesfalls endete. Zwar sind gute Bildraten in einigen der beliebtesten Spiele durchaus möglich, dafür braucht es aber 250 Watt und eine GPU, die deutlich über 80 Grad warm wird. Zum Vergleich: Die ähnlich schnelle Nvidia Geforce RTX 5050 erreicht die gleiche Performance bei maximal 130 Watt. Umso ärgerlicher ist es, dass Nvidia hier beim Speicher gespart hat, andernfalls wäre die neuere Einstiger-Grafikkarte in jedem Punkt besser.

KI-unterstützte Anwendungen wie Nvidia Broadcast, mit denen sich Hintergrundgeräusche des Mikrofons entfernen und auch der Kamerahintergrund austauschen lassen, sind auch für günstigere RTX-Grafikkarten verfügbar; für GTX-Modelle sind sie gar nicht nutzbar. Ein weiterer Punkt für neuere GPUs.

Nvidia Geforce RTX 1080 Ti: Fazit

Ist die goldene Ära der GPU-Entwicklung wirklich vorbei? Das hängt ganz vom Anwendungsszenario ab. Wer, wie einige unserer Redakteure, die aktuellsten Grafikfunktionen nutzen und die oft klar bessere Beleuchtung und Schattierung von Raytracing genießen will und zudem eine sehr flüssige Darstellung bei 240 Hertz bevorzugt, wird die RTX-Serie und selbst anfänglich kritisierte Funktionen wie DLSS nicht mehr missen wollen.

Wenn es jedoch um native Darstellung in den am weitesten verbreiteten Bildschirmauflösungen 1.920 x 1.080 Pixeln und 2.560 x 1.440 Pixeln bei gleichzeitigem Verzicht auf Raytracing und DLSS geht, hat die Entwicklung mit der Nvidia Geforce GTX 1080 Ti durchaus eine Art Höhepunkt erreicht. Auch für 4K-Inhalte ist die Grafikkarte oft noch schnell genug.

Schnellere GPUs gibt es zwar, eine aktuelle Geforce RTX 5090 ist beispielsweise auch in der Rasterleistung mehr als dreimal so schnell. Sie kostet allerdings basierend auf dem jeweiligen Launch-Preis auch in der Anschaffung grob das Dreifache und hat eine 2,3-fach höhere Leistungsaufnahme. Von einer deutlich verlangsamten Entwicklung kann man also durchaus sprechen.

Bei einer Neuanschaffung empfehlen wir trotzdem eine neuere Grafikkarte, etwa eine AMD Radeon RX 9060 XT mit 16 GByte Speicher. Die kostet zwar deutlich mehr als eine Nvidia Geforce GTX 1080 Ti, die auf Ebay derzeit für rund 130 Euro gehandelt wird, dafür gibt es noch mehrere Jahre Treiberunterstützung, Raytracing und KI-Fähigkeiten für zukünftige Spiele und Anwendungen.

Was in der Nostalgie oft vergessen wird, ist der Neupreis der Grafikkarte. Denn der lag bei 840 Euro, Custom-Modelle der Boardpartner teilweise sogar über 1.000 Euro. Als absolute High-End-Karte war die Geforce GTX 1080 Ti keinesfalls günstig. Die heutige 400-Euro-Klasse übertrifft ihre Leistung in jedem Punkt.


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