Nummer 116117: Arzttermine bei Doctolib statt bei kassenärztlichem Service

Patienten lassen sich Arzttermine lieber über Privatanbieter vermitteln als über die kassenärztliche Terminservicestelle. Das geht aus einer Kleinen Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor. "Ärzt:innen bieten freie Termine oft lieber über kommerzielle Onlineportale an als über ihre eigene Organisation, weil die KVen die Digitalisierung verschlafen haben" , sagte die Abgeordnete Kathrin Vogler (Die Linke) dem Spiegel. Vielfach würden offene Termine beim Patientenservice der Kassenärzte gar nicht mehr angezeigt.
Eigentlich ist für die Arztsuche der kassenärztliche Bereitschaftsdienst mit der Nummer 116 117 zuständig, der auch digital Termine vermittelt. Zuletzt stieg die Nutzung: 672.135 Arzttermine wurden 2022 vermittelt, fast dreimal so viele wie im Jahr 2018. Doch private Terminserviceanbieter wie Doctolib werben mit einer Million Terminvermittlungen im Monat.
Zugleich seien die Patienteninformationen aus Datenschutzgründen bei Privatunternehmen schlecht aufgehoben, erklärte die Abgeordnete. Dennoch sehe die Bundesregierung keinen Handlungsbedarf, kritisierte Vogler.
Doctolib in der Kritik
So fand das Onlineportal Mobilsicher im Juni 2021 heraus, dass die Doctolib-App sensible Daten an die Plattformen für Onlinewerbung Facebook und Outbrain weitergab. Konfrontiert mit den Untersuchungsergebnissen entfernte Doctolib das beanstandete Datensenden umgehend.
Das habe ein erneuter Test am 21. Juni bestätigt, schrieb Mobilsicher.de. Man habe die Daten übertragen, um den Erfolg der Marketingkampagnen zu messen, erklärte Ilias Tsimpoulis von Doctolib das Vorgehen. Zudem habe man veranlasst, dass die bisher an die Plattformen weitergegebenen Daten gelöscht würden.



